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Die vorliegende Forschungsarbeit verfolgt ein dreifaches Ziel: Sie will erstens einen relevanten Beitrag zur Theoriebildung leisten. Sie will zweitens Fachpersonen, die mit Jugendlichen arbeiten, auf das Thema sensibilisieren. Und sie will schliesslich für die Entwicklung von multiperspektivischen Präventions- und Interventionsstrategien zur Verminderung homonegativen Verhaltens bei Jugendlichen eine fundierte Grundlage liefern. Zwei Fragen stehen dabei im Zentrum: Einerseits interessierte, wie stark ausgeprägt bei heterosexuellen Jugendlichen des 8. und 9. Schuljahres aus der Deutschschweiz homonegatives Verhalten gegenüber schwulen Männern ist; anderseits wurde anhand eines komplexen multifaktoriellen Modells überprüft, welche Faktoren einen Effekt auf homonegatives Verhalten haben.
Bei der Entwicklung des multifaktoriellen theoretischen Modells wurden sowohl sozialpsychologische also auch soziologische Theorien zu sozialer Diskriminierung berücksichtigt. Aus den komplexen Prozessen sozialer Zusammenhänge wurden für die quantitative Untersuchung mehrere Faktoren abgeleitet. Das entwickelte theoretische Modell besteht aus den drei Kriteriumsvariablen «direktes homonegatives Verhalten», «indirektes homonegatives Verhalten» und «negatives Verhalten gegenüber Gendernonkonformität», aus zwölf Faktoren der Individualebene, sechs Faktoren der Kontextebene und sechs Kontrollvariablen. Für die Operationalisierung homonegativen Verhaltens wurde ein breites Spektrum an direkten und indirekten Verhaltensweisen berücksichtigt.
In die Analysen einbezogen wurden 2210 Jugendliche aus 151 Schulklassen in 30 Schulen aus 11 Kantonen. Für die Befragung wurde ein standardisierter Fragebogen auf Papier entwickelt. Neben uni- und bivariaten Analysen wurden die insgesamt 69 Zusammenhangshypothesen mit einem Verfahren der Strukturgleichungsanalyse unter Berücksichtigung der Kontrollvariablen überprüft.
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass sich jede*r vierte teilnehmende Jugendliche in den 12 Monaten vor der Befragung gegenüber mindestens einer Person negativ verhalten hat, weil diese Person schwul ist oder weil angenommen wurde, dass sie schwul sei. Fast die Hälfte der Teilnehmer*innen zeigte negatives Verhalten gegenüber Gendernonkonformität bei Jungen. Indirektes homonegatives Verhalten ist bei den befragten Jugendlichen noch stärker ausgeprägt. Über drei Viertel der Befragten legten mindestens einmal in den 12 Monaten vor der Befragung eine indirekte homonegative Verhaltensweise an den Tag, die als homonegative Mikroaggression eingestuft werden kann.
Das aus der Pfadanalyse entstandene Erklärungsmodell für homonegatives Verhalten bei Jugendlichen besteht aus den folgenden sieben Faktoren der individuellen Ebene: «negative kognitive Einstellungen gegenüber schwulen Männern», «aggressives Verhalten gegenüber Peers», «Religiosität», «soziale Dominanzorientierung», «Wichtigkeit der eigenen sexuellen Orientierung», «Einstellung zu traditioneller Männlichkeit» und «Empathie», und aus den folgenden vier Faktoren der kontextuellen Ebene: «Erwartungen der Eltern», «Erwartungen der besten Freund*innen», «homonegatives Schulklima» und «Normen des Respekts im Klassenzimmer». Hinzu kommen signifikante Effekte der Kontrollvariablen «Geschlecht (männlich)» und «Migrationshintergrund (Südosteuropa, Vorder- und Zentralasien oder Afrika)».
Die Ergebnisse der vorliegenden Forschungsarbeit machen deutlich, dass mit Blick auf das homonegative Verhalten bei Jugendlichen dringender Handlungsbedarf besteht. Das komplexe multifaktorielle Erklärungsmodell leistet einen wichtigen Beitrag zur Erklärung solchen Verhaltens. Orientiert an der Interventionsforschung, bildet das Modell mit den festgestellten elf Risikofaktoren eine fundierte Problemtheorie, die für die Entwicklung von wirksamen Präventions- und Interventionsstrategien und von konkreten Massnahmen zur Verminderung von direkten und indirekten homonegativen Verhaltensweisen unter Jugendlichen grundlegend ist.
