Institut für Soziologie
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Institute
In der vorliegenden Arbeit werden Kennzeichen und Probleme der Lebensführung junger Geflüchteter auf Grundlage qualitativer Interviews mit jungen Geflüchteten, die von Sozialarbeitenden als problematische und/oder schwer erreichbare Fälle beobachtet werden, rekonstruiert. Hierfür wurden Konzepte und Dimensionen von Lebensführung aufbereitet, verschiedene Beobachtungsangebote auf Probleme der Lebensführung erarbeitet und Soziale Arbeit als eine auf Probleme der Lebensführung bezogene, wohlfahrtsstaatlich organisierte Hilfe bestimmt. Kennzeichen der Lebensführung junger Geflüchteter werden nicht nur aus dem empirischen Material heraus entwickelt, sondern auch umfassend entlang des deutschsprachigen Forschungsstandes herausgearbeitet. Die Arbeit bietet darüber hinaus eine vertiefende Analyse zu Bedingungen und Einflussfaktoren auf den Aufbau und die Gestaltung von Arbeitsbündnissen und eine abschließende Diskussion der Forschungsergebnisse im Kontext Sozialer Arbeit.
Sexuelle Gewalt unter Jugendlichen stellt in Deutschland ein relevantes Phänomen dar, von dem auch Jugendliche betroffen sind, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe leben. Verschiedene Forschungsergebnisse verweisen darauf, dass sexuelle Gewalt und ihre Verhinderung eng mit der Geschlechtlichkeit der Akteure und ihren Vorstellungen von Sexualität verbunden sind. An diese Erkenntnisse knüpft die vorliegende Arbeit an und beschäftigt sich mit den Fragen, ob und wie Jungen aus der stationären Jugendhilfe über sexuelle Gewalt erzählen und welche Bedeutung Männlichkeiten dabei haben. Entsprechend werden subjektive Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und sexueller Gewalt in die Analyse miteinbezogen. Im Zuge eines qualitativ-rekonstruktiven Forschungsprozesses wurden bereits existierende Interviewdaten im Rahmen einer Sekundärnutzung in Anlehnung an das integrative Basisverfahren nach Kruse ausgewertet und die Ergebnisse der Fallanalysen auf der Grundlage von Rekonstruktionen und Kontrastierungen übergreifender zentraler Motive und Thematisierungsregeln zu vier analytischen Typen gebündelt, die unterschiedliche Erzählpositionen zu sexueller Gewalt darstellen. Hierbei beziehen sich die Auswertungen schwerpunktmäßig auf Erzählungen zurückliegender, sprachlich aufgearbeiteter sexueller Übergriffe, die als Erfahrungswissen zu sexueller Gewalt rekonstruiert wurden. Nach dem Typ »Der ehemals Übergriffe«, werden im Verlauf der Arbeit die Typen »Der intervenierende Bystander«, »Der nicht-intervenierende Bystander« und »Der Unerfahrene« kontrastiv ausgearbeitet. Aufbauend auf der Ergebnisdarstellung werden abschließend Folgerungen für eine mit Geschlechtervorstellungen arbeitende Soziale Arbeit im Kontext von Prävention sexueller Gewalt und sexueller Bildung sowie für weitere Forschung im Themenfeld abgeleitet
Hintergrund
Bei der vorliegenden kumulativen Dissertation handelt es sich um eine Interventionsforschung. Als solche ist sie eingebunden in ein innovatives, interprofessionelles Schmerzrehabilitationsprogramm, an welchem die Klinische Soziale Arbeit massgeblich beteiligt ist. Dieses Programm, das Berner ambulante interprofessionelle Rehabilitationsprogramm für Menschen mit chronischen Schmerzen (BAI), steht exemplarisch für die Rehabilitation als wichtiges Arbeitsfeld der Klinischen Sozialen Arbeit. Im Manteltext, der die vier unabhängigen Studien in einen thematischen und methodischen Zusammenhang einordnet, wird entsprechend in die Klinische Soziale Arbeit und in das der Arbeit zugrundeliegende Verständnis von Gesundheit, Evidenzbasierung und Arbeitsfähigkeit eingeführt, bevor das Phänomen chronischer Schmerz und das Berner Ambulante Interprofessionelle Rehabilitationsprogramm für Menschen mit chronischen Schmerzen (BAI) sowie die Evaluation komplexer Programme besprochen werden.
