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Diese mathematikdidaktische Dissertation untersucht mit empirisch-quantitativen Methoden systematische Fehler, die bei der Interpretation von Boxplots auftreten, die kognitiven Mechanismen, die diesen Fehlern zugrunde liegen und wie sie im Unterricht effektiv adressiert werden können. Die Arbeit basiert auf sechs Einzelpublikationen, die durch eine stoffdidaktische Analyse ergänzt wurden. In den im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten querschnittlichen Studien konnten zwei systematische Fehler beim Vergleich statistischer Verteilungen mit Boxplots identifiziert werden: Erstens neigen Lernende dazu, den salienten Median zu fokussieren, selbst wenn dies keinen geeigneten Lösungsansatz darstellt (Median-Bias). Zweitens wurde ein Flächen-Bias beobachtet, bei dem fehlerhaft ein proportionaler Zusammenhang von Boxfläche und repräsentiertem Stichprobenanteil angenommen wurde, – so wie er aus anderen, bereits vertrauten statistischen Repräsentationen wie Kreis- oder Balkendiagrammen bekannt ist. Dagegen repräsentiert die Boxfläche den Interquartilsabstand (IQR) und damit die Streuung der mittleren 50 Prozent der Daten. Eine personenzentrierte Analyse gab Hinweise darauf, dass diese systematischen Fehler nicht gleichmäßig auftraten: Während einige Lernende einen systematischen Fehler konsequent zeigten, unterlagen andere diesem konsequent nicht oder nur in Abhängigkeit von bestimmten Aufgabenmerkmalen, was als Hinweis auf unzureichend erworbenes konzeptuelles Wissen zur Boxplotrepräsentation verstanden werden kann. Tatsächlich zeigten die im Rahmen der Dissertation durchgeführten längsschnittlichen Erhebungen, dass der Flächen-Bias zurückging, wenn die Lernenden mit Problemstellungen konfrontiert wurden, bei denen die Variabilität verschiedener Datensätze verglichen werden musste und die Boxfläche bereits bei der Einführung der Boxplots als Maß für Variabilität konzeptualisiert wurde. Es erscheint plausibel, dass dieser instruktionale Ansatz die fehlerhafte Übertragung der Proportionalitätsannahme wirksam verhinderte und einen notwendigen Vorstellungsumbruch initiierte. Somit stellt der Boxplot eine besonders geeignete Möglichkeit für Lernende dar, bereits in der Sekundarstufe 1 systematisch ein frühes konzeptuelles Verständnis von Variabilität zu entwickeln.
Die Dissertation bezieht sich auf eine Studie zur Untersuchung von Lernprozessen von Lehrpersonen, welche im Rahmen einer Fortbildung an Schweizer Schulen das Luuise-Verfahren („Lehrpersonen unterrichten und untersuchen integriert, sichtbar und effektiv“) nutzen, um ihren Unterricht weiterzuentwickeln. Dies geschieht anhand von retrospektiven Interviews mit teilnehmenden Personen unter Anwendung der Grounded Theory-Methodologie. Als Ergebnis wird ein Modell des Lernens von Lehrpersonen entwickelt, welches angelehnt ist an Modelle zum Lernen im Prozess der Arbeit. In der Diskussion wird das Ergebnismodell mit pragmatistischen Ansätzen in Verbindung gebracht, welche die Bedeutung der handlungsorientierten Reflexion bei der Weiterentwicklung des professionellen Handelns betonen. Als ein wesentliches Ergebnis zeigt sich die Wirksamkeit selbstgesteuerter Lernprozesse über experimentieren und reflektieren, welche durch eine Fortbildung angestossen und unterstützt werden. Auch erweisen sich die pragmatistischen Ansätze nach Dewey und Schön als ergiebig für die Interpretation der identifizierten und aus der Anwendung des Luuise-Verfahrens resultierenden Lernprozesse.
Recommendations on Early Childhood Allergy Prevention (ECAP) are found in Clinical Practice Guidelines (CPG) and Food‐Based Dietary Guidelines (FBDG). This synthesis of guidelines aims to compare the methodological quality and content of recommendations in CPGs and FBDGs for ECAP. We searched MEDLINE, the FAO directory of FBDGs and other guideline databases, including the Association of the Scientific Medical Societies in Germany (AWMF), the WHO and the Guideline International Networks database on clinical guidelines (GIN) for CPGs and FBDGs about ECAP and child nutrition. Guidelines had to be published from 2010 onwards, target infants or pregnant/breastfeeding women and contain recommendations on primary preventative interventions to decrease the onset of IgE‐mediated allergies, including atopic eczema or asthma. We retrieved a sample of 36 guidelines (23 CPGs, 13 FBDGs) and assessed their methodological quality with the Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation tool (AGREE) II. On a subset of recommendations, we performed an in‐depth analysis by the type of intervention for direction and strength of recommendation and level of evidence. Descriptive analysis was conducted with SPSS 27. CPGs score higher than FBDGs in most AGREE domains (3, 4, 5 and 6). The 36 guidelines contain 287 recommendations on ECAP, with 70 addressing the introduction of complementary foods and common allergens. We found only slight differences between those recommendations in CPGs and FBDGs. FBDGs on ECAP are of lower quality than CPGs. This does not affect their recommendations on the introduction of complementary foods and common allergens but may compromise their trustworthiness.
