100 Philosophie und Psychologie
Refine
Document Type
- Article (1)
- Doctoral Thesis (1)
- Master's Thesis (1)
- Report (1)
Language
- German (4)
Has Fulltext
- yes (4)
Is part of the Bibliography
- no (4)
Keywords
- Aufgabenschwierigkeit (1)
- Coaching (1)
- Cognitive processes (1)
- Das innere Team (1)
- Diagnostic judgement (1)
- Erwachsenenbildung (1)
- Forschung und Hochschullehre (1)
- Interdisziplinarität (1)
- Interviewstudie (1)
- Judgement accuracy (1)
Wenn das Thema mit nach Hause kommt: Eine qualitative Erhebung mit dem inneren Team bei Coaches
(2022)
Helfende Systeme wie Coaching werden zur Bewältigung der komplexen Lebensrealität der Informations- und Multioptionsgesellschaft immer mehr zum Normalfall. Gleichzeitig sind die Herausforderungen, mit denen sich die Helfenden konfrontiert sehen, noch weitestgehend unerforscht. Diese Forschungslücke sucht die vorliegende Studie zu schließen. Um den individuellen Umgang der vier befragten Coaches im Angesicht solcher Herausforderungen sichtbar zu machen, wurden im Rahmen der Studie problemzentrierte Interviews durchgeführt. Im Kontext dieser Interviews wurden anhand des Modells des inneren Teams die intrapersonalen Dynamiken der Coaches in den als herausfordernd erlebten Situationen reflexiv erarbeitet. Die erhobenen Daten wurden anschließend mittels der dokumentarischen Methode mit dem Ziel einer konkreten Typenbildung expliziert. Anhand dieses forschungspraktischen Vorgehens konnte gezeigt werden, dass Coaches sich mit zwei grundsätzlich verschiedenen Typen von Herausforderungen konfrontiert sehen. Auf der einen Seite entstand durch ein hohes Maß an Empathie bei den Coaches eine übermäßige Nähe. Auf der anderen Seite kam es durch Wertekonflikte mit den Themen der Klient*innen zu einer Ablehnungshaltung, die zu einer kontraproduktiven Distanz in der Arbeitsbeziehung führte. Entsprechend dieser unterschiedlichen Typen von Herausforderungen kam es bei den befragten Coaches zu intrapersonalen Dynamiken, die ihnen eine konstruktive Prozessgestaltung erschwerten. Innerhalb der inneren Teams der Coaches waren vier verschiedene Typen von Anteilen erkennbar: Professionelle Anteile, empathische Anteile, Grenzwächter*innen und hilfsbereite Anteile. Es resultierte ein innerer Zwiespalt zwischen dem professionellen Anspruch an das eigene Handeln und dem Schutz der eigenen Bedürfnisse und Ressourcen, die im Angesicht der erlebten Herausforderungen bedroht waren.
Bei der Einschätzung von Aufgabenschwierigkeit müssen Lehrkräfte relevante Aufgabenmerkmale wahrnehmen, interpretieren und zu einem abschließenden Urteil integrieren. Diese der Aufgabendiagnose zugrundeliegenden kognitiven Prozesse wurden bisher zwar theoretisch angenommen, allerdings nur selten systematisch untersucht. Die Dissertation setzt sich auch unterschiedlichen experimentellen Studien zusammen, in denen personale Merkmale der beurteilenden Lehrkräfte (PCK, Berufserfahrung) und das situative Merkmal der vorhandenen Urteilszeit systematisch variiert wurden, um deren Einfluss auf die Urteilsprozesse zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Interpretation und die Integration der Aufgabenmerkmale wissensbasierte Urteilsprozesse sind, dass Berufserfahrung die akkurate Anwendung von vermitteltem Wissen selbst unter Zeitdruck ermöglicht und dass die vorhandene Urteilszeit ausschließlich den komplexen Prozess der Informationsintegration beeinflusst.