Ziele
Ziel der Dissertation ist es, einen Beitrag an die Evidenzbasierung der Klinischen Sozialen Arbeit und damit an die Verankerung der Profession im Gesundheitswesen zu leisten. Dadurch sollen Menschen, die von chronischen Schmerzen betroffen sind, zukünftig noch besser behandelt, ihre Teilhabemöglichkeiten (z.B. am Lebensbereich Arbeit) erweitert und ihre Fähigkeit zur gelingenderen Lebensführung bei chronischem Schmerz verbessert werden. Dazu wird in dieser Dissertation erstens die Frage nach Möglichkeiten der interventions- und gegenstandsangemessenen Erfassung von Arbeitsfähigkeit geklärt und zweitens die Bedeutung sozialer Kontextfaktoren für die Arbeitsfähigkeit bei chronischen Schmerzen untersucht.
Studie I beantwortet die Frage, welche existierenden deutschsprachigen Assessments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit bei Klientinnen und Klienten mit chronischen Erkrankungen zu validen Resultaten führen und praktikabel sind. Studie II untersucht die Frage, bei welchen Items eines bestimmten Instruments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit (dem iPCQ) Patient*innen in der deutschsprachigen Schweiz Probleme haben die Fragen, Erläuterungen und Anweisungen im intendierten Sinne zu verstehen, die für die Beantwortung der Items nötigen Informationen im Gedächtnis abzurufen, sich für eine Antwort zu entscheiden und zu antworten. Zudem untersucht sie, welcher Art die Probleme sind und was zu deren Behebung beitragen könnte. Studie III beantwortet die Frage, welche Kontextfaktoren sich aus der Perspektive von Menschen mit chronischen, muskuloskelettalen Schmerzen, die an einem interprofessionellen Rehabilitationsprogramm teilnehmen, auf eine Veränderung ihrer Arbeitsfähigkeit auswirken und wie es dazu kommt.
Studie IV untersucht schlussendlich, welche inklusions- und teilhabebezogenen sozialen Faktoren bei Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden mit Produktivitätsverlust assoziiert sind.
Methoden
Diese Dissertation besteht aus vier methodisch eigenständigen Studien. Studie I ist eine systematische Literaturrecherche, bei der acht Datenbanken (Medline, CINAHL, PsycInfo, Cochrane HTA, DARE, CCMed, Sowiport und BASE) durchsucht wurden. Dabei wurden folgende Suchbegriffe verwendet: Assessment, Chronische Erkrankung, Arbeitsfähigkeit, Validität und Praktikabilität. Die dadurch gefundene Literatur wurde anhand inhaltlicher und qualitativer Kriterien überprüft und in die Studie ein- oder von ihr ausgeschlossen. Studie II ist eine qualitative Validierungsstudie. Im Rahmen dieser Studie haben wir kognitive Interviews mit Menschen mit chronischen Krankheiten und mit Fachpersonen durchgeführt und basierend auf der Framework-Methode analysiert. Studie III ist eine Realist Impact Evaluation, für welche problemzentrierte Interviews mit acht ehemaligen BAIAbsolvent* innen durchgeführt und mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet wurden. Studie IV ist eine hierarchische Regressionsanalyse. Abhängige Variable war der Produktivitätsverlust gemessen mit dem iPCQ, unabhängige Variablen waren die Schmerzstärke sowie demographische und soziale Kontextfaktoren, die im Schmerzregister der Klinik erhoben werden.
Resultate
Studie I zeigte, dass grundsätzlich validierte und praktikable Instrumente zur Erhebung von Arbeitsfähigkeit in der Klinischen Sozialen Arbeit und der interprofessionellen Praxis und Forschung zur Verfügung stehen, dass aber im spezifischen Kontext sorgfältig geprüft werden muss, welches Instrument sich für die jeweiligen Ziele, Ansprüche, Klient*innengruppen und die zur Verfügung stehenden Ressourcen eignet und dass für einige der Instrumente weiterer Bedarf besteht, die verschiedenen Quellen der Validität für die Nutzung in einem bestimmten Kontext zu überprüfen.
Mit Studie II konnten die in der Forschungspraxis festgestellten Probleme bei der Nutzung des iPCQ in Bezug auf das Verständnis von Fragen und Anweisungen, den Abruf von Informationen aus dem
Gedächtnis, den Entscheidungsprozess und das Konstrukt bestätigt, neu aufgedeckt und erklärt werden. Sie können helfen, den iPCQ weiterzuentwickeln für die Nutzung bei Menschen mit chronischen
Erkrankungen und weitere Schritte zur Unterstützung der Validität der deutschen Version des iPCQ einzuleiten.
