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Die vorliegende Arbeit untersucht, welche Arten von Interaktion es neben der gängigen verbal-kognitiven Interaktion geben kann. In der heutigen Gesellschaft sind Vernunft und Sprache ausschlaggebend für Kommunikation und Identität. Nonverbale Interaktionen, die gesellschaftlich anerkannt sind, finden sich vorwiegend in der Kunst, im Theater und der Musik.
„Cogito ergo sum“ – Ich denke also bin ich, der Grundsatz des französischen Philosophen René Descartes, prägt nicht nur den wissenschaftlichen Diskurs, sondern auch die gesellschaftliche Sichtweise auf Bewusstsein und Identität.
Doch wie verhalten wir uns, wenn es nicht mehr möglich ist, verbal-kognitiv zu interagieren und zu kommunizieren? Und wie fühlt es sich an, mit anderen Mitteln zu interagieren?
Diese Arbeit greift die tiefen beziehungsphilosophischen Grundgedanken Martin Bubers und Hartmut Rosas weitreichendes Resonanz-Konzept auf und möchte Erfahrungsräume abseits der verbal-kognitiven Interaktion verstehen. Dies wird anhand der Interaktionen mit Demenz- und Palliativpatient*innen untersucht, die häufig nicht auf kognitiv gesteuerte Interaktionen zurückgreifen können. So stehen wir oft mit einem Gefühl der Hilflosigkeit dem Leiden Sterbender gegenüber; dem Gefühl, nichts mehr tun zu können, nicht zu wissen, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir am Bett des Sterbenden sitzen. Hört er/sie mich noch? Was braucht er/sie gerade? Darf ich ihn/sie berühren? Hat er/sie Schmerzen? …?
Mithilfe von qualitativen Interviews werden das Erleben und die Interaktionsstrategien von Pflegekräften untersucht, um Antworten auf diese Fragen zu finden und ungewohnte und unkonventionelle Kommunikations- und Interaktionsarten sowie erlebte Interaktionsqualitäten kennenzulernen – und um das Besondere zu fassen, das in der zwischenmenschlichen Interaktion geschehen kann, wenn die Sprache versagt und andere Wege gefunden werden, miteinander in Verbindung zu treten. Methodologisch und methodisch wird auf die Grounded Theory zurückgegriffen.
"Unsere größte Herausforderung im 21. Jahrhundert ist es, die einstweilen noch abstrakt erscheinende Idee einer nachhaltigen Entwicklung zur Realität für alle Menschen dieser Erde zu machen". Kofi Annan – ehemaliger UN-Generalsekretär (Deutsche UNESCO-Kommission e.V., 2006).
Diese (abstrakte) Idee der nachhaltigen Entwicklung (NE) erfährt aktuell, mit Blick auf die sich verschärfenden globalen Probleme und Krisen, neuen Rückenwind und eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft. Bereits einige Jahrzehnte vorher führten globale Umweltprobleme zu zahlreichen Versuchen, Prinzipien der Nachhaltigkeit
festzuschreiben. Insbesondere ab den frühen 70er Jahren konnten für die Umweltpolitik wegweisende Entwicklungen beobachtet werden.
Die Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen in Stockholm (1972) und die Brundtland-Kommission und deren daraus resultierende Berichte (1987) beinhalten die ersten Versuche einer modernen Definition des Begriffs der NE. Trotz der zahlreichen Ansätze, die es heutzutage gibt, um Nachhaltigkeit und NE zu definieren, kann die definitorische Formulierung des Brundtland-Bericht, „Our Common Future“, als eine der universellsten und gebräuchlichsten genannt werden. Sie beschreibt die NE als eine „Entwicklung,die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu gefährden, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können (World Commission on Environment and Development, 1987, S. 41). Doch inwieweit gelang es die Idee der NE vom Papier in die Praxis umzusetzen?
Bereits bei der 1992 stattfindenden UN Konferenz über Umwelt und Entwicklung hielt die damals zwölfjährige Severn Suzuki eine Rede (Cullis-Suzuki, 1992), die in weiten Zügen an die Botschaften der aktuell weitaus bekannteren Greta Thunberg erinnern. Welche Entwicklungsschritte konnten in der Zeit zwischen den beiden Appellen der „jungen Generation“ an die Entscheidungsträger:innen in dieser Welt gegangen werden und wo gibt es weiterhin noch großes Handlungspotential?
Um diese sehr globalen und dennoch bedeutsamen Fragen beantworten zu können, bedarf es der genaueren Analyse der jeweiligen nationalen und lokalen Umsetzungen der geforderten Maßnahmen.
Hierfür müssen die zu beurteilenden Analysebereiche auf ihre jeweiligen Teilbereiche heruntergebrochen werden, um Aussagen über die jeweilige Implementierung der Maßnahme treffen zu können.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Verschränkungen von patriarchalen und rassistischen Ungleichheitsverhältnissen und dessen Auswirkungen auf der Professionsebene der Sozialen Arbeit. Die Arbeit zeichnet nach, inwiefern die Soziale Arbeit sich als ein feminisierter white space herausbildet. Es werden die Perspektiven und Erfahrungshorizonte jener Frauen* in den Blick genommen, die als professionelle Sozialarbeiterinnen* selbst Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen machen. Besonders im Fokus stehen dabei (widerständige) Umgangsweisen von Schwarzen Pädagoginnen und Pädagoginnen of Color.
Im Fokus der kumulativen Dissertationsschrift steht das unterrichtsbegleitende Diagnostizieren von Schüler*innenvorstellungen als wesentliche Komponente individueller Förderung von Schüler*innen im Fachunterricht. Genauer wird der Frage nachgegangen, wie (angehende) Lehrkräfte bei der Aneignung von Fertigkeiten zur Diagnose unterstützt werden können. Exemplarisch wurden als Diagnosegegenstand verschiedene Arten ökologischer Schüler*innenvorstellungen ausgewählt, die sowohl allgemein im Sachunterricht bzw. Biologieunterricht als auch im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) von wesentlicher Bedeutung sind.
Im Jahre 2010 bot die Hochschule Offenburg ein Medizintechnikstudium mit dem Schwerpunkt ’Kardiologie, Elektrophysiologie und elektronische kardiologische Implantate’ als Bachelor- und später auch Masterstudiengang an. Ziel des auf diesen Schwerpunkt ausgelegten didaktischen Lehrkonzeptes ist die Vermittlung sofort anwendungsbereiten theoretischen Wissens und praktischen Könnens, welches die Absolventinnen und Absolventen in ihrer künftigen Berufsausübung in der Industrie oder als technische Partner der behandelnden Ärztinnen und Ärzte in hochspezialisierten klinischen Einrichtungen benötigen.
Aufgrund fehlender kommerzieller Angebote ist zur Umsetzung dieses Lehrkonzeptes die ingenieurtechnische Realisierung geeigneter Lehrmittel zwingend erforderlich. Dies betrifft die hard- und softwareseitige Erstellung visueller Demonstrationsmöglichkeiten für pathologische und implantatinduzierte Herzrhythmen, sowie die synthetische Bereitstellung originalgetreuer elektrokardiographischer Ableitsignale aus der klinischen Routine. Des Weiteren den Aufbau von in-vitro Trainingssystemen zu Therapien mit elektronischen kardiologischen Implantaten sowie zur Hochfrequenz-Katheterablation.
Insbesondere die Wahlfächer ’Programmierung von Herzschrittmachern’ und ‚Programmierung von Defibrillatoren’, deren Besuch den Teilnehmenden einen besonders raschen Berufseinstieg ermöglichen sollte, wurden in didaktischer Hinsicht in engem Bezug zum 4-Komponenten-Instruktionsdesign-Modell der Lehre gestaltet.
Durch den kontinuierlichen Einsatz der Instrumente der formativen Evaluation gelangen sowohl deutliche Verbesserungen am Gesamtkonzept der Lehrveranstaltungen als auch an den dort eingesetzten, selbst realisierten Lösungen des benannten speziellen Lehr- und Trainingsequipments.
Eine summative Evaluation des Lehrkonzeptes ist aufgrund seines Alleinstellungsmerkmals schwierig. Aus diesem Grund erschien die quantitative Prüfung des Einflusses eines Besuchs des praktisch orientierten Wahlfachs ’Programmierung von Herzschrittmachern’ auf die Note der kombinierten Abschlussklausur in den Fächern ’Elektrokardiographie’ und ’Elektrostimulation’ sinnvoll. In diese Evaluation eingeschlossen wurde eine Kohorte von 221 Studierenden, 76 Frauen und 145 Männer, von denen 93 am Wahlfach nicht teilnahmen und 128 die es besucht hatten.
Über 7 zusammengefasste Studienjahre zeigte sich, dass die praktische Ausbildung im Wahlfach ’Programmierung von Herzschrittmachern’ das Leistungsniveau der Studierenden der Medizintechnik in der kombinierten Abschlussprüfung ’Elektrokardiographie und Elektrostimulation’ deutlich beeinflusste.
Das im Rahmen dieser Arbeit mitgestaltete Lehrkonzept, die realisierten Lehrmaterialien und Lehrumgebungen wurden im Bachelor- und Masterstudiengang der Medizintechnik an der Hochschule Offenburg in den Praktika, Seminaren und Vorlesungen des Schwerpunktes ’Kardiologie, Elektrophysiologie und elektronische kardiologische Implantate’ vielfältig genutzt. Sie ermöglichten die Gestaltung interaktiver praktischer Weiterbildungsveranstaltungen für ärztliches und mittleres medizinisches Personal und für auf diesen Gebieten tätige medizintechnische Firmen.
Racial Profiling. Eine qualitative Analyse von Erfahrungen und Sichtweisen von Polizist_innen
(2021)
Anknüpfend an die medial verbreitete Debatte über Racial Profiling des Jahres 2020, beschäftigt sich diese Arbeit mit der Frage nach der subjektiven Wahrnehmung von Polizist_innen auf Racial Profiling. Ausgangspunkt ist das theoretisch hergeleitete Verständnis von Racial Profiling als Form institutioneller Diskriminierung der Polizei. Rassistische Diskriminierung durch die Polizei wird angesichts der Tatsache, dass diese als staatliches Organ eines freiheitlichen auf Menschenrechten basierenden Rechtsstaats agiert, als eine besonders schwerwiegende Form von Diskriminierung verstanden. Als solche ist Racial Profiling zudem durch die Grund- und Menschenrechte verboten. Vor dem Hintergrund dieses Verständnisses, dem aktuellen Stand der Forschung zu Racial Profiling sowie Bezügen zur Polizeikultur und Cop Culture wurde daher eine Untersuchung der Fragestellung vorgenommen. Diese umfasste die Durchführung von Interviews mit Polizeibeamt_innen und eine daran anschließende Analyse derselben mit der Dokumentarischen Methode. Durch eine Rekonstruktion subjektiver Perspektiven wurden Erkenntnisgewinne über die Ausprägung des Spannungsfeldes polizeilicher Arbeit, persönliche Einordnungen und Anknüpfungspunkte für eine produktive Bearbeitung der menschenrechtswidrigen Praxis gewonnen.