IntroductionA thorough understanding of the interplay of mental health (MH) and quality of life (QoL) is essential to describe, understand and support the healthy development of children and adolescents. The aim of the study is to analyze the reciprocal and predictive relationship between psychosomatic symptoms, MH problems and QoL in children and adolescents during the COVID-19 pandemic using a cross-lagged panel analysis.MethodsData of n = 323 children and n = 421 adolescents were collected at five measurement points from spring 2020 to autumn 2022 within the population-based longitudinal German COPSY study. Parent proxy ratings were assessed using the KIDSCREEN-10 index (QoL), the Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ; internal and external MH symptoms) and the Health Behavior in School-aged Children Symptom Checklist (HBSC-SCL; psychosomatic symptoms). Adolescents also self-rated the KIDSCREEN-10 Index and the HBSC-SCL. Cross-lagged-panel models, which offer higher internal validity than traditional cross-sectional and longitudinal analyses, were estimated using structural equation modeling (maximum likelihood).ResultsDifferent prediction models proved to be valid for children vs. adolescents (Δχ2df = 48 = 167.84, p < 0.001). For children, QoL did not cross-predict MH indicators (Δχ2df = 12 = 15.53, p > 0.05), but was the time-lagged criterion variable most strongly predicted by them (Δχ2df = 12 = 71.58, p <0.001). For adolescents, self-reported QoL cross-predicted psychosomatic symptoms (Δχ2df = 3 = 14.22, p < 0.001). For both children and adolescents, internalizing MH problems cross-predicted QoL and psychosomatic symptoms (Δχ2df = 3 = 9.58–13.69, p < 0.001).DiscussionPsychosomatic and psychological MH symptoms were proven to be significant time-lagged predictors of QoL, particularly in children. Thus, they can serve as preceding indicators for the development of QoL. Since the cross-lagged panel approach provides a higher internal validity than e.g., cross-sectional data analyses, our findings may contribute to an enhanced understanding of mental development processes and, thus may provide evidence for targeted support of healthy development under demanding conditions such as the COVID-19 pandemic.
Die vorgelegte Dissertationsschrift entwickelt ein Konzept zu einer responsiv-transformatorischen Didaktik im Ethikunterricht, das auf philosophischen Ansätzen der Phänomenologie und des Poststrukturalismus basiert. Ziel ist es, Schüler*innen zu einer intensiven Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Wertvorstellungen zu befähigen und dabei individuelle Erfahrungen, Standpunkte und Urteile zum Ausgangspunkt eines ethischen Lernprozesses zu machen.
Dabei soll ein Unterrichtssetting gestaltet werden, das nicht allein abstrakte Theorien oder normative Ansprüche vermittelt, sondern Methoden etabliert, die geeignet sind, auch die lebensweltlichen Erfahrungshorizonte der Lernenden in den Mittelpunkt zu stellen und durch die Konfrontation mit anderen, fremden Werthaltungen ein emanzipatorisches Potential zu entwickeln.
Systemisches Denken wird von der UNESCO als eine der acht Schlüsselkompetenzen aufgeführt, die für die Lösung komplexer Nachhaltigkeitsthemen im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) benötigt werden. Verschiedenste Studien haben gezeigt, dass systemisches Denken auf allen Ebenen der Schulbildung gefördert werden kann.Bisherige Studien haben sich vor allem darauf konzentriert, wie systemisches Denken bei Schülerinnen und Schülern, z.B. durch entsprechende Unterrichtskonzepte, direkt gefördert werden kann. Um systemisches Denken zeitnah in der Schule etablieren zu können, ist es jedoch unabdingbar, die bestehende Lehrerschaft durch entsprechende Fortbildungen in die Lage zu versetzen, systemisches Denken in der Schule erfolgreich selbst zu fördern.
Die vorliegende Forschungsarbeit konzentriert sich daher auf Biologielehrerinnen und Biologielehrer und ihre Fähigkeit, systemisches Denken bei Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 9 im Biologieunterricht erfolgreich zu fördern.
Ausgehend von der Hypothese, dass das fachliche und fachdidaktische Wissen von Lehrkräften von zentraler Bedeutung für den Unterrichtserfolg ist, wurde untersucht, wie sich unterschiedliche Anteile fachlichen und fachdidaktischen Wissens in einer Fortbildung auf die Fähigkeit von Lehrkräften auswirken, systemisches Denken bei Schülerinnen und Schülern zu fördern. Zu diesem Zweck wurde eine quasi-experimentelle Interventionsstudie mit einem Prä- und Posttest-Kontrollgruppen-Design durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen auf der Ebene der Lehrkräfte, dass das fachliche und fachdidaktische Wissen der Lehrkräfte zur Förderung systemischen Denkens von Schülerinnen und Schülern signifikant verbessert werden konnte.
