600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften
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Hintergrund: Das Promotionsvorhaben „Pflegende Angehörige auf Distanz – Versorgungsstrukturen: Lücken, Bedarfe und Entwicklungsmöglichkeiten“ verortet sich im Forschungsgebiet Häusliche/Ambulante Pflege und richtet dabei den Blick auf eine deutlich wachsende und doch in Deutschland bislang in der Versorgungsforschung kaum wahrgenommene Zielgruppe: Pflegende Angehörige, die bei räumlicher Entfernung für ihre hilfe- und pflegebedürftigen Angehörigen Sorge tragen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie im Sinne einer „Collaborative Care“ die Versorgungssituation von auf Distanz pflegenden Familien optimiert werden kann.
Methodik: Ein qualitativ-explorativer Forschungsansatz in Form von leitfadengestützten Interviews ermöglicht es zunächst, ausgehend von der spezifischen Nutzer- und Patientenperspektive „pflegender Angehöriger auf Distanz“, zu untersuchen, welche besonderen Herausforderungen und Bedarfe vorliegen und welche Versorgungslücken offensichtlich werden (n = 17). In einer Methodenkombination erfolgt die Auswertung zunächst inhaltsanalytisch-strukturierend (Mayring), in einem zweiten Schritt auch rekonstruktiv (Bohnsack). Trianguliert werden diese Ergebnisse mit der Perspektive von Expert*innen im Versorgungssystem (n = 22).
Ergebnisse: Räumliche Entfernung zeigt Auswirkungen auf die Entscheidung zur Pflege, entfaltet Konsequenzen über den gesamten Pflegeprozess und bringt spezifische Belastungen mit sich. Erkennbar wird eine diverse Zielgruppe mit einem breiten Aufgabenspektrum und vielfältigen Herausforderungen, vor allem im emotionalen Bereich. Die rekonstruktive Auswertung generiert fünf typische Orientierungen (pragmatisch, netzwerkend, resignativ, integrierend, fürsprechend), aus denen sich jeweils unterschiedliche Bedarfe und Interventionsoptionen ableiten lassen. Die Expert*innen-interviews verweisen auf Lücken und Chancen des Versorgungssystems. Hürden werden vor allem in der Koordination sowie in geregelten Kommunikationsstrukturen gesehen. Handlungsleitende Empfehlungen weisen auf neue Beratungs- und Begleitungsaufgaben hin, lassen neue Engagementprofile (auch im Kontext von Techniknutzung) erkennen und betonen die Notwendigkeit, entfernt lebende Angehörige wertschätzend wahrzunehmen, anzusprechen und zu beteiligen.
Schlussfolgerung: Im Kontext des demografischen Wandels steigt die Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen. Ihre Versorgung wird ohne die Stabilisierung der zentralen Stütze „pflegender Angehöriger“ nicht zu gewährleisten sein, wobei sich mit zunehmender räumlicher Entfernung neue, bislang unbeantwortete, Herausforderungen ergeben.
Seit den 1950 er Jahren bis in die Gegenwart argumentieren Wissenschaftler/innen aus unterschiedlichen Disziplinen für Interdisziplinarität in der Forschung und Lehre. Für die Forschung wird Interdisziplinarität begründet, indem epistemologische und methodologische Grenzen disziplinärer Zugänge aufgezeigt werden. Zugleich wird Interdisziplinarität als ein Korrektiv für disziplinäre Differenzierungsprozesse bewertet. Auch wissenschaftsexterne Interessensgruppen - von supranationalen politischen Gremien über Bürgerbewegungen bis hin zu Kommunen - treten mit der Forderung an die Wissenschaft heran, komplexe ökologische und soziale Probleme mit einem interdisziplinären Zugang zu bearbeiten.
Was jedoch jeweils unter interdisziplinärer Forschung verstanden wird, variiert beachtlich. Erschwerend für ein einheitliches Begriffsverständnis kommt hinzu, dass zeitgleich unterschiedliche Begriffe für eine disziplinenübergreifende Wissenschaftspraxis entwickelt wurden. So wird Interdisziplinarität als übergeordnete Bezeichnung für unterschiedliche Kooperationsvarianten zwischen Disziplinen verwendet. Oder Interdisziplinarität wird durch Substantivkomposita oder durch adjektivische Ergänzungen differenziert, wodurch unterschiedliche Praxisformen unterscheidbar werden sollen. Schließlich wird Interdisziplinarität als eine spezifische Form disziplinenübergreifender Wissenschaftspraxis verstanden und von anderen Praxisformen wie Multi- und Transdisziplinarität unterschieden.
Interdisziplinarität in der Lehre, zum Beispiel in Form eines integrierten Studium generale, wird als eine Interventionsmöglichkeit bewertet, um den allgemeinbildenden Charakter des Studiums zu erhalten und um Studierende für eine Offenheit für unterschiedliche wissenschaftlichen Methoden - für Nomologische und Hermeneutische - zu gewinnen. Schließlich gilt es auch für die Umsetzung der Ziele der UNESCO Sorge zu tragen, und „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ an Hochschulen zu implementieren.