Die Erkenntnisse, die aus der Analyse von Interviews mit Polizist_innen gezogen werden konnten, zeigen vor allem eines: Die Wahrnehmungen, Sichtweisen und Erfahrungen der Beamt_innen zum Thema sind so divers, komplex und von Spannungen geprägt, wie es die gesamte Debatte ist. Zwar erkennen alle interviewten Personen die Existenz der Praxis in polizeilichen Tätigkeitsfeldern an, ihre Sichtweisen variieren jedoch. Die Varianzen reichen von differenzierten Betrachtungen der Rahmenbedingungen, welche Racial Profiling bedingen, bis hin zu einem derart ausgeprägtem Fokus auf die eigene Vulnerabilität, dass dieser, gepaart mit dem Verständnis der Polizei als Familie, zu einer faktischen Forderung der Aufhebung der demokratischen Gewaltenteilung führt.
Digital. Kreativ
(2021)
Diese Dissertation versteht sich als ein Beitrag zur Erforschung des Orientbildes sowie der kognitiven Linguokulturologie unter Berücksichtigung der Rolle der Sprache bei der Erzeugung des Usbeken- und Usbekistanbildes in deutschsprachigen Reiseberichten. Im Fokus der Studie stehen sprachliche Bilder, die über Usbeken und Usbekistan in der deutschen Reisegemeinschaft konstruiert wurden. Ausgehend von der These, dass Text eine Gesamteinheit von Sprache, Rede und Kultur ist, werden Wahrnehmungskonzepte deutschsprachiger Reiseautoren aus sprachlich-kultureller Sicht untersucht, die in Analysekorpora immer wieder in Erscheinung treten und somit Wahrnehmungskonstrukte auch beim Lesepublikum schaffen. Aus diesem Grunde wurde als Forschungsansatz das in Russland etablierte Fach Linguokulturologie gewählt. Da die Reiseberichte als Träger der kulturellen Wahrnehmungskonstrukte gelten und dadurch über ein umfangreiches linguokulturologisches Potenzial zur tiefgreifenden Erforschung der sprachlichen Besonderheiten des Fremdenbildes von Reisenden verfügen, wurden zwölf deutschsprachige Reiseberichte als Analysematerial gewählt. Sie waren bis jetzt zum größten Teil noch nicht Gegenstand einer linguistischen Untersuchung. Sie wurden exemplarisch für die Zeit der Turkestan-Epoche (einschließlich der russischen Kolonialzeit) und des Sowjetregimes bis zur Erlangung der Unabhängigkeit der Republik Usbekistan, d. h. von 1710 bis 1991, ausgewählt. Die Arbeit konzentrierte sich auf die spezifischen sprachlichen Mittel, es wurden eine umfassende linguokulturologische Analyse des ausgewählten Textkorpus und eine anschließende linguokulturologische Charakterisierung durchgeführt.
Als hilfreiche Unterstützung instruktionaler Erklärungen im Unterricht wird häufig der Einsatz einer Visualisierung gefordert. Dabei bleibt offen, welche Rolle diese Visualisierung in Bezug auf die Qualität der Erklärung spielt. In zwei qualitativen Teilstudien mit angehenden und praktizierenden Lehrkräften wurden anhand von Erklärvideos zu Äquivalenzumformungen Zusammenhänge zwischen der Qualität instruktionaler Erklärungen, der Qualität der Visualisierung und ihres Einsatzes sowie der fachlichen und fachdidaktischen Qualität betrachtet.
Die Beziehung zwischen Mensch und Tier, insbesondere die Frage nach der Zulässigkeit menschlicher Tiernutzung (z.B. in Tierversuchen), ist zentrales Thema der philosophischen Tierethik. Auch empirisch haben sich Wissenschaften mit dieser Beziehung befasst und vielfach studentische Einstellungen bezüglich menschlicher Tiernutzung untersucht. Diese meist quantitative Forschung lässt einige Fragen offen; u.a. bleibt unklar, inwieweit neu erworbene (Tier-)Ethik-Kenntnisse das Denken der Studierenden, inkl. ihrer moralischen Einstellung, beeinflussen. Daher widmet sich die vorliegende qualitative Interviewstudie der Frage, welche individuellen Verarbeitungs- und Reflexionsprozesse bezüglich Tiernutzung im Allgemeinen und Tiernutzung in der Forschung im Speziellen durch die Teilnahme an einem Tierethikseminar bei Studierenden hervorgerufen werden. Insgesamt wurden zehn leitfadengestützte Interviews mit Studierenden geführt, die audiodokumentierten Interviews mithilfe der Software MAXQDA transkribiert und nach dem Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2016) ausgewertet. Im Ergebnis zeigt sich u.a., dass die Studierenden selten von extremen expliziten Einstellungsänderungen berichten, stattdessen häufig von einer Bekräftigung und Ausdifferenzierung der schon vor dem Seminar vertretenen Position. Vor allem und am ausführlichsten aber betonen die Studierenden einen veränderten Umgang mit ethischen Fragen und beschreiben eine Entwicklung ihres kritischen Denkens – einer Fähigkeit, die einen zentralen Aspekt einer selbständigen und selbstbestimmten Persönlichkeit darstellt.
Seit Kindertageseinrichtungen nicht mehr nur als Orte der Betreuung und Erziehung, sondern auch der Bildung verstanden werden, ergeben sich neue Anforderungen an ihre Qualität (Sozialgesetzbuch VIII, 2016). In den 1990er Jahren etablierte sich im Rahmen der Qualitätsdebatte in Deutschland eine Unterscheidung zwischen Aspekten der Struktur-, Orientierungs- und Prozessqualität (Kluczniok & Roßbach, 2014; Tietze et al., 1998), wobei in der (inter-)nationalen Forschung zunehmend der Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen, als einem relevanten Bestandteil der Prozessqualität, eine besondere Bedeutung beigemessen wird (Fröhlich-Gildhoff, Nentwig-Gesemann, König, Stenger & Weltzien, 2013; Hamre et al., 2013; Wadepohl, Mackowiak, Fröhlich-Gildhoff & Weltzien, 2017). Dies begründet sich primär durch Erkenntnisse, die auf einen bedeutsamen Zusammenhang der Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen mit kindlichen Entwicklungsmaßen verweisen (Justice, Mashburn, Hamre & Pianta, 2008; Mashburn et al., 2008). Allerdings machen Forschungsarbeiten auch deutlich, dass die Interaktionsqualität in der deutschen Kita-Praxis durchschnittlich lediglich im mittleren Bereich zu verorten ist (z. B. Beckh, Mayer, Berkic & Becker-Stoll, 2015; Tietze et al., 1998, zusammenfassend Wadepohl, 2016). Mit dem Ziel der Analyse von Bedingungen qualitätsvoller Interaktionen werden vermehrt fachkraftseitige dispositionale Kompetenzfacetten untersucht, die in Wechselwirkung mit dem Fachkraft-Kind-Handeln stehen (Fröhlich-Gildhoff, Nentwig-Gesemann, Pietsch, Köhler & Koch, 2014; Guo, Justice, Sawyer & Tompkins, 2011; Justice et al., 2008; Pakarinen et al., 2010; Weltzien, Fröhlich-Gildhoff, Wadepohl & Mackowiak, 2017). Dabei gilt die Motivation, zu der auch die Selbstwirksamkeitserwartungen frühpädagogischer Fachkräfte zählen, als handlungstheoretisch relevant (Bandura, 1997), aber weitestgehend unbeforscht (Wadepohl, 2016). Insbesondere für eine Erfassung interaktionsbezogener bereichsspezifischer Selbstwirksamkeitserwartungen stehen Erhebungsmöglichkeiten aus.
Das vorliegende Promotionsprojekt schließt hier an die bestehende Forschung an und betrachtet das Zusammenspiel ausgewählter Kompetenzfacetten frühpädagogischer Fachkräfte. Der Fokus liegt dabei auf Selbstwirksamkeitserwartungen frühpädagogischer Fachkräfte als handlungs- und motivationstheoretisch relevante Kompetenzfacette (Bandura, 1997; Fives & Buehl, 2012). Diese sollen durch die Entwicklung eines interaktionsbezogenen Fragebogenverfahrens messbar gemacht und ihre faktorielle Struktur sowie Zusammenhänge mit expertiserelevanten biografischen Merkmalen (Berufserfahrung und Qualifikation) sowie weiteren ausgewählten Kompetenzfacetten (Interaktionsverhalten und Professionelle Wahrnehmung) analysiert werden. Als Rahmenmodell fungiert das international etablierte Teaching through Interactions-Modell (Hamre et al., 2013; Pianta & Hamre, 2009). Die Stichprobe von N = 120 (angehenden) frühpädagogischen Fachkräften wurde im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderten Projektes „Professionelle Wahrnehmung in Kitas – ProWaK“ erhoben.
Das Projekt eröffnet aus qualitativer Forschungsperspektive einen Zugang zum Verstehen gewünschter und ungewünschter Schwangerschaften. Ausgehend von Expertinneninterviews, Beobachtungen und vertiefenden Interviews mit geflüchteten Frauen werden relevante Rahmenbedingungen in ihrer subjektiven Bedeutung rekonstruiert. Am Ende steht die Entwicklung einer Analyseheuristik, die hilft, die einzelne Situation in ihrer eigenen Falllogik nachzuvollziehen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, welchen Einfluss unterschiedliche Faktoren auf die Prokrastination von Studierenden haben. Von Interesse war der Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren, dynamischen Zuständen, soziodemografischen Merkmalen, situativen Elementen und Empfindungen von Prüfungsautonomie. Dazu wurde eine Online-Umfrage mit 374 Studierenden aus Deutschland durchgeführt. Die Auswertung der Daten erfolgte durch Korrelationen, Regressionen und Mittelwertsvergleiche. Aus der Analyse haben sich Hinweise dazu ergeben, dass Prokrastination im Studium besonders durch Faktoren der Persönlichkeit, wie etwa mangelnde Vorausschau, entsteht und diese von dynamischen und situativ-abhängigen Zuständen und Empfindungen wie Angst, Langeweile oder Abneigung der Betroffenen zusätzlich beeinflusst werden kann. Diese Differenzierung wurde im nächsten Schritt diskutiert und als Grundlage für erwachsenenbildnerische Interventionen betrachtet.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Hindernisse und Bewältigungsstrategien von Bildungsaufsteiger_Innen vor dem Hintergrund ihres subjektiven Erlebens zu rekonstruieren. Neben einer Betrachtung bildungssoziologischer Befunde wurden zur Beantwortung der Fragestellung biografisch-narrative Interviews mit Bildungssaufsteiger_Innen durchgeführt, rekonstruktiv analysiert und kontrastierend verglichen. Als Ergebnis ist festzustellen, dass Bildungsaufstiegsprozesse im Spannungsverhältnis zwischen gesellschaftlicher Struktur und handlungsfähigem Individuum stattfinden und auch erst durch eine solche Betrachtung verständlich werden. Neben Schwierigkeiten mit den fachlichen Anforderungen können u. a. institutionelle sowie familiäre Fremdheitsgefühle eine belastende Wahrnehmungsdimension von Bildungsaufsteiger_Innen darstellen. Insgesamt zeigte sich, dass die interviewten Bildungsaufsteiger_Innen in der Lage sind, eine spezifische Form der Handlungsfähigkeit zu entwickeln, um einen Umgang mit vorhandenen Anforderungen zu finden.