Die Resultate von Studie III können helfen, das komplexe Wechselwirkungsgeschehen zwischen sozialen Kontextfaktoren, Mechanismen und der Fähigkeit, nach einer Rehabilitation trotz Schmerzen am Lebensbereich Arbeit zu partizipieren, besser zu verstehen und Schmerzrehabilitationsprogramme darauf aufbauend weiterzuentwickeln. Die Studie hat gezeigt, dass soziale Kontextfaktoren und damit in Verbindung stehende Mechanismen die erreichbaren Outcomes eines komplexen, interprofessionellen Rehabilitationsprogramms nicht nur während der Intervention, sondern bereits vor Antritt und insbesondere auch in der Phase unmittelbar nach Ende der Intervention stark beeinflussen können.
Studie IV hat gezeigt, dass teilhabebezogene soziale Kontextfaktoren auch in unserem konkreten Sample von Menschen, die von chronischen Schmerzen betroffen sind in einem Zusammenhang stehen mit der Arbeitsfähigkeit.
Diskussion
Die Resultate der Studien I und II ergänzen die Resultate anderer Validierungsstudien zum iPCQ, indem sie insbesondere die Validitätsquellen «Antwortprozesse» und «Konsequenzen der Testung» für die Nutzung des iPCQ bei Menschen mit chronischen Krankheiten in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum abdecken. Sie legen die Grundlage dafür, dass die Validität des Fragebogens weiter verbessert werden kann. Die aus den Ergebnissen abgeleiteten Vorschläge an die Entwickler*innen sind jedoch nicht als finale Empfehlungen, sondern als erster Schritt hin zu einer validierten deutschsprachigen Version des iPCQ für den Einsatz bei Menschen mit chronischen Krankheiten zu verstehen. Als nächstes kann nun eine sprachkompetente und -sensible Übersetzung des niederländischen Originalfragebogens ins Deutsche erfolgen. Ein weiterer Schritt kann dann in Anlehnung an Beatons Empfehlungen für transkulturelle Übersetzungen von Erhebungsinstrumenten (cross-cultural translations) die kritische Diskussion der Übersetzung in einer Expert*innengruppe sein, um die unterschiedlichen Versionen zu konsolidieren. Studie III hat generell bestätigt, dass chronischer Schmerz die für die Lebensführung zur Verfügung stehenden Gesamtressourcen eines Menschen derart einschränken kann, dass die Gefahr besteht, dass einige Lebensbereiche nicht mehr aktiv gestaltet oder gepflegt werden können. Der Wegfall dieser (oftmals regenerativen) Lebensbereiche kann zu einer Disbalance der gesamten Lebensführung führen, welche auch die Teilhabefähigkeit an (re)produktiven Lebensbereichen wie dem Lebensbereich Arbeit und Beschäftigung bedroht. Mit den Resultaten der Studien III und IV wurde bestätigt, dass der chronische Schmerz auch als soziales Phänomen zu begreifen, zu beschreiben und schlussendlich zu behandeln ist. Es hat sich gezeigt, dass chronischer Schmerz ein eigentlicher «Teilhabezerstörer» ist. Am chronischen Schmerz wird die Bedeutung der sozialen Dimension des biopsychosozialen Verständnisses von Gesundheit und Krankheit für das Individuum und die Gesellschaft deutlich.
Community-based health promotion approaches have proven to be very appealing and effective in rural and under-resourced countries such as Afghanistan. Surprisingly, however, empirical evidence and practical recommendations are lacking for Afghanistan, a country with some of the worst health indicators worldwide (e.g., maternal mortality rate). The purpose of this mixed-method exploratory case study was to identify community-based approaches to health promotion in Afghanistan and the factors that lead organizations and activities to succeed and sustain despite challenging circumstances. The author conducted extensive secondary research, a scoping review, 28 semi-structured oral qual- itative interviews with people working in health projects in Afghanistan, and obtained 22 written responses to a qualitative questionnaire sent to NGOs working in the health sector in Afghanistan as well. After transcribing and analyzing the content, she was able to exhaustively explore the topic by integrating and triangulating multiple perspectives.
First, she presented the findings regarding the prerequisites for and determinants of health in Afghanistan by contrasting qualitative and quantitative data. This comprehensive overview illustrated not only the poor conditions and numerous challenges but also the diversity within the country. Second, she described the findings on the Afghan health system, structured along the components of the WHO Health System Framework. This allows for comprehending the well-planned strategies and comparing them to the actual situation. Third, she identified most (NGO-supported) healthcare providers and conducted a gap analysis of existing activities in 13 areas of health. Fourth, the qualitative findings provided insights into the concept of health, common health practices, community-based healthcare approaches, and success factors for working in Afghanistan. Overall, there are various health activities and approaches to health promotion in Afghanistan. The most successful approaches were those that work in the community, with trained female health workers who are trustworthy, committed, and paid, and who provide curative as well as preventive and promotive services. For working successfully in the Afghan setting, trust, collaboration with leaders, community participation, and training are highly recommended. Nonetheless, all activities took place in a context characterized by insecurity, corruption, poverty, low level of education, and cultural constraints.
