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Im Jahre 2010 bot die Hochschule Offenburg ein Medizintechnikstudium mit dem Schwerpunkt ’Kardiologie, Elektrophysiologie und elektronische kardiologische Implantate’ als Bachelor- und später auch Masterstudiengang an. Ziel des auf diesen Schwerpunkt ausgelegten didaktischen Lehrkonzeptes ist die Vermittlung sofort anwendungsbereiten theoretischen Wissens und praktischen Könnens, welches die Absolventinnen und Absolventen in ihrer künftigen Berufsausübung in der Industrie oder als technische Partner der behandelnden Ärztinnen und Ärzte in hochspezialisierten klinischen Einrichtungen benötigen.
Aufgrund fehlender kommerzieller Angebote ist zur Umsetzung dieses Lehrkonzeptes die ingenieurtechnische Realisierung geeigneter Lehrmittel zwingend erforderlich. Dies betrifft die hard- und softwareseitige Erstellung visueller Demonstrationsmöglichkeiten für pathologische und implantatinduzierte Herzrhythmen, sowie die synthetische Bereitstellung originalgetreuer elektrokardiographischer Ableitsignale aus der klinischen Routine. Des Weiteren den Aufbau von in-vitro Trainingssystemen zu Therapien mit elektronischen kardiologischen Implantaten sowie zur Hochfrequenz-Katheterablation.
Insbesondere die Wahlfächer ’Programmierung von Herzschrittmachern’ und ‚Programmierung von Defibrillatoren’, deren Besuch den Teilnehmenden einen besonders raschen Berufseinstieg ermöglichen sollte, wurden in didaktischer Hinsicht in engem Bezug zum 4-Komponenten-Instruktionsdesign-Modell der Lehre gestaltet.
Durch den kontinuierlichen Einsatz der Instrumente der formativen Evaluation gelangen sowohl deutliche Verbesserungen am Gesamtkonzept der Lehrveranstaltungen als auch an den dort eingesetzten, selbst realisierten Lösungen des benannten speziellen Lehr- und Trainingsequipments.
Eine summative Evaluation des Lehrkonzeptes ist aufgrund seines Alleinstellungsmerkmals schwierig. Aus diesem Grund erschien die quantitative Prüfung des Einflusses eines Besuchs des praktisch orientierten Wahlfachs ’Programmierung von Herzschrittmachern’ auf die Note der kombinierten Abschlussklausur in den Fächern ’Elektrokardiographie’ und ’Elektrostimulation’ sinnvoll. In diese Evaluation eingeschlossen wurde eine Kohorte von 221 Studierenden, 76 Frauen und 145 Männer, von denen 93 am Wahlfach nicht teilnahmen und 128 die es besucht hatten.
Über 7 zusammengefasste Studienjahre zeigte sich, dass die praktische Ausbildung im Wahlfach ’Programmierung von Herzschrittmachern’ das Leistungsniveau der Studierenden der Medizintechnik in der kombinierten Abschlussprüfung ’Elektrokardiographie und Elektrostimulation’ deutlich beeinflusste.
Das im Rahmen dieser Arbeit mitgestaltete Lehrkonzept, die realisierten Lehrmaterialien und Lehrumgebungen wurden im Bachelor- und Masterstudiengang der Medizintechnik an der Hochschule Offenburg in den Praktika, Seminaren und Vorlesungen des Schwerpunktes ’Kardiologie, Elektrophysiologie und elektronische kardiologische Implantate’ vielfältig genutzt. Sie ermöglichten die Gestaltung interaktiver praktischer Weiterbildungsveranstaltungen für ärztliches und mittleres medizinisches Personal und für auf diesen Gebieten tätige medizintechnische Firmen.
Hintergrund: Das Forschungsprojekt L.E.G.O. (Lernen ernährungswissenschaftlicher Grundlagen online) konzipiert und evaluiert eine Online-Lernplattform für Studierende ausgewählter Studiengänge der Pädagogischen Hochschule Freiburg – zur eigenständigen Aufarbeitung individueller Wissenslücken.