Studierende generieren innerhalb Ihrer Schreibprozesse unvorhergesehen neues Wissen, wenn implizites Wissen in explizites Wissen transformiert wird, wenn vorhandene Wissensbestände neu strukturiert oder verknüpft werden. Für einige Studierende kann das z. B. der übergreifende Hauptgedanke in der eigenen Arbeit sein. Schreibüberraschungen treten als nicht planbarer, inhaltlicher und sprachlicher Rest und als Beifang der vordergründigen Textproduktion auf, der erst nach der Fixierung des Textes wahrgenommen wird. Dieser Teil der Textproduktion wird durch verschiedene Variablen im Schreib- und Textproduktionsprozess beeinflusst.
Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit war es, die Variablen der Schreibüberraschung (processes of discovery) über eine erste Skizze eines Modells zu beschreiben. Diese Skizze des Modells knüpft an das dual-process model von Galbraith (2009a) an. Die Schreibüberraschung wird dabei als neues Konstrukt in die Schreibforschung eingeführt. Das Modell wurde theoretisch hergeleitet und durch eine quantitativ-qualitative Panelstudie mit Studierenden in der Studieneingangsphase empirisch plausibilisiert. Anhand der Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden auch hochschuldidaktische Angebote und Schlussfolgerungen für Theorie und Praxis herausgearbeitet, die sowohl für Lehrende, Schreibtutoren und Schreibberater als auch für die Arbeit an Schreibzentren interessant sein können.
Unter dem Titel „Lehr-Lern-Medien für DaF aus nationaler und internationaler Perspektive“ fand am 6. November 2020 an der Pädagogischen Hochschule Freiburg die digitale Abschlusstagung der Germanistischen Institutspartnerschaft (GIP) Freiburg-Belgorod statt. Zwei der für diesen Band ausgewählten Beiträge, die alle Bezug zu Deutsch als Fremdsprache bzw. zur Fremdsprachendidaktik haben, beschäftigen sich mit der Bedarfsanalyse bzw. mit digitalem Lernen. Zwei weitere Beiträge beziehen sich auf das Phänomen der sogenannten digitalen Distanz und auf den Einsatz von Erklärvideos. Darüber hinaus wird ein Best-Practice-Beispiel zur Ausspracheschulung des Deutschen bzw. des Russischen vorgestellt und es werden berufsbezogene DaF/DaZ-Lehr-/Lernmaterialien untersucht.
Die Studie richtet den Blick auf angeordnete Abklärungen im Kinderschutz in der deutschsprachigen Schweiz und untersucht, welches Gewicht einzelne Merkmale von Fallsituationen (bspw. Lebensumfeld Kind, elterliche Kooperation) bei den abklärenden Fachkräften in der Beurteilung der Ausprägung der Kindeswohlgefährdung sowie bei der Einschätzung der Notwendigkeit einer Fremdplatzierung haben. Weiter wird untersucht, inwieweit diese Einschätzungen mit Merkmalen der Fachkräfte (bspw. Berufserfahrung, Einstellungen) und der Organisationen (bspw. Organisationstyp) zusammenhängen. Der Fokus liegt auf Fällen von potenzieller Vernachlässigung eines Kleinkindes. Zur Prüfung der aus einem systematischen Literatur-Review abgeleiteten Forschungshypothesen wurde ein multifaktorielles, experimentelles Vignettendesign (Faktorieller Survey) verwendet. Von den zum Online-Survey eingeladenen Fachkräften haben 543 Personen aus 159 Diensten die Befragung beendet und 1625 Vignetten beurteilt (63% Rücklaufquote). Die Teilnehmenden beurteilten fiktive, aber realistische Fallsituationsbeschreibungen von potenziellen Vernachlässigungen (Vignetten) hinsichtlich des Grads der Kindeswohlgefährdung sowie der Wahrscheinlichkeit, mit der sie eine Fremdplatzierung empfehlen würden. In den Beschreibungen wurden die Ausprägungen von sieben Merkmalen dieser Situationen experimentell variiert (Vernachlässigung der Aufsicht, Lebensumfeld Kind, elterliche psychische Gesundheit, Erziehungsfähigkeit, Beziehungsverhalten Kind, private soziale Unterstützung, elterliche Kooperation). Zusätzlich wurden Merkmale der Fachkräfte und deren Organisationen über den Survey erhoben. Die Daten wurden mit statistischen Mehrebenenmodellen analysiert. Alle untersuchten Fallmerkmale hatten einen statistisch signifikanten Effekt auf die Beurteilungen (Kindeswohlgefährdung; Empfehlung einer Fremdplatzierung). Dabei hatte die private soziale Unterstützung ein besonderes geringes und die elterliche Kooperation ein besonders hohes Gewicht. Die meisten untersuchten Merkmale der Fachkräfte standen in einem geringen oder keinem Zusammenhang mit der Gefährdungseinschätzung oder der Fremdplatzierungsempfehlung. Eine Ausnahme ist die allgemeine, fallunspezifische Bereitschaft der Fachkräfte zur Fremdplatzierung. Die gefundene geringe statistische Bedeutung der Organisationsebene bei gleichzeitig hoher Variabilität der Beurteilungen zwischen den Fachkräften verweist auf grosse Ermessensspielräume der Fachkräfte. Die Schlussfolgerungen beziehen sich auf die Bedeutung der Befunde für die wissenschaftliche Fachdiskussion und auf Anregungen für die praxisorientierte Kinderschutzfachdiskussion.
Dargestellt werden Ergebnisse eines Forschungsprojekts, in dem Entwicklungsrisiken bei jungen männlichen Geflüchteten analysiert wurden. Auf dieser Grundlage werden Empfehlungen für eine Verbesserung der rechtlichen und institutionellen Bedingungen von Integrationsprozessen sowie für die Gestaltung der Sozialen Arbeit mit Geflüchteten entwickelt.
Intelligentes Wissen ist vernetzt (z.B. Renkl, 2015). Analoges Enkodieren (Gentner et al., 2003) kann diese Vernetzung bereits in der Wissenserwerbsphase durch den fokussierten Vergleich (Mapping) zweier strukturgleicher Beispiele unterstützen (Alfieri et al., 2013).
Die Studie nimmt zweierlei Perspektiven in den Blick: Im Rahmen der Lernperspektive wird untersucht, wie der Vergleich zweier strukturgleicher Beispiele bei den Kindern Lernprozesse anregt, wie sich die Vergleichsprozesse der Kinder beschreiben und systematisieren lassen und ob die Kinder das inhaltliche Wissen von einem Beispiel auf andere Beispiele übertragen können. Im Rahmen der Lehrperspektive werden die gegebenen Unterstützimpulse während der Exploration (Ausprobieren und Gemeinsamkeiten der Beispiele entdecken) untersucht und systematisiert um die adaptiven Potenziale des Settings zu erfassen.
In der qualitativen Studie wurden 26 Kinder der zweiten Jahrgangsstufe durch offene und gezielte Impulse zum Vergleich von Hebeln (Wippe und Kleiderbügel) angeregt. Um den Wissenszuwachs zu erheben, wurden die kindlichen Konzepte vor und nach der Intervention (offene und gezielte Vergleichsimpulse zu den Beispielen, ausprobieren der Funktionalität) u.a. durch Bildstrukturkarten der Beispiele erfasst. Die Anwendbarkeit des erworbenen Wissens wurde mittels Transferbildkarten zum nahen bis mittleren Lerntransfer (Barnett & Ceci, 2002) überprüft. Ausgewertet wurden die erhobenen Daten mithilfe der inhaltlich-strukturierenden und der inhaltlich-typenbildenden Inhaltsanalyse (Kuckartz, 2016).
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kinder Gemeinsamkeiten der Beispiele zunächst auf einer prozeduralen Ebene beschreiben können. Individuelle Lernprozesse der Kinder werden anhand von förderlichen und hinderlichen Faktoren beim Vergleichen beschrieben. Es zeigen sich sowohl kurzfristige Lernzuwächse als auch die Fähigkeit der Kinder, ihr Wissen zum Hebel auf andere Bereiche zu übertragen. Das Lernsetting bietet sich somit als adaptive (Scaffolding)Möglichkeit für (Sach)Unterricht an, da die Beispiele Verständnisschwierigkeiten sichtbar machen und damit gezieltere verbale Unterstützung seitens der Lehrkräfte ermöglichen können.
Forschungsprojekt der PH Freiburg zur Leitperspektive BNE und die Entwicklung von Nachhaltigkeitskompetenzen.
„BNE soll Lernende befähigen, informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst zum Schutz der Umwelt, für eine funktionierende Wirtschaft und eine gerechte Weltgesellschaft für aktuelle und zukünftige Generationen zu handeln.“ (vgl. Leitperspektive BNE des Bildungsplans 2016 in Baden-Württemberg). Bislang ist jedoch noch wenig darüber bekannt, welche Wirkungen die Einführung der Leitperspektive BNE in Bezug auf die lehrerbezogenen Merkmale sowie die Entwicklung von Nachhaltigkeitskompetenz(en) (NK) bei Schüler:innen hat. Das Projekt „BNE im Unterricht - Gelingensbedingungen für die Entwicklung von Nach-haltigkeitskompetenz“ (BUGEN) hat sich auf der Basis existierender empirischer Forschung und Methoden (z.B. aus der Umweltpsychologie) zunächst mit der Frage beschäftigt, wie die vorgegebenen Ziele einer BNE konkretisiert und gemessen werden können. Im Zentrum des Forschungsprojekts stand dann die Erfassung von Merkmalen der Lehrkräfte (z. B. BNE-bezogenes Wissen, Motivation, Einstellungen, Umsetzung im Unterricht) und Veränderungen von Merkmalen (kognitive, affektive und verhaltensbezogene) ihrer Schüler/-innen innerhalb eines Schuljahres. Über einen zusätzlichen Vergleich der Lehrkräftemerkmale mit einer repräsentativen Stichprobe vor Einführung des neuen Bildungsplans wurden Erkenntnisse über Veränderungen und Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche, d.h. sich auf die Kompetenzentwicklung der Schüler*innen auswirkende Implementierung der BNE im Unterricht gewonnen. Aktuelle Veröffentlichungen im Rahmen des Projektes: Rieß et al. 2018; Waltner et al. 2019; Waltner et al. 2020.