The author proposed the concept of “health care plus and beyond” as an approach applicable to all providers. This concept includes taking care of the immediate health need of the person and, at the same time, empowering them to improve their health. In conclusion, there is a great need for health promotion and health education in Afghanistan, which is worth exploring further. This study could not provide a complete picture, but it does pro- vide a very good first-hand understanding of the numerous influencing factors and facets of community-based health promotion, thus providing numerous starting points for further research and practice.
Globalization, digitalization, global pandemics, climate change, and infodemic pose increasing challenges to individuals, communities, and societies, which require good health literacy to maintain and promote health. Empirical evidence on HL (health literacy) has rapidly increased worldwide and exposed the inadequate levels of HL in most countries. Especially people with low socioeconomic background, low educational attainment, and migrants are considered vulnerable to low HL, based on quantitative studies and conclusions. A group that is multiply affected and variously described as vulnerable is people of Afghan descent. However, empirical evidence on their actual HL and their HL practices in everyday life is scarce. To empower people to respond adequately to current and future health-related changes, a good knowledge of HL in the relevant population group is indispensable. Since recent qualitative studies indicate that health literacy can only be adequately described as a real practice in its specific context and unique situation, I explore in this dissertation how HL can be captured and described as a contextual, situational social practice, using the example of people of Afghan descent with different research methods. This work incorporates three major research projects, each employing different methods to explore HL among Afghans and provide relevant insights into the concept of HL.
Research on health and health literacy is diverse, so it is important to begin this work by outlining the different understandings of health and health literacy and common strategies for promoting them. Since health is understood from a health promotion perspective as a positive, comprehensive concept in a socio-ecological context, HL is consequently not understood as an individual autonomous skill but as a contextual, social practice. Accordingly, health and HL are also described in context by the groups under consideration, and their possible influence on HL is shown. The use of the term vulnerable is critically examined, and the focus is shifted away from the characteristics of the individual to the influencing circumstances. Based on raw determinants and health outcomes, HL in Afghanistan is rated as low. Given the diverse data on immigrant populations and the different theories explaining their health status, it is shown that immigrant populations face many pressures and need to acquire new HL. Third, building on the course offering: language course, it is argued that those participating in it (including Afghans) need to improve their HL. Building on account of the health literacy of so-called vulnerable groups, which traced the complexity and heterogeneity, it is concluded that HL needs to be understood and explored as a contextual, situational, social practice to adequately describe HL. Therefore, in the three research projects, special emphasis is placed on the respective overall social context, the situation's specifics, the use of language, the actual actions, and the meaning of social others. Furthermore, it is examined what can be learned from the respective methodological approach to HL with regard to HL as a contextual, situational social praxis, as well as how the vulnerability or resource wealth of the target group and the vulnerability- or capability-producing context are revealed. Last, important lessons for HL promotion were derived from all three projects.
The first four contributions are from a quantitative, cross-sectional study in central Afghanistan that examines HL, determinants, outcomes, but also quality of life, and beliefs in two groups of people influential to health, heads of households (N= 524) and female patients and/or caretakers (N=322). Participants were in a two-stage randomization process identified and orally interviewed by trained interviewers of the same sex. The study provides empirical evidence of poor determinants of health and health outcomes, health behaviors that need improvement, and low health literacy. The analysis showed that HL is largely related to schooling opportunities (for women). Surprisingly, despite adverse circumstances, an astonishing number of Afghans exhibit positive health behaviors. A qualitative examination of the items of the HLS-EU-Q16 shows which activities are particularly difficult and, at the same time, particularly prerequisite-rich, which should also be better researched in the future for developing interventions.
The second three contributions stem from the ELMi research project, which ethnographically researched the HL of immigrant youth (including three Afghan refugees) in everyday life and embedded the findings in a review and theoretical considerations. The limitations of reviews for describing HL in vulnerable groups became obvious in these three theoretical contributions. Furthermore, the frequent, mostly implicit theoretical orientation of HL as an individual rational-choice model and three alternative models for the description of HL were presented, a difference-deficit model was introduced, and a plea for applying sociological theories, especially the capability approach, was given. Overall, the ethnographic studies revealed the need for further studies of vulnerable groups from a salutogenic perspective, the conceptualization of HL as family HL, and the interwovenness of analog and digital worlds and respective HL.