Die Beziehung zwischen Mensch und Tier, insbesondere die Frage nach der Zulässigkeit menschlicher Tiernutzung (z.B. in Tierversuchen), ist zentrales Thema der philosophischen Tierethik. Auch empirisch haben sich Wissenschaften mit dieser Beziehung befasst und vielfach studentische Einstellungen bezüglich menschlicher Tiernutzung untersucht. Diese meist quantitative Forschung lässt einige Fragen offen; u.a. bleibt unklar, inwieweit neu erworbene (Tier-)Ethik-Kenntnisse das Denken der Studierenden, inkl. ihrer moralischen Einstellung, beeinflussen. Daher widmet sich die vorliegende qualitative Interviewstudie der Frage, welche individuellen Verarbeitungs- und Reflexionsprozesse bezüglich Tiernutzung im Allgemeinen und Tiernutzung in der Forschung im Speziellen durch die Teilnahme an einem Tierethikseminar bei Studierenden hervorgerufen werden. Insgesamt wurden zehn leitfadengestützte Interviews mit Studierenden geführt, die audiodokumentierten Interviews mithilfe der Software MAXQDA transkribiert und nach dem Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2016) ausgewertet. Im Ergebnis zeigt sich u.a., dass die Studierenden selten von extremen expliziten Einstellungsänderungen berichten, stattdessen häufig von einer Bekräftigung und Ausdifferenzierung der schon vor dem Seminar vertretenen Position. Vor allem und am ausführlichsten aber betonen die Studierenden einen veränderten Umgang mit ethischen Fragen und beschreiben eine Entwicklung ihres kritischen Denkens – einer Fähigkeit, die einen zentralen Aspekt einer selbständigen und selbstbestimmten Persönlichkeit darstellt.
Seit den 1950 er Jahren bis in die Gegenwart argumentieren Wissenschaftler/innen aus unterschiedlichen Disziplinen für Interdisziplinarität in der Forschung und Lehre. Für die Forschung wird Interdisziplinarität begründet, indem epistemologische und methodologische Grenzen disziplinärer Zugänge aufgezeigt werden. Zugleich wird Interdisziplinarität als ein Korrektiv für disziplinäre Differenzierungsprozesse bewertet. Auch wissenschaftsexterne Interessensgruppen - von supranationalen politischen Gremien über Bürgerbewegungen bis hin zu Kommunen - treten mit der Forderung an die Wissenschaft heran, komplexe ökologische und soziale Probleme mit einem interdisziplinären Zugang zu bearbeiten.
Was jedoch jeweils unter interdisziplinärer Forschung verstanden wird, variiert beachtlich. Erschwerend für ein einheitliches Begriffsverständnis kommt hinzu, dass zeitgleich unterschiedliche Begriffe für eine disziplinenübergreifende Wissenschaftspraxis entwickelt wurden. So wird Interdisziplinarität als übergeordnete Bezeichnung für unterschiedliche Kooperationsvarianten zwischen Disziplinen verwendet. Oder Interdisziplinarität wird durch Substantivkomposita oder durch adjektivische Ergänzungen differenziert, wodurch unterschiedliche Praxisformen unterscheidbar werden sollen. Schließlich wird Interdisziplinarität als eine spezifische Form disziplinenübergreifender Wissenschaftspraxis verstanden und von anderen Praxisformen wie Multi- und Transdisziplinarität unterschieden.
Interdisziplinarität in der Lehre, zum Beispiel in Form eines integrierten Studium generale, wird als eine Interventionsmöglichkeit bewertet, um den allgemeinbildenden Charakter des Studiums zu erhalten und um Studierende für eine Offenheit für unterschiedliche wissenschaftlichen Methoden - für Nomologische und Hermeneutische - zu gewinnen. Schließlich gilt es auch für die Umsetzung der Ziele der UNESCO Sorge zu tragen, und „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ an Hochschulen zu implementieren.