Historisch betrachtet, haben Kindertageseinrichtungen (Kitas) den Wandel von einer betreuenden Institution hin zu Einrichtungen mit einem zusätzlichen Erziehungsauftrag vollzogen,sowie in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch für bildungsbezogene Themen an Relevanz gewonnen. Dabei wird in Hinblick auf kindliche Entwicklungsmaße im Besonderen die Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen als wesentlich für die Wirksamkeit frühkindlicher institutioneller Bildungsarbeit angesehen. Die Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen scheint wiederum maßgeblich von den professionellen Kompetenzen pädagogischer Fachkräfte bedingt zu werden. Verschiedene Kompetenzfacetten sowie deren Zusammenwirken werden innerhalb der frühpädagogischen Kompetenzforschung in Kompetenzmodellen beschrieben. Hinsichtlich der empirischen Überprüfung der Modelle bestehen jedoch eine Reihe von Forschungsdesideraten, die sich sowohl auf die Einzelfacettenebene als auch auf mögliche Zusammenhänge unterschiedlicher Facetten beziehen. Die vorliegende publikationsbasierte Dissertation greift die Erkenntnisbedarfe auf und untersucht schwerpunktmäßig lernbereichsübergreifende wissens-und einstellungsbezogene Kompetenzfacetten sowie deren Zusammenhang mit der Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen. Im Besonderen verdeutlichen die Ergebnisse, dass die Facetten Professionelles Wissen und Einstellungen zusammenhängen. Ein besonderer Erkenntnisgewinn der durchgeführten Teilstudien besteht zudem darin, dass die Analyse von Zusammenhängen zwischen Wissen und Interaktionsqualität von der Wissensorientierung mitbestimmt wird. Nicht zuletzt mittels der Analyse von Moderationseffekten, wodurch der in den frühpädagogischen Kompetenzmodellen aufgezeigten Komplexität der verschiedenen Facetten Rechnung getragen wird, wird in der vorliegenden Dissertation auch auf einer methodischen Ebene ein Beitrag zur Kompetenzforschung in der Frühpädagogik geleistet. Die generierten Erkenntnisse werden im Hinblick auf ihre Bedeutung für die frühpädagogische Forschung sowie Professionalisierungsmaßnahmen diskutiert.
Partizipierende Kinder. Eine ethnographische Untersuchung in außerschulischen Partizipationssettings
(2020)
Gegenstand dieser ethnographischen Studie ist die Partizipation von Kindern, die anhand von Praktiken partizipierender 6-11jähriger Kinder auf einem Abenteuerspielplatz, der dortigen Kinderkonferenz und bei Spielplatzplanungsprojekten untersucht wird. Theoretische Zugänge sind die Konzepte der ,Agency‘ und der ,Generationalen Ordnung‘ aus der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung. Zudem werden Machtverhältnisse zwischen den Akteur*innen, insbesondere zwischen Kindern und Erwachsenen in den Blick genommen.
In den Rekonstruktionen der alltäglichen Partizipationspraktiken von Kindern auf einem Abenteuerspielplatz, der Mitwirkung von Kindern beim Partizipationsforum Kinderkonferenz und ihrer Partizipation bei Spielplatzplanungsprojekten werden drei Partizipationspraktiken als für die jeweiligen Settings zentral herausgearbeitet: Praktiken der Selbstbestimmung, Praktiken der anliegenbasierten Mitwirkung und Praktiken, um Ideen zum Ausdruck zu bringen. Dabei wird deutlich, wie bedeutsam für die Partizipationspraktiken der Kinder die beteiligten Erwachsenen und die strukturellen Rahmungen der Partizipationssettings sind.
Literatur eröffnet als ästhetisches Ausdrucksmittel vielfältige Verstehensräume, die es gerade in Lehr- und Lernsituationen in Schule und Universität ernst zu nehmen gilt. Hierbei bedeutet das Verstehen von Literatur mehr, als vermeintlich richtige Antworten auf von Anderen gestellte Fragen zu finden. Vielmehr durchdringen Narrationen – die sich nicht nur auf printbasierte Medienformen begrenzen – alle lebensweltlich relevanten Bereiche; hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, literarische Verstehensfähigkeiten auszuprägen, um als handlungsfähiges Subjekt gesellschaftliche Teilhabe zu erlangen.
Der vorliegende Band stellt mit dem BOLIVE-Modell eine Systematisierung literarischen Verstehens vor, das schulpraktische wie akademische Perspektiven miteinander vereint: Hierbei ermöglicht BOLIVE die präzise empirische Bestimmung literarischer Kompetenzausprägungen ebenso wie die schulische Diagnose und Förderung literarischer Lernprozesse, indem es den Prozess literarischen Verstehens in Aspekte literarischer Bildung und literarischer Kompetenz ausdifferenziert. Dieses in Schulpraxis und empirischer Forschung erfolgreich erprobte Modell, stellt die Verstehensprozesse der Rezipientinnen und Rezipienten zentral und berücksichtigt die Polyvalenz literarischer Sinnangebote in allen geschichtenerzählenden Medien.
Das ungleiche Aufwachsen von Kindern, etwa in Bezug auf Bildung oder Gesundheit, bildet den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit. Zur Auseinandersetzung mit dieser Ungleichheit wird der Lebenszusammenhang ‚Familie’ mit seinen sozial-strukturell geprägten Lebensbedingungen und der sozialen Eingebundenheit in den Blick genommen. Die Netzwerke, in die Familien eingebunden sind, können gleichzeitig soziale Ungleichheit abbilden und sie weiter fortschreiben (bzw. verringern); u. a. in dem sie die Situation des Aufwachsens prägen. Diese doppelte Verschränktheit wird im Verlauf der Arbeit mit den Ansätzen von Habitus und Sozialkapital nach Bourdieu (2012) theoretisch verankert. In der vorliegenden Arbeit wird weiterhin das Einflusspotenzial von Netzwerken, über eine ihrer zentralen Funktionen – das Leisten sozialer Unterstützung – beleuchtet.
Vor diesem Hintergrund bietet es für die Auseinandersetzung mit sozialer Ungleichheit (und dem Anspruch sozialer Gerechtigkeit) Chancen, den Blick auf die sozialen Netzwerke von Familien zu richten. Bislang liegen jedoch nur wenige Erkenntnisse über die Eingebundenheit von familiären Zusammenhängen in weitere soziale Bezüge vor. Auch die Frage, wie Eltern diese Netzwerke wahrnehmen und Veränderung sowie Stabilität darin erleben, ist bisher noch wenig untersucht. Die vorliegende Dissertation arbeitet daher heraus, wie Eltern in Beziehungsnetze eingebunden sind und wie sie die darin erfahrene Unterstützung erleben. Außerdem verfolgt die Arbeit die Entwicklung familiärer Beziehungsnetze über einen langfristigen Zeitraum, um mögliche Veränderungen sowie deren Wahrnehmung nachvollziehen zu können. Auf dieser Grundlage werden dann Ableitungen getroffen, wie die Eingebundenheit gestaltet sein sollte, um negative Einflüsse (institutionalisierter) Unterstützungsleistungen und konstellationen zu vermeiden und positive Entwicklungsräume zu schaffen.
Diese Forschung im Feld der offenen Jugendarbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Perspektive Pädagog*innen auf Jugendliche einnehmen, die in die offene Arbeit eingeschlossen werden können bzw. von dieser ausgeschlossen sind. Im Zentrum steht deshalb die Forschungsfrage, welche sozialen Konstruktionen von Jugendlichen Professionelle der offenen Jugendarbeit in Bezug auf Ein- und Ausschlüsse (re-)produzieren.
Es wurden vier Leitfaden-Interviews mit Professionellen der offenen Jugendarbeit durchgeführt und mithilfe der Methoden der Grounded Theory ausgewertet.
Im Ergebnis zeigen sich acht Bereiche, in denen Konstruktionen von Jugendlichen in Bezug auf Ein- und Ausschlüsse relevant sind: Alter, Behinderung, Benachteiligung, Cliquen, Ethnizität, Flexibilität/Freizeit, Geschlecht und Stadtteil.
Soziale Konstruktionen werden in der Forschung als wandelbar identifiziert. Dazu zählen die Neu-Interpretation von Konstruktionen, Konflikte, die bei der Verwendung von Konstruktionen entstehen sowie der Verweis, dass Konstruktionen als undeutlich empfunden werden. Der Anspruch der ‚Offenheit‘ der offenen Jugendarbeit ist nicht gleichzusetzen mit gelingenden Einschlüssen von ‚allen‘ Jugendlichen.
Die in der Masterarbeit erzielten Ergebnisse zu sozialen Konstruktionen von ein- und ausgeschlossenen Jugendlichen weisen eine hohe Übereinstimmung mit den in den Fachdiskursen vorgenommenen Konstruktionen zu den Besucher*innen der offenen Jugendarbeit auf. Auffällig ist dabei, dass Jugendliche mit Behinderung in der offenen Arbeit kaum thematisiert oder als eher ausgeschlossen konstruiert werden.
Kinder interessieren sich für die Welt und ihre Zusammenhänge. Sie begegnen dieser in unterschiedlicher Weise: machen Erfahrungen (Primärerfahrungen), eignen sich Wissen und Sekundärerfahrungen an und haben Vorstellungen von Sachzusammenhängen in Natur, Technik, Zeit, Raum und Gesellschaft. Entsprechend ihrer Entwicklung stellen Kinder Fragen über die Zusammenhänge in der Welt.
In meiner Forschungsarbeit gehe ich der Forschungsfrage nach, wie Kinder im Alter von 9-13 Jahren komplexe Sachverhalte visualisieren. Im Rahmen dieser Studie entwickeln Kinder in der benannten Altersgruppe Zeichnungen zu komplexen Sachverhalten. Primär aus diesem Datenmaterial wird die Bildsprache (formale, materiale und inhaltliche Mittel) der Kinder erfasst und unterschiedliche Visualisierungskonzepte herausgearbeitet. Einen Einblick in die unterschiedlichen Darstellungsweisen geben die oben ausgewählten Zeichnungen aus dem Datenmaterial.
Während des Zeichenprozesses und der geistigen Auseinandersetzung der Kinder mit einem Sachverhalt finden auch Imaginations- und Reflexionsprozesse statt. Durch die Beobachtung der Zeichenprozesse, durch verbale Erläuterungen der Kinder (Interviews), durch Analyse der Zeichenprodukte und durch Einblicke in ihre häusliche Umgebung werden Hinweise auf Einflüsse auf die jeweilige Zeichnung gegeben. So steht jede Zeichnung in Zusammenhang mit endogenen und exogenen Kontextbedingungen. Diese sind beispielsweise: Wissen/Erfahrungen zum Sachverhalt, Wissen/Erfahrungen zur Bildsprache, Bildsozialisation, Motivation, situative Bedingtheit, etc.
Ziele der Untersuchung sind das Erstellen einer kategorialen Übersicht der zeichnerischen Bildsprache und das Herausbilden verschiedener Visualisierungskonzepte. Darüber hinaus sollen Zusammenhänge zwischen Zeichnung und deren Kontextbedingungen mit Hilfe einer Einzelfallstudie rekonstruiert werden.