Sexuelle Gewalt unter Jugendlichen stellt in Deutschland ein relevantes Phänomen dar, von dem auch Jugendliche betroffen sind, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe leben. Verschiedene Forschungsergebnisse verweisen darauf, dass sexuelle Gewalt und ihre Verhinderung eng mit der Geschlechtlichkeit der Akteure und ihren Vorstellungen von Sexualität verbunden sind. An diese Erkenntnisse knüpft die vorliegende Arbeit an und beschäftigt sich mit den Fragen, ob und wie Jungen aus der stationären Jugendhilfe über sexuelle Gewalt erzählen und welche Bedeutung Männlichkeiten dabei haben. Entsprechend werden subjektive Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und sexueller Gewalt in die Analyse miteinbezogen. Im Zuge eines qualitativ-rekonstruktiven Forschungsprozesses wurden bereits existierende Interviewdaten im Rahmen einer Sekundärnutzung in Anlehnung an das integrative Basisverfahren nach Kruse ausgewertet und die Ergebnisse der Fallanalysen auf der Grundlage von Rekonstruktionen und Kontrastierungen übergreifender zentraler Motive und Thematisierungsregeln zu vier analytischen Typen gebündelt, die unterschiedliche Erzählpositionen zu sexueller Gewalt darstellen. Hierbei beziehen sich die Auswertungen schwerpunktmäßig auf Erzählungen zurückliegender, sprachlich aufgearbeiteter sexueller Übergriffe, die als Erfahrungswissen zu sexueller Gewalt rekonstruiert wurden. Nach dem Typ »Der ehemals Übergriffe«, werden im Verlauf der Arbeit die Typen »Der intervenierende Bystander«, »Der nicht-intervenierende Bystander« und »Der Unerfahrene« kontrastiv ausgearbeitet. Aufbauend auf der Ergebnisdarstellung werden abschließend Folgerungen für eine mit Geschlechtervorstellungen arbeitende Soziale Arbeit im Kontext von Prävention sexueller Gewalt und sexueller Bildung sowie für weitere Forschung im Themenfeld abgeleitet
Ausgehend von dem Anspruch, professionelles Handeln im Kontext der Sozialen Arbeit mit wissenschaftlichem Wissen zu verknüpfen und der Annahme, dass dazu neben individuellen Aspekten auch strukturelle Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind, wird zunächst ein theoretisches Modell entwickelt, das solchermaßen verortete Prozesse der Erzeugung von Wissenschaftlichkeit erklärt. Der empirische Test in einer Praxisorganisation unter Verwendung des von Daniel Gredig und Peter Sommerfeld entwickelten Modells des Praxis-Optimierungs-Zyklus bestätigt einerseits wesentliche Grundannahmen des theoretischen Modells und zeigt exemplarisch, wie und unter welchen Voraussetzungen Wissenschaftlichkeit realisiert werden kann.
In der vorliegenden Arbeit werden Kennzeichen und Probleme der Lebensführung junger Geflüchteter auf Grundlage qualitativer Interviews mit jungen Geflüchteten, die von Sozialarbeitenden als problematische und/oder schwer erreichbare Fälle beobachtet werden, rekonstruiert. Hierfür wurden Konzepte und Dimensionen von Lebensführung aufbereitet, verschiedene Beobachtungsangebote auf Probleme der Lebensführung erarbeitet und Soziale Arbeit als eine auf Probleme der Lebensführung bezogene, wohlfahrtsstaatlich organisierte Hilfe bestimmt. Kennzeichen der Lebensführung junger Geflüchteter werden nicht nur aus dem empirischen Material heraus entwickelt, sondern auch umfassend entlang des deutschsprachigen Forschungsstandes herausgearbeitet. Die Arbeit bietet darüber hinaus eine vertiefende Analyse zu Bedingungen und Einflussfaktoren auf den Aufbau und die Gestaltung von Arbeitsbündnissen und eine abschließende Diskussion der Forschungsergebnisse im Kontext Sozialer Arbeit.
Das Projekt eröffnet aus qualitativer Forschungsperspektive einen Zugang zum Verstehen gewünschter und ungewünschter Schwangerschaften. Ausgehend von Expertinneninterviews, Beobachtungen und vertiefenden Interviews mit geflüchteten Frauen werden relevante Rahmenbedingungen in ihrer subjektiven Bedeutung rekonstruiert. Am Ende steht die Entwicklung einer Analyseheuristik, die hilft, die einzelne Situation in ihrer eigenen Falllogik nachzuvollziehen.