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Historisch betrachtet, haben Kindertageseinrichtungen (Kitas) den Wandel von einer betreuenden Institution hin zu Einrichtungen mit einem zusätzlichen Erziehungsauftrag vollzogen,sowie in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch für bildungsbezogene Themen an Relevanz gewonnen. Dabei wird in Hinblick auf kindliche Entwicklungsmaße im Besonderen die Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen als wesentlich für die Wirksamkeit frühkindlicher institutioneller Bildungsarbeit angesehen. Die Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen scheint wiederum maßgeblich von den professionellen Kompetenzen pädagogischer Fachkräfte bedingt zu werden. Verschiedene Kompetenzfacetten sowie deren Zusammenwirken werden innerhalb der frühpädagogischen Kompetenzforschung in Kompetenzmodellen beschrieben. Hinsichtlich der empirischen Überprüfung der Modelle bestehen jedoch eine Reihe von Forschungsdesideraten, die sich sowohl auf die Einzelfacettenebene als auch auf mögliche Zusammenhänge unterschiedlicher Facetten beziehen. Die vorliegende publikationsbasierte Dissertation greift die Erkenntnisbedarfe auf und untersucht schwerpunktmäßig lernbereichsübergreifende wissens-und einstellungsbezogene Kompetenzfacetten sowie deren Zusammenhang mit der Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen. Im Besonderen verdeutlichen die Ergebnisse, dass die Facetten Professionelles Wissen und Einstellungen zusammenhängen. Ein besonderer Erkenntnisgewinn der durchgeführten Teilstudien besteht zudem darin, dass die Analyse von Zusammenhängen zwischen Wissen und Interaktionsqualität von der Wissensorientierung mitbestimmt wird. Nicht zuletzt mittels der Analyse von Moderationseffekten, wodurch der in den frühpädagogischen Kompetenzmodellen aufgezeigten Komplexität der verschiedenen Facetten Rechnung getragen wird, wird in der vorliegenden Dissertation auch auf einer methodischen Ebene ein Beitrag zur Kompetenzforschung in der Frühpädagogik geleistet. Die generierten Erkenntnisse werden im Hinblick auf ihre Bedeutung für die frühpädagogische Forschung sowie Professionalisierungsmaßnahmen diskutiert.
Seit Kindertageseinrichtungen nicht mehr nur als Orte der Betreuung und Erziehung, sondern auch der Bildung verstanden werden, ergeben sich neue Anforderungen an ihre Qualität (Sozialgesetzbuch VIII, 2016). In den 1990er Jahren etablierte sich im Rahmen der Qualitätsdebatte in Deutschland eine Unterscheidung zwischen Aspekten der Struktur-, Orientierungs- und Prozessqualität (Kluczniok & Roßbach, 2014; Tietze et al., 1998), wobei in der (inter-)nationalen Forschung zunehmend der Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen, als einem relevanten Bestandteil der Prozessqualität, eine besondere Bedeutung beigemessen wird (Fröhlich-Gildhoff, Nentwig-Gesemann, König, Stenger & Weltzien, 2013; Hamre et al., 2013; Wadepohl, Mackowiak, Fröhlich-Gildhoff & Weltzien, 2017). Dies begründet sich primär durch Erkenntnisse, die auf einen bedeutsamen Zusammenhang der Qualität von Fachkraft-Kind-Interaktionen mit kindlichen Entwicklungsmaßen verweisen (Justice, Mashburn, Hamre & Pianta, 2008; Mashburn et al., 2008). Allerdings machen Forschungsarbeiten auch deutlich, dass die Interaktionsqualität in der deutschen Kita-Praxis durchschnittlich lediglich im mittleren Bereich zu verorten ist (z. B. Beckh, Mayer, Berkic & Becker-Stoll, 2015; Tietze et al., 1998, zusammenfassend Wadepohl, 2016). Mit dem Ziel der Analyse von Bedingungen qualitätsvoller Interaktionen werden vermehrt fachkraftseitige dispositionale Kompetenzfacetten untersucht, die in Wechselwirkung mit dem Fachkraft-Kind-Handeln stehen (Fröhlich-Gildhoff, Nentwig-Gesemann, Pietsch, Köhler & Koch, 2014; Guo, Justice, Sawyer & Tompkins, 2011; Justice et al., 2008; Pakarinen et al., 2010; Weltzien, Fröhlich-Gildhoff, Wadepohl & Mackowiak, 2017). Dabei gilt die Motivation, zu der auch die Selbstwirksamkeitserwartungen frühpädagogischer Fachkräfte zählen, als handlungstheoretisch relevant (Bandura, 1997), aber weitestgehend unbeforscht (Wadepohl, 2016). Insbesondere für eine Erfassung interaktionsbezogener bereichsspezifischer Selbstwirksamkeitserwartungen stehen Erhebungsmöglichkeiten aus.
Das vorliegende Promotionsprojekt schließt hier an die bestehende Forschung an und betrachtet das Zusammenspiel ausgewählter Kompetenzfacetten frühpädagogischer Fachkräfte. Der Fokus liegt dabei auf Selbstwirksamkeitserwartungen frühpädagogischer Fachkräfte als handlungs- und motivationstheoretisch relevante Kompetenzfacette (Bandura, 1997; Fives & Buehl, 2012). Diese sollen durch die Entwicklung eines interaktionsbezogenen Fragebogenverfahrens messbar gemacht und ihre faktorielle Struktur sowie Zusammenhänge mit expertiserelevanten biografischen Merkmalen (Berufserfahrung und Qualifikation) sowie weiteren ausgewählten Kompetenzfacetten (Interaktionsverhalten und Professionelle Wahrnehmung) analysiert werden. Als Rahmenmodell fungiert das international etablierte Teaching through Interactions-Modell (Hamre et al., 2013; Pianta & Hamre, 2009). Die Stichprobe von N = 120 (angehenden) frühpädagogischen Fachkräften wurde im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderten Projektes „Professionelle Wahrnehmung in Kitas – ProWaK“ erhoben.