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Die positiven Effekte eines sportlich aktiven Lebensstils bei Frauen nach Brustkrebs sind wissenschaftlich gut belegt. Dennoch gelingt es einem Großteil der Frauen trotz hoher Motivation nur ungenügend, Bewegungsempfehlungen umzusetzen. Für wenig sportlich aktive Frauen nach Brustkrebs während der onkologischen Rehabilitation existiert bisher kein spezifisches Programm zur nachhaltigen Bewegungsförderung.
Die Zielsetzung dieser Arbeit besteht darin, die SpA bei Frauen nach Brustkrebs aus verschiedenen Perspektiven zu untersuchen, um Anknüpfungspunkte für die onkologische Rehabilitation zu definieren. Hierfür wird a) der Umfang SpA bei Frauen nach Brustkrebs zu Beginn der onkologischen Rehabilitation erhoben und erörtert, welche Assoziationen die Begriffe SpA und KA hervorrufen; b) untersucht, welche Schlussfolgerungen sich aus der Anpassung, Implementation und formativen Evaluation eines Programms zur Verhaltensänderung für wenig sportlich aktive Frauen ergeben; c) die Wirksamkeit eines motivational-volitionalen Programms zur Bewegungsförderung 12 Monate nach der Durchführung bestimmt. Die Dissertation entstand im Rahmen des Forschungsprojektes „Motivational-volitionale Intervention – Bewegung nach Brustkrebs (MoVo-BnB)“.
Der Umfang SpA wurde in einer querschnittlichen Befragung zu Beginn der medizinischen Rehabilitation in zwei Einrichtungen mit dem Kurzfragebogen (BSA-F) erfasst. Um Begriffsassoziationen, Motive und Barrieren in Bezug auf SpA und KA zu erfassen, wurden 21 leitfadengestützte Interviews geführt, digitalisiert und transkribiert. Die Auswertung erfolgte deduktiv-induktiv nach der strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse. In einem mehrstufigen interdisziplinären Entwicklungsprozess wurde unter Berücksichtigung pädagogisch-didaktischer, psychologischer und bewegungstherapeutischer Evidenz ein Programm für Frauen nach Brustkrebs mit bewilligter medizinischer Rehabilitation entwickelt und umgesetzt, die wenig sportlich aktiv waren (<60 min/Woche). Zur Umsetzung wurden Train-the-Trainer-Seminare durchgeführt. Vier Einheiten wurden in zwei Rehabilitationskliniken implementiert. Schulungsqualität, didaktische Methoden und Be-gleitmaterial wurden 6 Wochen und 12 Monate nach der Implementation durch Patientinnen, Trainerinnen und Projektmitarbeiterinnen evaluiert (n = 127 Bewertungen). Die Wirksamkeitsanalyse wurde in einer nicht randomisiert, prospektiven, bi-zentrischen und kontrollierten Studie (Messzeitpunkte: zu Beginn, am Ende sowie 6 und 12 Monate nach Abschluss der Rehabilitation) untersucht. Die Kontrollgruppe (n = 266) erhielt die normale medizinische Rehabilitation und die Interventionsgruppe (n = 279) zusätzlich MoVo-BnB. Zielkriterien waren der Umfang SpA (BSA-F), die gesundheitsbezogene Lebensqualität (QLQ-C30) und die brustkrebsspezifische Lebensqualität (QLQ-Br23). Die Auswertung geschah mittels Kovarianzanalyse.
Ein Viertel (n = 806) der befragten Frauen ist in den vier Wochen vor Rehabilitationsbeginn mindestens 150 Min/Woche sportlich aktiv, jede zweite Frau weniger als 60 Min/Woche. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Begriffsverständnis Einfluss auf das Bewegungsverhalten hat. Vielmehr existieren in der Studienpopulation typische Barrieren (u. a. fehlende Motivation, Müdigkeit, Zeitmangel), die die Frauen daran hindern, sportlich aktiv zu sein. Sowohl der Prozess der Implementierung als auch die zwei formativen Evaluationen verdeutlichen, dass die Einführung eines neuen Programms weniger von der Konzeption und den Inhalten abhängig ist, als von den vor Ort bestehenden Rahmenbedingungen. Die Ergebnisse der zwei mehrperspektivisch durchgeführten formativen Evaluationen ergeben gute Werte für die Schulungsqualität, Methoden und Begleitmaterialen. Die Praxistauglichkeit und Akzeptanz der ressourcenneutralen Intervention lassen sich bestätigen. Bezüglich der Wirksamkeitsanalyse lässt sich feststellen, dass MoVo-BnB 12 Monate später zu einer Verbesserung der sportlichen Aktivität um 22 Minuten pro Woche führt. Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen und der brustkrebsspezifischen Lebensqualität lassen sich keine substanziellen Unterschiede zwischen den Gruppen identifizieren.
Schließlich erweitern die Ergebnisse den Forschungsbereich um verbessertes Wissen bezüglich sportlicher Aktivität bei Frauen nach Brustkrebs zum Zeitpunkt der onkologischen Rehabilitation. Durch spezielle Unterstützungsmaßnahmen lassen sich mehr Individuen erreichen, ihr Bewegungsverhalten zu verbessern. Weiterer Handlungsbedarf ist erforderlich.