The third three contributions are from the SCURA research project, which ethnographically explored the role of health and health literacy in language and integration courses and developed appropriate methods for promoting HL in them. The contribution of integration courses to the promotion of HL was presented in detail, the corridor of possible interventions was explored and described, and concrete suggestions were made as to how the knowledge gained from language didactics can be transferred to health promotion and how language-sensitive health promotion can be used as an effective and sustainable method.
Finally, the key strengths and limitations of the studies were highlighted, and the question of 'vulnerability' was revisited in light of the results found. Furthermore, the five aspects of HL as a contextual, situational, and social practice were re-examined with the help of the results obtained, and other studies, recommendations for the promotion of HL through context, acquisition, and targeted support were presented, and the capability approach was applied to the results.
In many ways, this multi-project, multi-method, multi-perspective approach to HL of so-called vulnerable groups highlighted the need to describe HL as a contextual, situational social practice. Since many new, little-trodden paths were taken in this work, this work can serve as an impetus for many other researchers to critically examine the topic. The work unmistakably revealed how relevant a good understanding and targeted, context-sensitive promotion of HL is.
Globalization, digitalization, global pandemics, climate change, and infodemic pose increasing challenges to individuals, communities, and societies, which require good health literacy to maintain and promote health. Empirical evidence on HL (health literacy) has rapidly increased worldwide and exposed the inadequate levels of HL in most countries. Especially people with low socioeconomic background, low educational attainment, and migrants are considered vulnerable to low HL, based on quantitative studies and conclusions. A group that is multiply affected and variously described as vulnerable is people of Afghan descent. However, empirical evidence on their actual HL and their HL practices in everyday life is scarce. To empower people to respond adequately to current and future health-related changes, a good knowledge of HL in the relevant population group is indispensable. Since recent qualitative studies indicate that health literacy can only be adequately described as a real practice in its specific context and unique situation, I explore in this dissertation how HL can be captured and described as a contextual, situational social practice, using the example of people of Afghan descent with different research methods. This work incorporates three major research projects, each employing different methods to explore HL among Afghans and provide relevant insights into the concept of HL.
Research on health and health literacy is diverse, so it is important to begin this work by outlining the different understandings of health and health literacy and common strategies for promoting them. Since health is understood from a health promotion perspective as a positive, comprehensive concept in a socio-ecological context, HL is consequently not understood as an individual autonomous skill but as a contextual, social practice. Accordingly, health and HL are also described in context by the groups under consideration, and their possible influence on HL is shown. The use of the term vulnerable is critically examined, and the focus is shifted away from the characteristics of the individual to the influencing circumstances. Based on raw determinants and health outcomes, HL in Afghanistan is rated as low. Given the diverse data on immigrant populations and the different theories explaining their health status, it is shown that immigrant populations face many pressures and need to acquire new HL. Third, building on the course offering: language course, it is argued that those participating in it (including Afghans) need to improve their HL. Building on account of the health literacy of so-called vulnerable groups, which traced the complexity and heterogeneity, it is concluded that HL needs to be understood and explored as a contextual, situational, social practice to adequately describe HL. Therefore, in the three research projects, special emphasis is placed on the respective overall social context, the situation's specifics, the use of language, the actual actions, and the meaning of social others. Furthermore, it is examined what can be learned from the respective methodological approach to HL with regard to HL as a contextual, situational social praxis, as well as how the vulnerability or resource wealth of the target group and the vulnerability- or capability-producing context are revealed. Last, important lessons for HL promotion were derived from all three projects.
The first four contributions are from a quantitative, cross-sectional study in central Afghanistan that examines HL, determinants, outcomes, but also quality of life, and beliefs in two groups of people influential to health, heads of households (N= 524) and female patients and/or caretakers (N=322). Participants were in a two-stage randomization process identified and orally interviewed by trained interviewers of the same sex. The study provides empirical evidence of poor determinants of health and health outcomes, health behaviors that need improvement, and low health literacy. The analysis showed that HL is largely related to schooling opportunities (for women). Surprisingly, despite adverse circumstances, an astonishing number of Afghans exhibit positive health behaviors. A qualitative examination of the items of the HLS-EU-Q16 shows which activities are particularly difficult and, at the same time, particularly prerequisite-rich, which should also be better researched in the future for developing interventions.