Die Untersuchung reiht sich in die Grundlagenforschung zur Kinder- und Jugendzeichnung ein, die vorwiegend kognitions- und entwicklungspsychologisch geprägt ist (Richter 1987, Bareis 1998, Schuster 2010, John-Winde 1981, Mühle 1971, John-Winde/Roth-Bojadzhiev 1993, Glas 1999, Seidel 2007, Reiß 1996). Dieses Forschungsprojekt knüpft an die Begriffe visual literacy (Lacy 1987 nach Pettersson 1993) und Bildliteralität (Duncker 2013) an und fokussiert deren produktive Facette.
In der ersten Phase der Studie werden im unterrichtlichen Setting Zeichenaufgaben zur Klärung von Sachverhalten erprobt (z.B.: Wie kommt ein Ereignis in eine Zeitung? Was bewirkt die Sonne? Wie ist meine Schule organisiert?). Auf jede Zeichensequenz folgen leitfadengestützte Kurzinterviews mit einzelnen Kindern zu deren Zeichnungen. Rezeptive Bezüge, vorhandene Präkonzepte, Vorwissen und Vorerfahrung werden in den Interviews thematisiert. Durch Analyse und Systematisierung des Datenmaterials (ca. 500 Zeichnungen und ca. 120 Kurzinterviews) der ersten Erhebungsphase wird in Anlehnung an die Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring 1983, Kuckartz 2014) eine umfangreiche Übersicht (Kategoriensystem) der zeichnerischen Bildsprache erstellt. In der zweiten Phase werden die Zeichnungen auf Basis der gebildeten Kategorien einer typenbildenden Inhaltsanalyse (nach Kuckartz 2014) unterzogen und Visualisierungskonzepte herausgebildet.
In der dritten Erhebungsphase, bei der der Frage nachgegangen wird, welche unterschiedlichen Kontextbedingungen sich beim Zeichnen von Sachverhalten rekonstruieren lassen, liegt der Fokus auf einer Fallstudie. Videografierte Zeichenprozesse, transkribierte Leitfadeninterviews, Beobachtungsprotokolle und Kinderzeichnungen stellen das Datenmaterial dar, das anhand einer Einzelfallstudie (im Rahmen der strukturierenden Qualitativen Inhaltsanalyse) rekonstruktiv analysiert wird. Hierbei sollen identifizierbare Kontextbedingungen berücksichtigt und in die Analyse integriert werden.
Im Sommersemester 2019 führte die Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Freiburg online eine Vollbefragung ihrer aktiven Nutzerinnen und Nutzer durch. Gegenstand der Erhebung war die Zufriedenheit mit den Angeboten und Dienstleistungen der Bibliothek. Der vorliegende Bericht fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und stellt erste Konsequenzen vor.
Im Sommersemester 2019 führte die Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Freiburg online eine Vollbefragung ihrer aktiven Nutzerinnen und Nutzer durch. Gegenstand der Erhebung war die Zufriedenheit mit den Angeboten und Dienstleistungen der Bibliothek. Im vorliegenden Datenbericht sind die Antworten auf alle Fragen quantitativ ausgewertet und grafisch aufbereitet. Der Datenbericht enthält zudem die inhaltlich geclusterten Freitextantworten auf die offenen Fragen. Aus Datenschutzgründen sind die Ergebnisse und Antworten teils anonymisiert.
Die Applikation Untis Mobile ist eine Erweiterung der Stundenplan-Software Untis,die das orts- und zeitunabhängige Abrufen von Stundenplänen auf mobilen Endgeräten ermöglicht. Funktionen zum Erledigen administrativer und organisatorischer Schultätigkeiten werden ebenfalls zur Verfügung gestellt. Das Ziel der vorliegenden
Arbeit ist es, herauszufinden, welche Anforderungen und Bedürfnisse die Zielgruppen Eltern, Lehrkräfte und Schulkinder der allgemein bildenden Pflichtschule hinsichtlich der Usability an eine Stundenplan-Applikation stellen. Mithilfe von ausgewählter Fachliteratur wurden relevante Aspekte der ergonomischen Gestaltung von digitalen Systemen im Zusammenhang mit Usability Engineering und deren Bedeutung für Kinder herausgearbeitet. Im Zuge der Auseinandersetzung mit MobileUsability Engineering wurden mit einem Cognitive Walkthrough exemplarische Aufgabenszenarien der Zielgruppen abgeleitet, analysiert und mit Handlungssequenzen dargestellt. Die empirische Forschung gliedert sich in eine explorative qualitative beziehungsweise eine explanative quantitative Primärstudie, die im Mixed-MethodsDesign konzipiert wurde. Mittels 12 Betroffenen- beziehungsweise 4 ExpertenInterviews wurden die Bedürfnisse, die an eine Stundenplan-Applikation gestellt werden, evaluiert. Die gewonnenen Erkenntnisse dienten zur Generierung von Hypothesen, die anhand der Daten eines standardisierten Online-Fragebogens mit 405 Schulkindern (davon 53,6% Knaben) überprüft wurden. Es zeigte sich zielgruppenübergreifend der Wunsch nach benutzerspezifischen Funktionen betreffend Stundenplan-Ansicht, Hausaufgaben-Organisation, Push-Notifications und einen integrierten Messenger in Untis Mobile. Im Besonderen verlangen Eltern nach Features zur Kontrolle der schulischen Aufgaben beziehungsweise Leistungen ihrer Kinder und nach Sicherheitsvorkehrungen gegen Online-Mobbing und Cyberkriminalität. Die Lehrkräfte befürworten die Entwicklung weiterer Funktionen, um Arbeitsschritte im
Schulalltag effektiver und effizienter gestalten zu können. Um Informationen interaktiv auszutauschen, fordern die Schulkinder die Implementierung von Social MediaFunktionen. Darüber hinaus konnte im Ansatz geklärt werden, welche unterschiedlichen Kriterien eine modular strukturierte Stundenplan-App zu erfüllen hat.
Diese Arbeit befasst sich mit der Übertragung des theoretischen Konstrukts der organisationalen Ambidextrie in ein praktisches Diagnose-Instrument. Der Forschungsbedarf leitet sich aus dem bisher relativ wenig bearbeiteten Themenfeld der Lern- und Innovationsprozesse in Unternehmen ab – ein Instrument zur Diagnose von Lern- und Innovationsprozessen in Organisationen lag bisher nicht vor.
Zur Erstellung des Instruments wurde zunächst die Theorie der organisationalen Ambidextrie weiterentwickelt und die beiden Modi, der Exploit- und der Explore-Modus wurden herausgearbeitet. Anhand zweier Organisationsmodelle wurden die beiden Modi kontrastierend gegenübergestellt. Aufbauend auf dieser Vorarbeit wurde das Instrument, ein Fragenkatalog für eine Erhebung im Unternehmenskontext, erstellt. Das Ergebnis ist ein Instrument, mit dem Organisationen ihren derzeitigen Standpunkt bezüglich zentraler Aspekte der organisationalen Ambidextrie bestimmen können.
Hintergrund: Das Promotionsvorhaben „Pflegende Angehörige auf Distanz – Versorgungsstrukturen: Lücken, Bedarfe und Entwicklungsmöglichkeiten“ verortet sich im Forschungsgebiet Häusliche/Ambulante Pflege und richtet dabei den Blick auf eine deutlich wachsende und doch in Deutschland bislang in der Versorgungsforschung kaum wahrgenommene Zielgruppe: Pflegende Angehörige, die bei räumlicher Entfernung für ihre hilfe- und pflegebedürftigen Angehörigen Sorge tragen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie im Sinne einer „Collaborative Care“ die Versorgungssituation von auf Distanz pflegenden Familien optimiert werden kann.
Methodik: Ein qualitativ-explorativer Forschungsansatz in Form von leitfadengestützten Interviews ermöglicht es zunächst, ausgehend von der spezifischen Nutzer- und Patientenperspektive „pflegender Angehöriger auf Distanz“, zu untersuchen, welche besonderen Herausforderungen und Bedarfe vorliegen und welche Versorgungslücken offensichtlich werden (n = 17). In einer Methodenkombination erfolgt die Auswertung zunächst inhaltsanalytisch-strukturierend (Mayring), in einem zweiten Schritt auch rekonstruktiv (Bohnsack). Trianguliert werden diese Ergebnisse mit der Perspektive von Expert*innen im Versorgungssystem (n = 22).
Ergebnisse: Räumliche Entfernung zeigt Auswirkungen auf die Entscheidung zur Pflege, entfaltet Konsequenzen über den gesamten Pflegeprozess und bringt spezifische Belastungen mit sich. Erkennbar wird eine diverse Zielgruppe mit einem breiten Aufgabenspektrum und vielfältigen Herausforderungen, vor allem im emotionalen Bereich. Die rekonstruktive Auswertung generiert fünf typische Orientierungen (pragmatisch, netzwerkend, resignativ, integrierend, fürsprechend), aus denen sich jeweils unterschiedliche Bedarfe und Interventionsoptionen ableiten lassen. Die Expert*innen-interviews verweisen auf Lücken und Chancen des Versorgungssystems. Hürden werden vor allem in der Koordination sowie in geregelten Kommunikationsstrukturen gesehen. Handlungsleitende Empfehlungen weisen auf neue Beratungs- und Begleitungsaufgaben hin, lassen neue Engagementprofile (auch im Kontext von Techniknutzung) erkennen und betonen die Notwendigkeit, entfernt lebende Angehörige wertschätzend wahrzunehmen, anzusprechen und zu beteiligen.
Schlussfolgerung: Im Kontext des demografischen Wandels steigt die Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen. Ihre Versorgung wird ohne die Stabilisierung der zentralen Stütze „pflegender Angehöriger“ nicht zu gewährleisten sein, wobei sich mit zunehmender räumlicher Entfernung neue, bislang unbeantwortete, Herausforderungen ergeben.
In der Dissertationsschrift wird der Frage nachgegangen, welcher Zusammenhang zwischen der Leistung im Thema Lineare Funktionen und der weiteren individuellen Faktoren – Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Präferenzen und metarepräsentationalem Wissen – besteht. Hierbei werden auf die zwei Repräsentationsarten Wertetabelle und Funktionsgraph sowohl beim Leistungsmaß als auch bei der Messung von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und Präferenzen fokussiert. Die verschiedenen Spezifitätsebenen von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen werden gemäß der inhaltlichen Ebenen (domänenspezifisch, themenspezifisch und repräsentationsspezifisch) definiert. Die Erhebung wurde in der Realschule Klasse 8 mit 350 Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Die vorgelegte Studie gibt empirische Hinweise auf die hergeleiteten Spezifitätsebenen.
Die Themen der Diagnose und Förderung nehmen bei der Planung, Durchführung und Reflexion von Unterricht eine hohe Bedeutung ein. Bereits für das Lehramtsstudium schreiben KMK-Standards zum Beispiel die Beschäftigung mit Grundlagen der Lernprozessdiagnostik vor. Jedoch erscheinen Lehrveranstaltungen, die Studierende auf spätere Diagnose- und Förderaufgaben vorbereiten, bislang unzureichend in die Lehramtsausbildung implementiert. Wissenschaftlich evaluierte Ansätze zur Förderung diagnostischer Kompetenzen gelten als Forschungsdesiderat, evidenzbasierte Lehre zu diesem Aspekt pädagogischer Professionalität als ausbaufähig. Für die universitäre Ausbildung werden Instruktionsstrategien empfohlen, die neben theoretischem Wissen über Diagnostik auch das Können der Studierenden fördern.