Methodik: Die Bereitstellung erfolgte über das Learning-Management-System ILIAS. Die Konzeption beruht auf ausgewählten Lerntheorien. Evaluiert wurde über eine Vollerhebung der Studierendengruppen mittels quantitativer Fragebögen – fokussierend auf deskriptive Berechnungen sowie explorative Faktorenanalysen.
Ergebnisse: 83 % der Studierenden bearbeiteten die Selbstlernplattform, dabei war die Nutzungsfrequenz hauptsächlich „gelegentlich“ bzw. „weniger intensiv“. Studierende „ohne ausreichende Vorkenntnisse“ nutzten diese vermehrt. Die Aspekte „Wissen vertieft“ und „Grundlagen erlernt“ spiegeln den erhaltenen Nutzen wider. Einer Nutzung entgegen stand fehlende Zeit. Die Benutzerfreundlichkeit wurde hauptsächlich als „zutreffend“ bis „teilweise zutreffend“ bewertet. Über beide Evaluationszeiträume hinweg veränderte sich das Nutzungsverhalten nicht bzw. wurde „weniger intensiv“. Der Nutzungsgrund entwickelte sich hin zu „Interesse am Fachthema“.
Diskussion: Die Online-Lernplattform zentral auf ILIAS zu verorten, wird durch aktuelle Literatur gestützt (Schäffer und Osterhagen 2016). Zudem fand dies Zustimmung bei den Studierenden. Die fehlende Zeit zur Nutzung ist ambivalent zu bewerten – eventuell obliegt dieser Antworten eine Priorisierung zuungunsten der Lernmöglichkeit – wird jedoch durch aktuelle Literatur gestützt (Schmidt 2007). Die Abnahme des Nutzungsverhaltens lässt sich u. a. auf den in der Literatur beschriebenen Neuigkeitseffekt (Nistor 2013) zurückführen. Möglicherweise nutzten die Studierenden zudem lediglich Inhalte, die ihrem spezifischem Interesse entsprechen (Cheng und Chau 2016).
Ausblick: Dadurch dass die Implementierung eines Blended-Learning-Konzeptes einen lohnenswerten Mehraufwand für die Initiatoren bewirkt (Mürner et al. 2015), sollten Kohärenzen genutzt werden (Koch et al. 2010). L.E.G.O. zeigte, dass Studierende diese Lernmöglichkeit akzeptieren und diese somit zukünftig auf weitere Studiengänge der Hochschule ausgeweitet werden kann.
Auf Basis bestehender Modelle zur Beurteilung von Unterrichts- und Fortbildungsqualität wird ein mehrstufiges Angebots-Nutzungs-Modell („MANUM“) für die Konzeption und Evaluation von Multiplikatorenfortbildungen für Lehrkräfte entwickelt.
Dieses Modell wird im Rahmen einer exemplarischen Studie über eine Multiplikatorenfortbildung und ihre Folgeveranstaltungen zum Thema Videoarbeit an Schulen erprobt. Die Operationalisierung und Überprüfung der Beurteilungskritieren des Modells erfolgt anhand mehrerer Pilotierungen an Schulen, einer Expertendiskussion, sowie Befragungen der Multiplikatoren und der Fortbildungsteilnehmer. Dabei werden umfassende fortbildungsbegleitende Unterrichtsmaterialien und eine Serverplattform für die landesweite Maßnahme praxisbasiert entwickelt. Die Fortbildungsplanung war ein Kooperationsprojekt zwischen der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen Esslingen in Baden-Württemberg.
