Refine
Year of publication
- 2016 (1)
Document Type
- Doctoral Thesis (1) (remove)
Language
- German (1)
Has Fulltext
- yes (1)
Is part of the Bibliography
- no (1)
Keywords
- Heterogenität (1) (remove)
Hintergrund: Um der Leistungsheterogenität in ihren Klassen gerecht zu werden, müssen Lehrkräfte (binnen-)differenzieren. Dies findet im Biologieunterricht bisher jedoch kaum statt.
Ziele: Vor diesem Hintergrund verfolgt diese Studie folgende Ziele: (a) Welche Ansätze innerer Differenzierung eignen sich aus fachdidaktischer Sicht für die Vermittlung biologischer Inhalte? Welche dieser Ansätze nehmen Lehrkräfte aufgrund ihres Erfahrungswissens an? (b) Hat eine differenzierende Darstellungsform annähernd identischer Lehrinhalte über Experten-Concept-Maps oder Text Auswirkungen auf das Wissen und Können bei Lernenden mit unterschiedlichen Leistungsniveaus? (c) Treten bei den eingesetzten Differenzierungsmaßnahmen geschlechtsspezifische Unterschiede auf? (d) Welchen Einfluss hat die Lernzeit auf das Ergebnis der Schüler? (e) Wie gestaltet sich der Lernprozess der Schüler mit den differenzierten Darstellungsformen und der Lernaufgaben und wo treten dabei Schwierigkeiten auf?
Methodik: (a) In einem ersten Schritt wurden praktische Ansätze zu Binnendifferenzierung während einer Lehrerfortbildung in einem symbiotischen Setting mit zwölf Lehrkräften diskutiert und ausprobiert. Die Fortbildung erstreckte sich über einen Zeitraum von 1,5 Jahren mit insgesamt zehn Sitzungen. Die Teilnehmer setzten sich aus Lehrerinnen zwischen 26 und 57 Jahren mit unterschiedlicher Berufserfahrung zusammen. Die Daten aus der Fortbildung wurden mittels der Methode der teilnehmenden Beobachtung erhoben. (b) Die Wirkung des kooperativ entwickelten Ansatzes wurde in Dyaden-Interviews mit 112 Realschülern aus dem südlichen Schwarzwald in Baden-Württemberg überprüft (62 ♀ / ♂ 50, Alter 12 bis 14). Hierfür wurden Daten mit einem Fragebogen erhoben und mittels einer zweifaktoriellen Varianzanalyse ohne Messwiederholung untersucht (two-way ANOVA). (c) Darüber hinaus wurden die Daten durch lineare Regressionen und t-Tests auf geschlechtsspezifische Unterschiede hin analysiert und durch qualitative Daten aus der Videoanalyse der Dyaden-Interviews ergänzt. Auf die gleiche Weise wurden die Ziele (d) und (e) überprüft.
Ergebnisse: (a) Die teilnehmende Beobachtung erbrachte fünf Punkte für das Gelingen eines Ansatzes zur Binnendifferenzierung im Biologieunterricht: Erstens sollte der Differenzierungsansatz von Lehrkräften den jeweiligen Schülern zugewiesen und nicht von diesen selbst ausgewählt werden. Ferner sollte er explizit leistungsschwächere Schüler unterstützen. Zweitens sollte das Verfahren die Wissenslücken zwischen den Schülern nicht erweitern sondern die Lernenden möglichst auf einem Level halten, damit diese zur Leistungsermittlung die gleichen Tests schreiben können. Drittens sollte das Verfahren schlicht und einfach in der Durchführung sein, mit leicht zu verstehenden Aufgabenstellungen und vorzugsweise mit einer integrierten Musterlösung oder Beispiel-Antwort, damit die Schüler sich selbst korrigieren können. Viertens sollte die Methode nicht zu viel zusätzliche Zeit und Materialien in der Vor- und Nachbereitung beanspruchen und fünftens von so wenig geschriebenem Text wie möglich Gebrauch machen. (b) Bei der Überprüfung dieses Ansatzes hat sich gezeigt, dass sich Experten-Concept-Maps für die Inhaltsvermittlung bei allen Schülern eignen. (c) Bei der Überprüfung der Intervention traten keine messbaren Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf, jedoch ergaben sich unerwartete Ergebnisse bei der Analyse der Daten. Diese traten auf, als die von den Schülern in dieser Studie erbrachten Leistungen in Relation zu ihren eingereichten Schulnoten gesetzt wurden. (e) Hierbei zeigte sich qualitativ wie quantitativ, dass Mädchen nicht so gut abgeschnitten haben wie es aufgrund ihrer Schulnoten zu erwarten gewesen wäre. Dies machte sich besonders bei Aufgaben der Anwendung und des Transfers von Wissen bemerkbar. (d) In Bezug auf Schülerleistung und Zeit kam heraus, dass die Lernzeit bei leistungsschwächeren Schülern im Vergleich zu leistungsstärkeren Schülern einen signifikanten Unterschied macht.
Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass Experten-Concept-Maps für die Inhaltsvermittlung bei allen Schülern eingesetzt werden sollten und die Lernzeit eine effektive und wirksame Differenzierungsmöglichkeit darstellt. Zudem liefern die Ergebnisse Ansätze für weitere Entwicklungen von Differenzierungsansätzen im Biologieunterricht und geben Hinweise auf die Notwendigkeit eines mehr gendersensiblen Unterrichts.