Ziel der in dieser Arbeit vorgestellten, evaluierten Intervention ist der Erwerb diagnostischer Kompetenzen anhand von Lernaufgaben, die im Unterricht sowohl zur Diagnose fachlicher Lernprozesse als auch zur individuellen Förderung eingesetzt werden können. Die biologiedidaktische Intervention berücksichtigt zur Vorbereitung auf spätere Diagnose- und Förderaktivitäten im Fach Biologie drei Wissensbereiche: Der Umgang mit Lernaufgaben erfordert einerseits fachdidaktisches Wissen und Können (1), wenn es um die Auswahl, Bewertung und Konzeption geeigneter Diagnose- und Förderaufgaben geht. Um Lernaufgaben als Erhebungsinstrumente in einen systematischen, diagnostischen Prozess einbetten zu können, ist andererseits grundlegendes, diagnostisches Wissen (2) erforderlich. Die Analyse von Schülerlösungen greift zuletzt auf Fachwissen (3) zurück, welches zugleich Grundlage für die Planung von Fördermaßnahmen ist. Die theorie- und evidenzbasierte Entwicklung der Intervention folgt den Arbeitsschritten der kompetenzorientierten Studiengangsentwicklung (Schaper, 2012) und bezieht die Erkenntnisse zweier Vorstudien mit ein.
Die erste Vorstudie erhebt im Rahmen einer Bedarfsanalyse das Vorwissen zu pädagogischer Diagnostik. Im Vordergrund standen erlebte Lerngelegenheiten zu den oben genannten Wissensbereichen. Auf Grundlage der Forschungsfrage „Welche Einstellungen und Haltungen werden von Lehramtsstudierenden auf Grund ihrer Erfahrungen gegenüber der diagnostischen Kompetenz vertreten?“ wurden Lehramtsstudierende (n=12) des Fachs Biologie kurz vor ihrem Examen befragt. Durch fokussierte Gruppeninterviews und inhaltsanalytische Aufbereitung des Materials konnte die Vermutung, dass auch bisherige Lehramtsstudierende am Ausbildungsstandort Freiburg von mangelnden Lernangeboten betroffen sind, bestätigt werden. Das erhaltene Material wurde in Kategorien zusammengefasst und zu zwei Haltungen, die für die Passung von Lerninhalten und –aktivitäten relevant sind, verdichtet. Demnach kann eine aufgeschlossene Haltung zur positiven Aufnahme der Intervention beitragen, wenn die diagnostische Kompetenz als notwendige Qualifikation im Schulalltag thematisiert sowie Wünsche der Studierenden bezüglich praktischer Umsetzung von erlernten Methoden berücksichtigt werden. Eine problemorientierte Haltung der Befragten betont dagegen mangelnde Vorerfahrungen bezüglich Erhebungsmethoden sowie diagnostischem Grundlagenwissen und fordert zur Kompensation dieser Lücken auf. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf deren Beitrag zu den drei Kohärenzkomponenten Verstehbarkeit, Bedeutsamkeit und Bewältigbarkeit späterer Diagnose- und Förderaktivitäten diskutiert.
Die zweite Vorstudie konkretisiert Lehrveranstaltungsinhalte (Themen und Methoden) der Intervention. In einer systematischen Übersicht wurden Erkenntnisse zur Reviewfrage „Welche thematischen Lehrveranstaltungsinhalte und methodischen Zugänge fördern diagnostische Kompetenz als die Fähigkeit, fachliches Lernen mithilfe von Lernaufgaben zu analysieren, bei Lehramtsstudierenden der naturwissenschaftlichen Fächer?“ identifiziert. Die Evidenz aus 36 Studien wurde in drei Kategorien zusammengefasst. Die erste Kategorie beschreibt Ausbildungsmerkmale, die beim Aufbau einer aufgabenbezogenen diagnostischen Kompetenz unterstützen können, zum Beispiel durch Konkretisierung des diagnostischen Grundlagenwissens. Die zweite Kategorie betont als methodischen Zugang Lehr-Lern-Konzepte, die über den Einsatz authentischer Fallbeispiele aktives Lernen befördern können. Eine dritte Kategorie fasst Evidenz zu Aufgaben als Lern- und Diagnosehilfen zusammen. Die Evidenzlage wird vor dem Hintergrund der Güte eingeschlossener Studien diskutiert.
Auf Grundlage der Vorstudien wurden im Rahmen einer didaktischen Konstruktion Kompetenzprofil, übergeordnete Lehrziele, adäquate Lehr- und Lernmaterialien sowie passende Lernaktivitäten entwickelt. Die Intervention (insg. 540min) wurde nach erfolgter Pilotierung als reguläre Lehrveranstaltung an der Universität Freiburg zu zwei Zeitpunkten ausgebracht und an jeweils drei Tagen (à 180min) durchgeführt. Teilnehmende beschäftigten sich mit Zielen und Notwendigkeit pädagogischer Diagnostik im Schulalltag, erwarben ein grundlegendes Diagnosewissen und durchliefen einen kompletten diagnostischen Prozess. Schwerpunkte waren die Entwicklung von Aufgaben als semiformelle Diagnoseinstrumente passend zu einem fachlichen Diagnoseziel, das Erheben und Auswerten von Daten anhand von Videovignetten, welche Schülerinnen und Schüler bei der Aufgabenbearbeitung zeigen sowie die Ableitung von Fördermaßnahmen. Die zweite Durchführung wurde nach den Erkenntnissen des Evidenzberichts mit Blick auf Reflexion als methodisches Grundelement überarbeitet.
Die Wirksamkeit der Intervention wurde im Rahmen der dritten Forschungsfrage untersucht: „Inwiefern fördert die biologiedidaktische Intervention die diagnostischen Kompetenzen als die Fähigkeit, fachliches Lernen mithilfe von Lernaufgaben zu analysieren?“. Die Auswertung der quasi-experimentellen Interventionsstudie erfolgte in einem Mixed-Methods-Design. Die summative Evaluation berücksichtigte aufgabenbezogenes Diagnosewissen (selbsterstellter Wissenstest) sowie selbsteingeschätzte Fähigkeiten zum Unterrichten und Diagnostizieren (KLiP). Die Auswertung der Daten erfolgte im Prä-/Posttest-Vergleich mithilfe zweifaktorieller Varianzanalysen. In Hinblick auf das diagnoserelevante Selbstkonzept der Teilnehmenden wurden Einstellungen und Vorerfahrungen zur Pädagogischen Diagnostik mithilfe eines selbsterstellten Fragebogens erhoben. Im Posttest wurde die Intervention bezüglich Akzeptanz (heiQ) und Verständlichkeit (COHEP) durch die Teilnehmenden bewertet und mithilfe verteilungsfreier Tests analysiert. Relevantes Fachwissen wurde separat erhoben (MC-Wissenstest). Die qualitative Evaluation wurde durch Gruppeninterviews parallel zur Durchführung der Intervention umgesetzt und fand zu drei Zeitpunkten vor, nach und während der Intervention statt. Das Material wurde im Forschungsrahmen der Grounded Theory ausgewertet.
Ein Kompetenzzuwachs der Teilnehmenden (n=103) kann nach Auswertung des Wissenstests zum aufgabenbezogenen Diagnosewissen sowie den selbsteingeschätzten Fähigkeiten zum Unterrichten und Diagnostizieren als nachgewiesen gelten. Die Ergebnisse der qualitativen Evaluation sprechen für eine nachhaltige Einstellungsänderung, die zur Absicht führt, die Themen der Diagnose und Förderung als Entwicklungsaufgabe weiter vertiefen und erlernte Methoden praktisch ausprobieren zu wollen. Die Umsetzung der reflexionsbasierten Kursmethodik ging im Einklang mit der Literatur nicht mit Einbußen im aufgebauten Wissen einher. Es konnte jedoch kein zusätzlicher Effekt auf den Kompetenzzuwachs gemessen werden. Umfangreiche Reflexionsprozesse scheinen negative Auswirkungen auf die berichtete Akzeptanz und wahrgenommene Verständlichkeit zu haben. Weiterführende Analysen weisen auf einen hohen Einfluss von Fachwissen auf die erfassten Diagnoseleistungen hin. Auch das Vorwissen zur Pädagogischen Diagnostik stand in positivem Zusammenhang mit dem Wissenserwerb.
Der Kompetenzzuwachs wird abschließend vor dem Hintergrund des Einflusses zweier Personenmerkmale (Vorwissen zu pädagogischer Diagnostik, Fachwissen der Teilnehmenden) sowie der Wahrnehmung von Kohärenz diskutiert.
Für die Integration in das deutsche Regelschulsystem stellt sich einigen SeiteneinsteigerInnen eine doppelte Erwerbsaufgabe. Neben dem L2-Deutsch Spracherwerb ist auch der Zweitschrifterwerb Deutsch im Schriftsystem der lateinischen Alphabetschrift zu bewältigen.
Für arabisch erstalphabetisierte SeiteneinsteigerInnen geht dieser Zweitschrifterwerb mit einem Richtungswechsel bei der Schreib- und Leserichtung einher. Um über diesen Schrifterwerbsprozess Erkenntnisse zu gewinnen, wurde eine Handschriftenuntersuchung zur L2-Deutsch Schriftrealisation mittels eines digitalen Smartpens durchgeführt. Der Status dieser Schriftrealisation von arabisch erstalphabetisierten SeiteneinsteigerInnen sowie ein Schriftperformanzvergleich mit RegelschülerInnen wurden mit dem Fokus auf erfolgte Bewegungsprogramme bei der Buchstabenrealisation sowie Schreibgeschwindigkeit untersucht. Die Untersuchung befasste sich zudem mit möglichen Transfers von der Erstschrift Arabisch auf die Zeitschrift Deutsch.
Als Ergebnisse der Schriftuntersuchung zeigten sich neben für normabweichende Realisationen sensible Buchstaben und Buchstabengruppen, typische Schreibmuster von SeiteneinsteigerInnen, deutliche Performanzunterschiede zwischen den Gruppen sowie unterschiedliche Transfers von der Erstschrift auf die Zweitschrift.
Seit den 1950 er Jahren bis in die Gegenwart argumentieren Wissenschaftler/innen aus unterschiedlichen Disziplinen für Interdisziplinarität in der Forschung und Lehre. Für die Forschung wird Interdisziplinarität begründet, indem epistemologische und methodologische Grenzen disziplinärer Zugänge aufgezeigt werden. Zugleich wird Interdisziplinarität als ein Korrektiv für disziplinäre Differenzierungsprozesse bewertet. Auch wissenschaftsexterne Interessensgruppen - von supranationalen politischen Gremien über Bürgerbewegungen bis hin zu Kommunen - treten mit der Forderung an die Wissenschaft heran, komplexe ökologische und soziale Probleme mit einem interdisziplinären Zugang zu bearbeiten.