Nachhaltige Entwicklung ist ein zentrales Thema im Bereich schulischer Bildung. Seit mehreren Jahren - spätestens jedoch seitdem die Vereinten Nationen die Jahre 2005-2014 als Weltdekade der „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen hatten - besteht auf internationaler Ebene der Auftrag, das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in die schulische Bildung zu integrieren. Ziel einer nachhaltigen Entwicklung nach dem Verständnis der Vereinten Nationen ist es, sowohl inter- als auch intragenerationale Gerechtigkeit anzustreben: Heutige Generationen sollen nicht auf Kosten nachfolgender leben oder wirtschaften und in gleichem Maße sollen die Lebenschancen und -qualitäten aller zeitgleich lebenden Menschen verbessert werden. Die erfolgreiche Umsetzung tragfähiger Entwicklungsprozesse in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Sozio-Kulturelles stellt eine der großen Herausforderungen unserer Zeit dar. Das zentrale Anliegen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) besteht darin, SchülerInnen dazu zu befähigen, nachhaltige Entwicklungsprozesse anzustoßen und sich effektiv an einer zukunftsfähigen Gestaltung der Weltgesellschaft zu beteiligen. Damit SchülerInnen diesen Erfordernissen gerecht werden können, wird im Diskurs um eine BNE vielfach gefordert, die SchülerInnen zum systemischen Denken zu befähigen. Systemkompetenz gilt als wichtige Voraussetzung für den adäquaten Umgang mit komplexen und untereinander vernetzten Sachverhalten, wie sie gerade in der Auseinandersetzung mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auftreten. Doch obwohl in der Literatur häufig die Forderung zur Vermittlung systemischen Denkens zu finden ist, existieren bislang noch vergleichsweise wenige Ansätze, systemisches Denken im schulischen Kontext zu fördern. Auch die Überprüfung von entsprechenden Interventionsmaßnahmen mit Hilfe von adäquaten Testinstrumenten stellt ein aktuelles Defizit dar. Demzufolge wird in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen, wie die Fähigkeit zum systemischen Denken bei Schüler Innen wirksam vermittelt und angemessen erfasst werden kann. Ein Ziel dieser Arbeit ist es, zunächst das Konstrukt des systemischen Denkens in einem theoretisch fundierten Kompetenzmodell detailliert zu beschreiben. Ein zweites Ziel besteht darin, auf Basis dieser konkreten Konstruktdefinition einen Test zu entwickeln, der den psychometrischen Eigenschaften entspricht und der geeignet ist, um systemisches Denken bei SchülerInnen zu messen. Zuletzt soll mit Hilfe des Tests eine neuartige Unterrichtseinheit zur Förderung systemischen Denkens auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Inhaltlich gliedert sich die Arbeit wie folgt: Im ersten Teil werden theoretische Grundlagen und der aktuelle Stand der Forschung ausgeführt. So werden in Kapitel 1 zunächst die Fragen geklärt, was unter BNE zu verstehen ist, wie sich dieses Bildungskonzept entwickelte und aus welchen Gründen es im Rahmen einer BNE als wichtig erachtet wird, SchülerInnen zum systemischen Denken zu befähigen. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Systemkonzept, das dem systemischen Denken zugrunde liegt und welches in den Umweltwissenschaften eine bedeutsame Rolle spielt. Dabei wird der Systembegriff näher beschrieben und ausgeführt, welche Merkmale zur Beschreibung und welche Modelle zur Abbildung von Systemen existieren. In Kapitel 3 erfolgt zuerst eine Bestandsaufnahme aktueller Konzeptualisierungen systemischen Denkens. Weiter gibt das Kapitel sowohl einen Überblick über bestehende empirische Studien zur Förderung systemischen Denkens als auch über den Forschungsstand zur Operationalisierung dieser Fähigkeit. Das Kapitel führt anschließend zur Herausarbeitung des weiteren Forschungsbedarfs. In Kapitel 4 wird eine neue Definition systemischen Denkens vorgeschlagen und theoretisch ausführlich begründet. Gegenstand von Kapitel 5 sind verschiedene Arten von Kompetenzmodellen und deren Relevanz in der Bildungsforschung. Auf Basis der vorangegangenen Kapitel wird in Kapitel 6 ein Kompetenzmodell für systemisches Denken entwickelt. Darüber hinaus wird auf die Zielsetzung des geplanten Studienvorhabens eingegangen. Der zweite Teil der Arbeit bezieht sich auf die durchgeführten empirischen Studien. So wird in Kapitel 7 das Vorgehen zur Konstruktion eines Messinstruments zur Erfassung systemischen Denkens beschrieben. Des Weiteren erfolgt in diesem Kapitel die Überprüfung des entwickelten Kompetenzmodells zu systemischem Denken. In Kapitel 8 wird von der Validierung des Tests für systemisches Denken berichtet. Inhalt von Kapitel 9 ist der Einsatz des entwickelten Tests zur Evaluation einer Unterrichtskonzeption für systemisches Denken. Den Schluss der Arbeit bildet Kapitel 10 mit einer zusammenfassenden Diskussion und weiteren Implikationen für Forschung und Praxis.
