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Wenn das Thema mit nach Hause kommt: Eine qualitative Erhebung mit dem inneren Team bei Coaches
(2022)
Helfende Systeme wie Coaching werden zur Bewältigung der komplexen Lebensrealität der Informations- und Multioptionsgesellschaft immer mehr zum Normalfall. Gleichzeitig sind die Herausforderungen, mit denen sich die Helfenden konfrontiert sehen, noch weitestgehend unerforscht. Diese Forschungslücke sucht die vorliegende Studie zu schließen. Um den individuellen Umgang der vier befragten Coaches im Angesicht solcher Herausforderungen sichtbar zu machen, wurden im Rahmen der Studie problemzentrierte Interviews durchgeführt. Im Kontext dieser Interviews wurden anhand des Modells des inneren Teams die intrapersonalen Dynamiken der Coaches in den als herausfordernd erlebten Situationen reflexiv erarbeitet. Die erhobenen Daten wurden anschließend mittels der dokumentarischen Methode mit dem Ziel einer konkreten Typenbildung expliziert. Anhand dieses forschungspraktischen Vorgehens konnte gezeigt werden, dass Coaches sich mit zwei grundsätzlich verschiedenen Typen von Herausforderungen konfrontiert sehen. Auf der einen Seite entstand durch ein hohes Maß an Empathie bei den Coaches eine übermäßige Nähe. Auf der anderen Seite kam es durch Wertekonflikte mit den Themen der Klient*innen zu einer Ablehnungshaltung, die zu einer kontraproduktiven Distanz in der Arbeitsbeziehung führte. Entsprechend dieser unterschiedlichen Typen von Herausforderungen kam es bei den befragten Coaches zu intrapersonalen Dynamiken, die ihnen eine konstruktive Prozessgestaltung erschwerten. Innerhalb der inneren Teams der Coaches waren vier verschiedene Typen von Anteilen erkennbar: Professionelle Anteile, empathische Anteile, Grenzwächter*innen und hilfsbereite Anteile. Es resultierte ein innerer Zwiespalt zwischen dem professionellen Anspruch an das eigene Handeln und dem Schutz der eigenen Bedürfnisse und Ressourcen, die im Angesicht der erlebten Herausforderungen bedroht waren.
Zusammenfassung
Im Zuge der Digitalisierung sind deutschsprachige KZ-Gedenkstätten zunehmend in den Sozialen Medien präsent. Vor dem Hintergrund des historisch-politischen Bildungsauftrages von KZ-Gedenkstätten ist es von Interesse zu klären, wie die Präsenz in den Sozialen Medien für diesen genutzt wird oder werden kann. Hierbei fokussiert die vorliegende Arbeit auf die Perspektive der Mitarbeitenden aus KZ-Gedenkstätten.
Das Ziel der Forschungsarbeit liegt demzufolge in der Beantwortung der Frage, wie Mitarbeitende aus KZ-Gedenkstätten die Präsenz ihrer Einrichtung in den Sozialen Medien in Bezug auf Bildungsarbeit verhandeln. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurden teilstandardisierte Leitfadeninterviews mit Mitarbeitenden aus deutschsprachigen KZ-Gedenkstätten geführt. Die Interviews wurden mithilfe einer Kombination der konstruktivistischen Grounded-Theory und der dokumentarischen Methode ausgewertet. Aus dem daraus entstandenen Theoriemodell wird ersichtlich, dass die Zuordnung der Sozialen Medien zur Bildungsarbeit zentral von den vorhandenen Ressourcen und der Verhandlung der Potenziale und Grenzen, die für die Nutzung gesehen werden, abhängt. Die diversen Standpunkte der Befragten, ob und wie die Sozialen Medien für Bildungsarbeit genutzt werden, zeigen, dass sich das Themenfeld des Einsatzes der Sozialen Medien in Bezug zur digitalen Bildungsarbeit in KZ-Gedenkstätten aktuell noch aktiv in einem Verhandlungsprozess befindet.
Die vorliegende Studie ist sowohl als reflexiver Einblick des Status Quo für Akteur*innen in der Praxis von Interesse als auch für den weiteren erziehungswissenschaftlichen Diskurs bezüglich der Möglichkeiten von digitaler Bildungsarbeit in den Sozialen Medien.
Schlüsselwörter: Gedenkstättenpädagogik; Soziale Medien; digitale Bildungsarbeit; historisch-politische Bildung; KZ-Gedenkstätten; Digitalisierung; Grounded-Theory-Methodologie; Dokumentarische Methode