Was jedoch jeweils unter interdisziplinärer Forschung verstanden wird, variiert beachtlich. Erschwerend für ein einheitliches Begriffsverständnis kommt hinzu, dass zeitgleich unterschiedliche Begriffe für eine disziplinenübergreifende Wissenschaftspraxis entwickelt wurden. So wird Interdisziplinarität als übergeordnete Bezeichnung für unterschiedliche Kooperationsvarianten zwischen Disziplinen verwendet. Oder Interdisziplinarität wird durch Substantivkomposita oder durch adjektivische Ergänzungen differenziert, wodurch unterschiedliche Praxisformen unterscheidbar werden sollen. Schließlich wird Interdisziplinarität als eine spezifische Form disziplinenübergreifender Wissenschaftspraxis verstanden und von anderen Praxisformen wie Multi- und Transdisziplinarität unterschieden.
Interdisziplinarität in der Lehre, zum Beispiel in Form eines integrierten Studium generale, wird als eine Interventionsmöglichkeit bewertet, um den allgemeinbildenden Charakter des Studiums zu erhalten und um Studierende für eine Offenheit für unterschiedliche wissenschaftlichen Methoden - für Nomologische und Hermeneutische - zu gewinnen. Schließlich gilt es auch für die Umsetzung der Ziele der UNESCO Sorge zu tragen, und „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ an Hochschulen zu implementieren.
Der Anhang zur qualitativ-empirischen Längsschnittstudie „Schöpfung, Urknall und Evolution – Einstellungen von Schüler*innen im biographischen Wandel“ verfolgt ein zweifaches Ziel: Zur Erhöhung der wissenschaftlichen Transparenz werden auf der einen Seite sämtliche Daten weitestgehend offengelegt, die der 2020 beim LIT Verlag publizierten Habilitationsschrift zugrunde liegen. So werden die von Fünftklässler*innen gestalteten Bilder und Texte (von 2010) sowie die Interviewtranskripte und Fragebögen aus den Klassen 7, 9 und 11 (von 2012, 2014 und 2016) dokumentiert (Kap. 7-9).
Auf der anderen Seite macht der Anhang für die Leser*innen umfangreiche grundlegende Auswertungsschritte des Forschers, die im Haupttext keinen Platz gefunden haben, nachvollziehbar: das offene Kodieren im Sinne der Grounded Theory (Kap. 1-4), Wandlungen und Stabilitäten der Einstellungen zu den Fragen des Welt- und Menschenursprungs im Querschnitt (Kap. 5) sowie die Beweggründe der Jugendlichen für Wandlungen und Stabilitäten ihrer Einstellungen zum Menschenursprung im Längsschnitt (Kap. 6).
In der vorliegenden Dissertation wird thematisiert, inwieweit der Prozentstreifen Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen kann, im Bereich der Prozentrechnung sowohl ein besseres konzeptuelles Wissen zu erlangen als auch bessere Lösungshäufigkeiten zu erzielen.
In drei Teilstudien wurde aus unterschiedlichen Perspektiven heraus untersucht, inwieweit der Prozentstreifen ein hilfreiches Instrument für die Unterstützung im Bereich der Prozentrechnung ist:
In der ersten Teilstudie wurde eine Betrachtung verschiedener Aufgabentypen aus dem Bereich der Prozentrechnung und deren jeweilige Schwierigkeit in der Bearbeitung für Schülerinnen und Schüler vorgenommen.
In der zweiten Teilstudie, in der die Lernendenperspektive im Fokus stand, wurde in aufgabengeleiteten Interviews untersucht, wie Schülerinnen und Schüler die Arbeit mit dem Prozentstreifen beurteilen.
In der dritten Teilstudie schließlich wurde in einer größeren Stichprobe quantitativ die Wirkung einer Intervention zum Prozentstreifen untersucht.
Die Gesamtbetrachtung der Ergebnisse liefert Hinweise darauf, dass ein systematisches Einbinden des Prozentstreifens in den Unterricht sinnvoll ist.
Das vorliegende Dissertationsprojekt knüpft an die Grundthematik „Schulen in der Einwanderungsgesellschaft“. Dabei wird auf die Studien der migrationsbezogenen Bildungsforschung, der Migrationssoziologie und der Erziehungswissenschaft Bezug genommen, welche die zahlreichen Herausforderungen für die Schul- und Bildungspraxis erörtern. In diesem Kontext wird auf einen unbefriedigenden Forschungsstand hingewiesen: Die einschlägige Forschung ist auf die Untersuchung von Formen der Ungleichheitsreproduktion und Diskriminierung fokussiert, dabei werden institutionelle Strukturen sowie die Akteursperspektive der Bildungspolitik und des schulischen Personals akzentuiert. Erfahrungen und Praktiken migrantischer Schülerinnen und Schüler werden vernachlässigt. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wird ein wichtiger Beitrag dahingehend geleistet: Aufmerksam wird darauf gemacht, dass die Schulsituation und Bildungssituation von Minderjährigen mit Migrationsbezügen zwar auf umfangreiche Weise erforscht worden ist, es dennoch einen relevanten Forschungsgegenstand gibt – nämlich die eigene Perspektive von Heranwachsenden mit Migrationshintergrund auf Schule. Auf der Grundlage dieser zentralen Erkenntnis wird der Fokus auf die Adressaten der Schule gerichtet. Um die Subjektperspektiven detailliert herauszuarbeiten, werden Heranwachsende in Gruppendiskussionen dazu veranlasst, ihre Sicht auf Schule als Erfahrungszusammenhang darzulegen. Im Kern geht es darum, konjunktive schulische Erfahrungsräume zu erkunden, die sich speziell Individuen teilen, die neben ihren verschiedenen sozialen Positionen – wie etwa als Adoleszente, als Gesellschaftsmitglieder und als Schulakteure – eine unvorteilhafte soziale Stellung als Migrationsandere zugewiesen bekommen; die in der Einwanderungsgesellschaft potenziell mit folgenschweren diskriminierenden und ausgrenzenden Fremdzuschreibungen als „ethnisch-nation-kulturell anders Geltende“ in Berührung kommen und die auf den verschiedenen Interaktions- und Kommunikationsebenen auf Unterscheidungspraktiken („Ausländischem-Wir und Inländischem-Wir“) stoßen und dabei als „Nichteigene“ markiert werden. In diesem Kontext werden die in den Gruppendiskussionen entstandenen „Ausländer-Sein an Schulen“-Diskurse ausführlich rekonstruiert und soziologisch analysiert.
Die Arbeit setzt sich mit Ansätzen zum interkulturellen Lernen in der Internationalen Jugendarbeit auseinander. In ihrem Mittelpunkt stehen kritische Weiterentwicklungen des sogenannten ‚klassischen Ansatzes‘, der sich auf ‚nationalkulturelle Unterschiede‘ konzentriert. Die erste Forschungsfrage der Arbeit prüft, welche Optionen im Umgang mit Kultur sich aus den verschiedenen kritischen Weiterentwicklungen des ‚Interkulturellen Lernens‘ ergeben. In Anknüpfung daran setzt sich die Arbeit im Zuge der zweiten Forschungsfrage damit auseinander, welcher Stellenwert dem Begriff des interkulturellen Lernens in einer Internationalen Jugendarbeit zukommt, welche die angesprochenen kritischen Weiterentwicklungen berücksichtigt.
Aus der hier durchgeführten Literaturarbeit ergeben sich für den deutschsprachigen, primär erziehungswissenschaftlichen Diskurs vier Ansätze, welche das ‚Interkulturelle Lernen‘ kritisch weiterentwickeln: (1) die ‚diversitätsbewusste Internationale Jugendarbeit‘ von Winkelmann et al., (2) der Ansatz einer ‚reflexiven Internationalität‘ von Thimmel sowie die Verständnisse vom interkulturellen Lernen, welche sich aus den Veröffentlichungen von (3) Auernheimer sowie (4) Bolten ableiten. Auf dieser Basis entwickelt die Arbeit insgesamt fünf Optionen im Umgang mit Kultur für die Internationale Jugendarbeit: (1) ‚Lernen über Diversität und Machtverhältnisse‘, (2) ‚Kultur als Reflexionsgegenstand‘, (3) ‚Lernen über Machtverhältnisse und Kultur‘, (4) ‚Lernen über kulturelle Tendenzen‘ sowie (5) ‚Erlernen von Handlungsfähigkeit in Differenzsituationen‘. Die Optionen werden in der Arbeit näher erläutert, indem auf die damit verbundenen Ziele für die Bildungsarbeit, mögliche methodische Umsetzungen und den jeweiligen Stellenwert des Begriffs ‚interkulturelles Lernen‘ eingegangen wird. Aus Letzterem ergibt sich, dass eine Internationale Jugendarbeit, welche die kritischen Weiterentwicklungen des klassischen ‚Interkulturellen Lernens‘ berücksichtigt, von diesem Begriff nicht oder nur unzureichend erfasst werden kann. Die Arbeit versteht sich deshalb als Impuls an Organisationen und Personen in der Internationalen Jugendarbeit, sich zum Begriff ‚interkulturelles Lernen‘ und den hier behandelten kritischen Weiterentwicklungen konzeptionell näher zu positionieren.
Durch das unbefriedigende Abschneiden der deutschen Schülerinnen und Schüler bei internationalen Vergleichsstudien wird das vermeintlich sehr gute Schulsystem Deutschlands immer stärker hinterfragt. Als eine mögliche Ursache für die Defizite der Lernenden wurde die mangelnde professionelle Kompetenz der Lehrkräfte genannt. Als logische Konsequenz muss das Lehrerbildungswesen und in diesem Zusammenhang die Lehrerfortbildung als dritte Säule der Lehrerbildung hinterfragt werden.
Als Fortbildungsthema steht das Produktive Üben exemplarisch im Fokus. Üben stellt eine wichtige Komponente im Mathematikunterricht dar. Lehrkräfte wählen in ihrem Unterricht Aufgaben nach subjektiven Theorien aus. Eine systematische Auswahl nach lerntheoretischen Prinzipien ist hingegen wünschenswert und kann möglicherweise durch eine theoriegeleitete Aufgabenkonstruktion in der Fortbildung gefördert werden.
Das vorliegende Forschungsvorhaben untersucht die Wirksamkeit einer Lehrerfortbildung zum Produktiven Üben auf drei Ebenen: 1) Lehrerinnen und Lehrer: Kompetenzzuwachs bei der Klassifizierung von Aufgaben hinsichtlich der Facetten produktiv vs. traditionell sowie prozedural vs. konzeptuell, 2) Unterricht: Veränderte Aufgabenauswahl bei der Planung von Übephasen, 3) Schülerinnen und Schüler: Kompetenzzuwachs hinsichtlich der Wissensarten prozedural und konzeptuell.