The second three contributions stem from the ELMi research project, which ethnographically researched the HL of immigrant youth (including three Afghan refugees) in everyday life and embedded the findings in a review and theoretical considerations. The limitations of reviews for describing HL in vulnerable groups became obvious in these three theoretical contributions. Furthermore, the frequent, mostly implicit theoretical orientation of HL as an individual rational-choice model and three alternative models for the description of HL were presented, a difference-deficit model was introduced, and a plea for applying sociological theories, especially the capability approach, was given. Overall, the ethnographic studies revealed the need for further studies of vulnerable groups from a salutogenic perspective, the conceptualization of HL as family HL, and the interwovenness of analog and digital worlds and respective HL.
The third three contributions are from the SCURA research project, which ethnographically explored the role of health and health literacy in language and integration courses and developed appropriate methods for promoting HL in them. The contribution of integration courses to the promotion of HL was presented in detail, the corridor of possible interventions was explored and described, and concrete suggestions were made as to how the knowledge gained from language didactics can be transferred to health promotion and how language-sensitive health promotion can be used as an effective and sustainable method.
Finally, the key strengths and limitations of the studies were highlighted, and the question of 'vulnerability' was revisited in light of the results found. Furthermore, the five aspects of HL as a contextual, situational, and social practice were re-examined with the help of the results obtained, and other studies, recommendations for the promotion of HL through context, acquisition, and targeted support were presented, and the capability approach was applied to the results.
In many ways, this multi-project, multi-method, multi-perspective approach to HL of so-called vulnerable groups highlighted the need to describe HL as a contextual, situational social practice. Since many new, little-trodden paths were taken in this work, this work can serve as an impetus for many other researchers to critically examine the topic. The work unmistakably revealed how relevant a good understanding and targeted, context-sensitive promotion of HL is.
Die vorliegende Forschungsarbeit verfolgt ein dreifaches Ziel: Sie will erstens einen relevanten Beitrag zur Theoriebildung leisten. Sie will zweitens Fachpersonen, die mit Jugendlichen arbeiten, auf das Thema sensibilisieren. Und sie will schliesslich für die Entwicklung von multiperspektivischen Präventions- und Interventionsstrategien zur Verminderung homonegativen Verhaltens bei Jugendlichen eine fundierte Grundlage liefern. Zwei Fragen stehen dabei im Zentrum: Einerseits interessierte, wie stark ausgeprägt bei heterosexuellen Jugendlichen des 8. und 9. Schuljahres aus der Deutschschweiz homonegatives Verhalten gegenüber schwulen Männern ist; anderseits wurde anhand eines komplexen multifaktoriellen Modells überprüft, welche Faktoren einen Effekt auf homonegatives Verhalten haben.
Bei der Entwicklung des multifaktoriellen theoretischen Modells wurden sowohl sozialpsychologische also auch soziologische Theorien zu sozialer Diskriminierung berücksichtigt. Aus den komplexen Prozessen sozialer Zusammenhänge wurden für die quantitative Untersuchung mehrere Faktoren abgeleitet. Das entwickelte theoretische Modell besteht aus den drei Kriteriumsvariablen «direktes homonegatives Verhalten», «indirektes homonegatives Verhalten» und «negatives Verhalten gegenüber Gendernonkonformität», aus zwölf Faktoren der Individualebene, sechs Faktoren der Kontextebene und sechs Kontrollvariablen. Für die Operationalisierung homonegativen Verhaltens wurde ein breites Spektrum an direkten und indirekten Verhaltensweisen berücksichtigt.
In die Analysen einbezogen wurden 2210 Jugendliche aus 151 Schulklassen in 30 Schulen aus 11 Kantonen. Für die Befragung wurde ein standardisierter Fragebogen auf Papier entwickelt. Neben uni- und bivariaten Analysen wurden die insgesamt 69 Zusammenhangshypothesen mit einem Verfahren der Strukturgleichungsanalyse unter Berücksichtigung der Kontrollvariablen überprüft.
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass sich jede*r vierte teilnehmende Jugendliche in den 12 Monaten vor der Befragung gegenüber mindestens einer Person negativ verhalten hat, weil diese Person schwul ist oder weil angenommen wurde, dass sie schwul sei. Fast die Hälfte der Teilnehmer*innen zeigte negatives Verhalten gegenüber Gendernonkonformität bei Jungen. Indirektes homonegatives Verhalten ist bei den befragten Jugendlichen noch stärker ausgeprägt. Über drei Viertel der Befragten legten mindestens einmal in den 12 Monaten vor der Befragung eine indirekte homonegative Verhaltensweise an den Tag, die als homonegative Mikroaggression eingestuft werden kann.