Darüber hinaus hat sich die Teilnahme an der Lehrerfortbildung auch auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler ausgewirkt, denn sie wurden in der Folge in ihrem systemischen Denken gefördert. Des Weiteren deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Vermittlung entsprechenden fachdidaktischen Wissens in einer ehrkräftefortbildung zur Förderung systemischen Denkens mindestens eine ebenso wichtige Rolle spielt wie die Vermittlung des fachlichen Wissens.
In the context of climate change, the implementation of education for sustainable development (ESD) is of particular importance in schools. Developing key competencies, such as systems thinking to understand complex relationships, is essential in teaching students how to solve sustainability-related problems through ESD. Previous research has shown that using system models in the classroom can foster systems thinking. This study investigated the effects of using alternative system models with varying visualization of temporal developments in developing different facets of systems thinking based on a heuristic structural competence model. Overall, 293 elementary school students were assigned to one of four groups (a qualitative system model without time representation vs. a qualitative system model with time representation vs. a quantitative system model with time representation vs. the control group) and participated in a five-lesson classroom intervention in pre-post-test design. The results showed a large effect of fostering systems thinking in all experimental groups compared to the control group. The qualitative system models led to higher learning gains than the quantitative system model, especially with system modeling and solving complex problems, which requires higher systems thinking skills. The results were interpreted by referring to situational interest in interacting with the respective system model.
Abstract: Background : Parents of infants need to be able to access valid health information to preventively protect their infants’ health development. Aims : To investigate the self-assessed literacy of parent couples in accessing information on general health, COVID-19 infection (COVID-19-IP), and early childhood allergy prevention (ECAP). To determine the dependence of the psychometric properties of the access items of the European Health Literacy Survey Questionnaire (HLS-EU-Q47) on domain and gender. Method : N = 128 mothers and fathers of infants answered the 12 access items of the HLS-EU-Q47 in the original version and in COVID-19-IP and ECAP versions. Variance decomposition of the repeated measures 2 × 3 × 12-data was conducted. Results : Within the parent couples the individual Access items correlate at most weakly for COVID-19-IP ( r = .081–.180), moderately for General Health ( r = .096–.315), and partially highly for ECAP ( r = .179–.499). While there is no main effect of gender, self-assessed access literacy is generally highest for COVID-19-IP (variance component domain: 24.6%). For the two items on support, however, the highest approval ratings are obtained for general health (variance component domain × item: 13.5%). Limitations : Self-assessments are at most proxy indicators of the actual performance disposition. Conclusions : Health-literate Access to health information does not differ between mothers and fathers, although substantial concordance within couples exists only for ECAP and marked differences are evident between health domains. The validity of self-reported data on parents’ health literacy (HL) can be significantly improved by analyzing the concordance within couples for specific health domains and by focusing on specific facets of the multidimensional HL construct.
Anhand der Fragestellung ‚Wie wird Diskriminierung in Organisationen von Personen mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Diskriminierung und Diversität verhandelt?‘ wurden zwei digitale Gruppendiskussionen mit Personen, die sich im Rahmen ihrer Beschäftigung mit Diskriminierung und/oder Diversität auseinandersetzen, durchgeführt, die mithilfe der Dokumentarischen Methode ausgewertet und rekonstruiert werden konnten. Die vorliegende Arbeit gründet folglich auf der Rekonstruktion von konjunktiven Erfahrungsräumen sowie impliziten Wissensbeständen, die sich in den Gruppendiskussionen zeigen. Auf Basis einer theoretischen Rahmung zu Diskriminierung sowie zu Organisationen im Kontext von Erwachsenen- und Weiterbildung werden die zentralen Ergebnisse eingeordnet. Diese bestehen in der Rekonstruktion der Orientierungen Zuständigkeitsklärung und Legitimierung und Eingebundenheit in machtvolle/hierarchische Praktiken und Handlungs(un)möglichkeiten anhand der ersten Fallbeschreibung und in der zweiten Fallbeschreibung der Orientierung Wirksamkeitsempfinden zwischen praktischen Handlungen und theoretischer Legitimation. In der Auswertung werden verschiedene Spannungsfelder sichtbar: zwischen Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Handelns innerhalb von Orga-nisationen im Bereich Diskriminierung und Diversität, zwischen Praxis und Theorie, Wi-derstand und Anerkennung und zudem in der Eingebundenheit in Hierarchien und der Wirksamkeit innerhalb von Organisationen.
Ungewiss, düster und doch hoffnungsvoll – Zukünfte in der (geographischen) Nachhaltigkeitsbildung
(2024)
Das Ringen um eine lebenswerte Zukunft beschäftigt die Nachhaltigkeitsbildung seit jeher. Während Zukunft den meisten
Nachhaltigkeitsthemen implizit ist, scheint eine explizite Befassung mit ihr oft nicht vorgesehen. Dieser Beitrag diskutiert
die Rolle von Zukunftsvorstellungen in der Nachhaltigkeitsbildung und lotet anhand von Daten aus einer Studie mit
Schüler*innen einer vierten Klasse zu ihren Vorstellungen von Zukunft Potentiale aus, wie eine geographische Nachhaltigkeitsbildung durch eine explizite Auseinandersetzung mit Zukünften bereichert werden kann.