Methodisch wird auf der Ebene der Lehrpersonen ein Pre-Post-Design im Kontrollgruppendesign gewählt. Auf der Ebene des Unterrichtes erfolgt eine Analyse und Bewertung der für die Übungsphasen ausgewählten Aufgaben. Auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler werden ebenfalls Testungen im Pre-Post-Design im Kontrollgruppendesign durchgeführt.
Als erwartetes Ergebnis sollte bei fortgebildeten Lehrkräften eine signifikante Auswirkung auf den Kompetenzzuwachs der beschriebenen fachdidaktischen Kompetenz der Lehrperson feststellbar sein. Dieser Kompetenzzuwachs sollte sich auch bei der Aufgabenauswahl für den Unterricht widerspiegeln. Auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler sollte im Vergleich zur Kontrollgruppe ein unterschiedlich starker Leistungszuwachs in den Bereichen prozedurales und konzeptuelles Wissen messbar sein.
Ziel der Studie: Die Strategie Aktiv Altern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umfasst die Bereiche Gesundheit, Teilhabe am sozialen Leben sowie Sicherheit im Alter. Als politischer Aktionsrahmen unterstützt die Strategie die zukünftige Alterspolitik der Kommunen. Wie kommunale Akteurinnen und Akteure selbst die WHO-Strategie beurteilen, ist Gegenstand dieser Befragung.
Methodik: Wir haben fünf Expertinnen und Experten aus dem Landkreis Konstanz mittels systematisierenden, leitfadengestützten Interviews befragt. Grundlage des Leitfadens bildete eine selbst konzipierte Indikatorenliste, die die 102 Handlungsempfehlungen strukturiert bündelt. Die Bekanntheit der WHO-Strategie und eine gegebenenfalls kurze Einführung in die drei Bereiche bildeten den Intervieweinstieg, anschließend erfolgte der Abgleich kommunaler Aktivitäten mit der Indikatorenliste, die Erhebung des kommunalen Handlungsbedarfes sowie die Identifikation bislang unberücksichtigter Aspekte. Im Sinne einer Triangulation führten wir eine quantitative Befragung in weiteren Landkreisen durch. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel mit dem Extraktionsprogramm MIA.
Ergebnisse: Keine der interviewten Personen kannte die WHO-Strategie Aktiv Altern. Nach einer kurzen Erläuterung zur WHO-Strategie und Indikatorenliste, stuften die Interviewpersonen die Strategie jedoch als praktikabel ein. Als gut umsetzbar schätzten sie vor allem Handlungsempfehlungen aus den Teilbereichen Teilhabe in der Gesellschaft (z.B. Schaffung von Seniorenbeiräten), sowie aus dem Bereich Sicherheit im öffentlichen Raum und Verkehr (z.B. Schutzmaßnahmen für ältere Fußgänger/innen) ein. In einzelnen Bereichen, wie der medizinischen Versorgung und der formellen Pflege, vermissten die Interviewpersonen Indikatoren, so dass wir die Neuaufnahme zusätzlicher Handlungsempfehlungen empfehlen.
Schlussfolgerung: Die Bekanntheit der WHO-Strategie Aktiv Altern sollte in Richtung der Kommunen, der eigentlichen Zielgruppe, verbessert werden. Aktiv Altern ist, unter Berücksichtigung des hier festgestellten Weiterentwicklungsbedarfes, eine praktikable Orientierungshilfe und bietet mehrere Chancen für die Alterspolitik im kommunalen Feld.
Lernen durch Zeichnen und Demonstrieren als Unterstützungsmöglichkeiten beim Lernen mit Animationen
(2019)
Animationen sind im heutigen Bildungsalltag allgegenwärtig. Mit ihrer häufigen Verwendung geht oftmals die implizite Erwartung einer lernförderlichen Wirkung einher. In der Praxis zeigen sich jedoch meist nur geringe Effekte, wenn die Lernwirksamkeit von Animationen mit derjenigen von statischen Bildern verglichen wird.
Die vorliegende Arbeit setzt am Unterstützungsbedarf Lernender bei der Verarbeitung von Animationen an und untersucht in einer Reihe empirischer Studien das Potenzial verschiedener lernstrategischer und gestalterischer Unterstützungsmaßnamen. Dabei erweisen sich die verschiedenen Ansätze als unterschiedlich effektiv. Dies wird zurückgeführt auf die unterschiedlich Passung der einzelnen Maßnahmen auf die allgemeinen Verarbeitungsanforderungen beim Lernen mit Animationen und die spezifischen Anforderungen der verwendeten Animation eines Viertaktmotors.
Olivier Mentz: Laudatio Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. Marek Hałub
Marek Hałub: Mein Freiburg – meine Freiburger ; Festvortrag
Uwe H. Bittlingmayer: Laudatio Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. Klaus Hurrelmann
Klaus Hurrelmann: Eine neue Generation von Jugendlichen braucht eine neue Generation von Schulen ; Festvortrag
Marek Hałub: Germanist, Schlesienforscher und Organisator des kulturellen Lebens in Breslau ; das Modell des produktiv
realitätverarbeitenden Subjekts in der Sozialisationsforschung.
Berufliches Lehramt
(2019)
Schwerpunkt 2019 Berufliches Lehramt; Forschung, Lehre, Campus.
Ulrich Druwe: Berufliche Bildung : ein Überblick;
Andy Richter: Höheres Lehramt an beruflichen Schulen : kooperative Bachelor- und Masterstudiengänge;
Christoph Nachtigall: Studiengänge mit der Option Lehramt : Kooperation der Hochschule Offenburg mit der Pädagogischen Hochschule;
Patrick Schlaich: Mit einem Plus-Studiengang ins Lehramt an beruflichen Schulen : Praxisphasen während des Studiums;
Anne-Marie Grundmeier · Klaus Meier · Ariane Storbeck · Cathrine Strobel-Theunisse: Lehrkooperation zur beruflichen Bildung im Berufsfeld Textiltechnik und Bekleidung : Freiburg – Reutlingen – Albstadt-Sigmaringen;
Andrea Warnke · Andy Richter · Anne-Marie Grundmeier: : Drei neue Masterstudiengänge des beruflichen Lehramts : ein Blick zurück und drei nach vorn;
„Mehr aus sich machen ...“Studierende der drei neuen Masterstudiengänge stellen sich vor;
Edgar Kösler: Qualifizierte Fachkräfte in der Pflege : Berufspädagogik an der Katholischen Hochschule Freiburg;
Georg Wagensommer: Beruf – Schule – Religion : ein Beitrag aus der Perspektive berufsorientierter Religionspädagogik;
Nachhaltiges Denken und Handeln ist als handlungsleitendes Bildungsprinzip zu verstehen, das auch eine wesentliche Aufgabe und Herausforderung im Hochschulkontext darstellt. Als Bildungsstätten für zukünftige Entscheidungsträger/innen beziehungsweise als Orte der Forschung übernehmen Hochschulen in diesem Sinne eine große Verantwortung; sowohl durch die Vermittlung von Kenntnissen, Kompetenzen und Werten in Lehre und Studium, als auch durch die Generierung von Wissen und Innovation in der Forschung (DUK). Ziel des Vorhabens ist es, den Ist-Stand der Bildung für nachhaltige Entwicklung an bolivianischen Hochschulen zu erheben und zu analysieren. Um dies zu ermöglichen, wurde ein Messinstrument konstruiert, welches das komplexe Bedingungsgefüge der Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung untersucht und es erlaubt, Aussagen darüber zu treffen, inwieweit Bildung für nachhaltige Entwicklung im Hochschulsektor verankert ist und wie sich die Rahmenbedingungen für Theorie und Praxis gestalten. Beispielsweise werden inhaltlich-curriculare Aspekte, ihre Rolle im Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsbewusstsein der Dozentenschaft und Hochschulleitung, die Verwendung und Anwendung BNE-relevanter Unterrichtsmethoden, organisatorisch-institutionelle Aspekte sowie förderliche und hinderliche Rahmenbedingungen für eine BNE im bolivianischen Hochschulkontext untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen einen wissenschaftlichen Beitrag zur empirischen Bildungsforschung leisten, aus dem neue Perspektiven für eine erweiterte Konzeptualisierung, Implementierung und Institutionalisierung von BNE im Hochschulbereich in Bolivien abgeleitet werden können.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, das sprachbildende Potenzial des Singens mit ein- und mehrsprachigen Kindern im letzten Kitajahr zu erforschen, um einen Beitrag zur Verbesserung der sprachbildenden Arbeit im Elementarbereich zu leisten.
Die Arbeit widmet sich den Forschungsfragen (1) Wie gehen Kinder im Vorschulalter mit Deutsch als Erstsprache und Deutsch als Zweitsprache mit dem ihnen in Liedern gezielt angebotenen sprachlichen Input um? und (2) Welche didaktischen Angebote scheinen den Kindern zu helfen, den Input zu verarbeiten?, wobei der zugrundeliegende Forschungsansatz die fachdidaktische Entwicklungsforschung nach Prediger et al. (2012) ist.
Über ein Kitajahr hinweg wurde mit je fünf Vorschulkindern aus den beiden Gruppen einer Kita in der Wuppertaler Nordstadt (sieben Mädchen und drei Jungen), von denen die Hälfte Deutsch als Zweitsprache erwarb, gearbeitet. Die an etwa zwei vierzigminütigen Terminen pro Woche stattfindende musikalisch-sprachdidaktische Intervention wurde videographiert und in Anlehnung an die inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2014) mithilfe von MAXQDA ausgewertet.
Zusätzlich wurde mit allen Kindern eine Vor-, Zwischen- und Nacherhebung durchgeführt, die jeweils u.a. Teile der Sprachstandserhebung LiSe-DaZ (Schulz & Tracy 2011) sowie nachzusprechende Sätze (Tracy 2008:94, Beispiel 38) umfassten. Die so gewonnenen Sprachdaten wurden im Sinne einer Triangulation der Daten und Methoden (vgl. Flick 2010:44-46 und Aguado 2014) mit dem durch Videographie erfassten sprachlichen Verhalten der Kinder im Verlauf der Intervention in Beziehung gesetzt.
Im Hinblick auf Forschungsfrage (1) erweist sich das Nachsprechen von Liedtexten als eine nicht-triviale Rekonstruktionsleistung, die eng mit dem Sprachstand des jeweiligen Kindes verwoben ist, was z.B. an Übergeneralisierungen abzulesen ist. Dabei setzt im Zweifelsfall der Sprachstand die Melodie punktuell außer Kraft.
Als Ansatzpunkte im Sinne von Forschungsfrage (2) erweisen sich z.B. sprachintensive an die Lieder angelehnte Spiele. In deren Rahmen lässt sich beobachten, dass ein Kind eine zielsprachlich angemessene Präpositionalphrase offenbar als unanalysiertes Ganzes (chunk) quasi aus dem Liedtext „ausschneidet“ und in sein lernersprachliches System einfügt. Dies kann ein erster Schritt hin zur Aneignung der in dem chunk enthaltenen Struktur sein (vgl. Tomasello 2000 sowie Bannard & Lieven 2009).