Das aus der Pfadanalyse entstandene Erklärungsmodell für homonegatives Verhalten bei Jugendlichen besteht aus den folgenden sieben Faktoren der individuellen Ebene: «negative kognitive Einstellungen gegenüber schwulen Männern», «aggressives Verhalten gegenüber Peers», «Religiosität», «soziale Dominanzorientierung», «Wichtigkeit der eigenen sexuellen Orientierung», «Einstellung zu traditioneller Männlichkeit» und «Empathie», und aus den folgenden vier Faktoren der kontextuellen Ebene: «Erwartungen der Eltern», «Erwartungen der besten Freund*innen», «homonegatives Schulklima» und «Normen des Respekts im Klassenzimmer». Hinzu kommen signifikante Effekte der Kontrollvariablen «Geschlecht (männlich)» und «Migrationshintergrund (Südosteuropa, Vorder- und Zentralasien oder Afrika)».
Die Ergebnisse der vorliegenden Forschungsarbeit machen deutlich, dass mit Blick auf das homonegative Verhalten bei Jugendlichen dringender Handlungsbedarf besteht. Das komplexe multifaktorielle Erklärungsmodell leistet einen wichtigen Beitrag zur Erklärung solchen Verhaltens. Orientiert an der Interventionsforschung, bildet das Modell mit den festgestellten elf Risikofaktoren eine fundierte Problemtheorie, die für die Entwicklung von wirksamen Präventions- und Interventionsstrategien und von konkreten Massnahmen zur Verminderung von direkten und indirekten homonegativen Verhaltensweisen unter Jugendlichen grundlegend ist.
Die Studie richtet den Blick auf angeordnete Abklärungen im Kinderschutz in der deutschsprachigen Schweiz und untersucht, welches Gewicht einzelne Merkmale von Fallsituationen (bspw. Lebensumfeld Kind, elterliche Kooperation) bei den abklärenden Fachkräften in der Beurteilung der Ausprägung der Kindeswohlgefährdung sowie bei der Einschätzung der Notwendigkeit einer Fremdplatzierung haben. Weiter wird untersucht, inwieweit diese Einschätzungen mit Merkmalen der Fachkräfte (bspw. Berufserfahrung, Einstellungen) und der Organisationen (bspw. Organisationstyp) zusammenhängen. Der Fokus liegt auf Fällen von potenzieller Vernachlässigung eines Kleinkindes. Zur Prüfung der aus einem systematischen Literatur-Review abgeleiteten Forschungshypothesen wurde ein multifaktorielles, experimentelles Vignettendesign (Faktorieller Survey) verwendet. Von den zum Online-Survey eingeladenen Fachkräften haben 543 Personen aus 159 Diensten die Befragung beendet und 1625 Vignetten beurteilt (63% Rücklaufquote). Die Teilnehmenden beurteilten fiktive, aber realistische Fallsituationsbeschreibungen von potenziellen Vernachlässigungen (Vignetten) hinsichtlich des Grads der Kindeswohlgefährdung sowie der Wahrscheinlichkeit, mit der sie eine Fremdplatzierung empfehlen würden. In den Beschreibungen wurden die Ausprägungen von sieben Merkmalen dieser Situationen experimentell variiert (Vernachlässigung der Aufsicht, Lebensumfeld Kind, elterliche psychische Gesundheit, Erziehungsfähigkeit, Beziehungsverhalten Kind, private soziale Unterstützung, elterliche Kooperation). Zusätzlich wurden Merkmale der Fachkräfte und deren Organisationen über den Survey erhoben. Die Daten wurden mit statistischen Mehrebenenmodellen analysiert. Alle untersuchten Fallmerkmale hatten einen statistisch signifikanten Effekt auf die Beurteilungen (Kindeswohlgefährdung; Empfehlung einer Fremdplatzierung). Dabei hatte die private soziale Unterstützung ein besonderes geringes und die elterliche Kooperation ein besonders hohes Gewicht. Die meisten untersuchten Merkmale der Fachkräfte standen in einem geringen oder keinem Zusammenhang mit der Gefährdungseinschätzung oder der Fremdplatzierungsempfehlung. Eine Ausnahme ist die allgemeine, fallunspezifische Bereitschaft der Fachkräfte zur Fremdplatzierung. Die gefundene geringe statistische Bedeutung der Organisationsebene bei gleichzeitig hoher Variabilität der Beurteilungen zwischen den Fachkräften verweist auf grosse Ermessensspielräume der Fachkräfte. Die Schlussfolgerungen beziehen sich auf die Bedeutung der Befunde für die wissenschaftliche Fachdiskussion und auf Anregungen für die praxisorientierte Kinderschutzfachdiskussion.