Seit dem Schuljahr 2008/2009 ist die Fremdevaluation als ein zentraler Baustein des schulischen Qualitätsmanagements für allgemeinbildende Schulen in Baden-Württemberg verpflichtend. Die Fremdevaluation ist dabei eingebettet in den Kontext des Paradigmenwechsels im Steuerungskonzept des Bildungswesens. Ernüchternde Ergebnisse bei internationalen Vergleichsstudien (PISA, TIMMS) verdeutlichten, dass Schulqualität mittels der traditionellen Inputsteuerung nur unzureichend gesichert werden kann. Das "Neue Steuerungskonzept" des Bildungswesens setzt daher primär auf innerschulische Qualitätsentwicklung. Innerhalb verbindlicher Rahmenvorgaben erhalten die Schulen unter dem Stichwort "Teilautonomie" erhebliche pädagogische Gestaltungsfreiheit, um eigenverantwortlich ihr individuelles Schulprogramm zu entwickeln. Gleichzeitig werden im Sinne eines mehrperspektivischen Bildungsmonitorings verschiedene Formen interner und externer Evaluation implementiert, um Steuerungswissen und Entwicklungsimpulse für die Einzelschule ebenso wie für die Bildungspolitik zu generieren. Die vorliegende Arbeit nimmt das Verfahren der Fremdevaluation unter die Lupe und stellt die zentrale Frage, inwiefern die beteiligten Lehrkräfte und Schulleitungen die Fremdevaluation tatsächlich als Impuls für nachhaltige, innerschulische Qualitätsentwicklung erleben. Dazu wurden an mehreren Schulen, die während der Pilotphase fremdevaluiert wurden, in einem Zeitabstand von mindestens 12 Monaten Nacherhebungen durchgeführt. So konnten mögliche Effekte der Fremdevaluation auf den Schulentwicklungsprozess wie auch die mittelfristige Einschätzung des Verfahrens durch die beteiligten Lehrkräfte und Schulleitungen differenziert untersucht und dokumentiert werden.
Evaluation. PH-FR 2004/1
(2004)
Evaluation Zu diesem Heft - Definitionen und Zitate (Seite 2) Michael Bommes: Evaluationen - Ein Modus der Bearbeitung von Unsicherheit (Seite 3) MarionDegenhardt/Ingelore Oomen-Welke: Evaluation und Hochschuldidaktik (Seite 5) Hiroyuki Kuno/Hans-Werner Kuhn: Selbstevaluation von Lehrern in Japan Seite 7) Michael Klant: 111 Möglichkeiten, Evaluation zu analysieren (Seite 9) Alfred Holzbrecher: Lästige Pflicht oder professionelle Notwendigkeit - Evaluation der Fakultät I (Seite 10) Gerhard Meder: Evaluation der Lehre in den Erziehungswissenschaften (Seite 12) Hochschulevaluation - Ein Buchtipp (Seite 13) Stefan Lippitsch/Gerhard Weber: Evaluation der Online-Lehrkurse zur Pädagogischen Psychologie (Seite 14) Joachim Pfeiffer: Evaluationsmaßnahmen in der Fakultät II (Seite 15) Uwe Kohnle: Evaluation zur Optimierung von Lernmodulen (Seite 17) Volker Schneider/Ulrich Schiller/Uwe Kohnle: Surfverhalten in einem virtuellen Seminar (Seite 19) Ulrich Schiller/Siegfried Thiel: Evaluation der Schulpraktika (Seite 21) Gerd Bräuer: Portfolios als alternative Leistungsbewertung (Seite 23) Sabine Stein: Studierende evaluieren die Hochschulpraxis „bottom up“ (Seite 25) Ulrike Wolff-Jontofsohn: Evaluation von politischer Bildung (Seite 26)