In der vorliegenden Dissertation werden die Ungleichheitsparameter der Bildungsabschlüsse und beruflichen Positionen anhand der österreichischen Volkszählungsdaten 2001 inter- und intragenerational sowie inter- und intragruppal analysiert. Im Zentrum stehen die beiden Anwerbegruppen aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei. Um das Ausmaß der Ungleichheit bewerten und die Komplexität abbilden zu können, wird das MDR-Profil dieser Herkunftsgruppen als neues Instrument entwickelt. Es setzt sich aus der intergenerationalen Mobilitätsrate, der Dissimilaritätsquote zwischen den Gleichaltrigen und dem Rechtsungleichheitswert zwischen den eingebürgerten und nicht eingebürgerten Gleichaltrigen innerhalb jeder Herkunftsgruppe zusammen. Auf Basis einer kritischen Betrachtung unterschiedlicher früherer Forschungsergebnisse zur intergenerationalen Mobilität der ex-jugoslawischen und türkischen Herkunftsgruppen wird der Kriterienkatalog migrationsspezifischer Datenanalyse QS MIGDA entwickelt. Er setzt sich aus den fünf Komponenten Herkunftskontext, Rechtsstatus, Generationenabgrenzung/Geburtsland, Altersgruppenabgrenzung und Prüfung der adäquaten Größe der Zielpopulation in der Stichprobe zusammen. Das Ergebnis ordnet sich in den Erklärungsansatz der aus den USA stammenden Segmentierten Assimilation ein. Zur Anwendung des MDR-Profils als Instrument der komparativen Ungleichheitsanalyse von europäischen Einwanderungsländern wurde der Erklärungsansatz der Segmentierten Assimilation um die Dimension der gesellschaftlichen Makrofaktoren (nationales Selbstverständnis, Rechtssystems, Wohlfahrtsstaatstyp, Wirtschaftsstruktur und Bildungssystem) erweitert und mit dem Begriff der Segmentierten Partizipation neu gefasst.
Die Übergänge bildungsbenachteiligter Jugendlicher von der Schule in den Beruf stehen im Zentrum dieser Publikation. Einleitend werden Entwicklungen und Begriffe diskutiert, die sowohl im Wissenschaftsdiskurs wie auch in (sozial-) politischen Diskursen von Bedeutung sind, so z. B. das Übergangssystem und das Konstrukt der Ausbildungsreife. Das methodische Design der formativen Evaluation wird anschließend vorgestellt, mit der Maßnahmen wissenschaftlich begleitet wurden, die darauf zielen, das Schulversagen von schwächeren Schüler/innen zu vermeiden und den Übergang von der Schule in den Beruf zu fördern, oder darauf, die Berufswahlkompetenz von Schüler/innen ab der 7. bis zur 10. Klassenstufe zu verbessern. Der Mehr-Ebenen-Ansatz und das quantitative, formative Befragungsverfahren ermöglichen es, die Perspektive der Träger (Meso-Ebene), die Lebenssituation und Perspektive der Teilnehmer/innen (Mikro-Ebene) wie auch die regionale/lokale Bildungs- und Erwerbsarbeitsmarktstruktur (Makro-Ebene) aufeinander zu beziehen. Die Ursachenanalyse der Träger für schulische Defizite oder für die fehlende „Ausbildungsreife“, die programmatischen Inhalte der Maßnahmen zur Förderung bildungsbenachteiligter Jugendlicher, die Einschätzung zur Wirksamkeit der Angebote wie auch die Angaben zu dem Verbleib der Teilnehmer/innen nach Ende der Maßnahmen werden im empirischen Teil der Publikation vorgestellt und kritisch diskutiert. Hier fließen auch Ergebnisse der Workshops ein, die begleitend mit Vertreter/innen der Maßnahmen mehrfach durchgeführt wurden. Im Mittelpunkt des abschließenden Buchteils stehen die 1.021 Teilnehmer/innen an Maßnahmen, die mit Unterstützung der Träger an einer Befragung teilgenommen haben. Die große Zahl der befragten bildungsbenachteiligten Jugendlichen erlaubt einen fundierten Einblick in die familiären Kontexte, in die Lebenszufriedenheit und das Maß der Schulbegeisterung der Teilnehmer/innen. Zentral für die Fragestellung der Wirkung von Maßnahmen zur Förderung des Übergangs von der Schule und Beruf sind jedoch ihre Bewertungen der besuchten Angebote, ihre Berufswünsche und ihre Berufsvorstellungen.