Soziale Unsicherheit. Auswirkungen ablehnender Rentenentscheide auf die Biographien von Betroffenen
(2023)
Die Transformation des Sozialstaats gemäss den Prinzipien der Aktivierung erfasste in der Schweiz zu Beginn des neuen Jahrtausends auch die Invalidenversicherung (IV) – jene Versicherung, welche u.a. zuständig ist für Renten bei langfristiger, krankheitsbedingter Erwerbsunfähigkeit. Der Zugang zur Berentung wurde erschwert, wodurch die Zahl der Neuberentungen innert 10 Jahren auf die Hälfte zurückging. Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen kommen dadurch vermehrt in die Situation, dass sie wegen Gesundheitsproblemen ganz oder teilweise aus der Erwerbsarbeit ausscheiden, dennoch aber keinen Anspruch haben auf Rentenzahlungen durch die IV. Im vorliegenden Dissertationsprojekt wurde anhand einer biographieanalytischen Interviewstudie der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen Rentenablehnungen durch die IV auf Betroffene haben. Die Analyse von 8 narrativ-biographischen Interviews zeigte, dass sich eine Rentenablehnung nicht auf alle gleich auswirkt. In Abhängigkeit der vorhandenen sozio-ökonomischen Ressourcen und der vorausgegangenen Lebensverläufe kann eine Nicht-Berentung zu einem sozialen Abstieg führen oder aber als «ausbleibende Entlastung» wirksam werden. Auf Ebene der biographischen Verarbeitung lassen sich Rentenablehnungen als eine Missachtungserfahrung beschreiben, welche das Vertrauen in den Sozialstaat erschüttert und die Identität der Betroffenen beschädigt.
Lesson Study ist ein forschender Zugang zur (Weiter-)Entwicklung von Lehr- und Unterrichtskompetenzen und zugleich ein Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. In den letzten beiden Jahrzehnten hat das internationale Interesse an Lesson Study eine Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen hervorgebraucht, die jedoch oft sehr unterschiedliche Forschungsziele und bildungskontextuelle Rahmenbedingungen haben. Darüber hinaus werden in den Publikationen diverse Varianten von Lesson Study verwendet. Dies stellt sowohl Forschende als auch Praktiker/-innen vor besondere Herausforderungen, wenn sie einen Überblick über die Erkenntnisse gewinnen wollen. Die Erkenntnisse sind oft nur im Kontext der jeweiligen spezifischen Umstände und Voraussetzungen zu verstehen. Dennoch ist es zentral, dass die aktuelle und künftige Forschung sowie die Praxis an die zahlreich vorhandenen Forschungsergebnisse anknüpfen können.
Diese Forschungsarbeit untersucht wissenschaftliche Publikationen und die Frage, inwiefern sowohl Ziele als auch Prozesse des professionellen Lernens mit Lesson Study auf die Weiterentwicklung von Professionalität ausgerichtet sind. Die Arbeit orientiert sich an den methodischen Vorgehen einer systematischen Review und arbeitet inhaltsanalytisch Lernergebnisse und Aspekte des Lernen mit dem Ansatz heraus.
Es kann aufgezeigt werden, dass sich Lehrpersonen mit dem Ansatz vielfältige professionelle Kompetenzen erwerben können. Allerdings hängt der Erfolg des Kompetenzerwerbs von einer Reihe an Voraussetzungen ab. Diese Voraussetzungen können gestaltet werden, sofern sie von den Implementierenden in den Fokus gerückt werden. Es ist wichtig, nicht nur prozessbezogene und qualitätsbezogene Aspekte des Ansatzes zu beachten und zu gestalten, sondern auch die zahlreichen Voraussetzungen für das professionelle Lernen von Seiten des Schulkontextes und möglicherweise darüber hinaus zu berücksichtigen. Mit Lesson Study können Lehrpersonen ihre professionellen Kompetenzen weiterentwickeln und gleichzeitig einen Beitrag zur Reflexion und theoriebezogenen Rekonstruktion (implizit) kollektiver Wissensbestände der Community of Practice beitragen. Auf diese Weise kann die Schule transformiert werden, unter Berücksichtigung relevanter Aspekte.
Kann eine mehrsprachige Ausbildung von angehenden Fremdsprachenlehrkräften die sprachlichen Kompetenzen fördern? Werden Sprachvergleiche als lernförderlich wahrgenommen? Wie wirken sich eigene Lernerfahrungen auf die Einstellungen und Handlungsdispositionen aus? Eva Nelz untersucht dies im Rahmen einer experimentellen Studie zur Wirksamkeit einer mehrsprachigen Lerngelegenheit, die im Rahmen des Promotionskollegs CURIOUS der School of Education FACE entstanden ist.
Visualisierungen finden in den unterschiedlichsten Lehr-Lernkontexten Anwendung, in der Annahme Lernfortschritte unterstützen zu können. Das vorliegende Forschungsprojekt widmete sich der empirischen Untersuchung der Kompetenzstruktur von Visualisierungskompetenz am Beispiel des Faches Mathematik. Es wurden außerdem dimensionsabhängige Kompetenzabstufungen entwickelt und anhand von IRT-Modellierungen untersucht.
Hintergrund
Bei der vorliegenden kumulativen Dissertation handelt es sich um eine Interventionsforschung. Als solche ist sie eingebunden in ein innovatives, interprofessionelles Schmerzrehabilitationsprogramm, an welchem die Klinische Soziale Arbeit massgeblich beteiligt ist. Dieses Programm, das Berner ambulante interprofessionelle Rehabilitationsprogramm für Menschen mit chronischen Schmerzen (BAI), steht exemplarisch für die Rehabilitation als wichtiges Arbeitsfeld der Klinischen Sozialen Arbeit. Im Manteltext, der die vier unabhängigen Studien in einen thematischen und methodischen Zusammenhang einordnet, wird entsprechend in die Klinische Soziale Arbeit und in das der Arbeit zugrundeliegende Verständnis von Gesundheit, Evidenzbasierung und Arbeitsfähigkeit eingeführt, bevor das Phänomen chronischer Schmerz und das Berner Ambulante Interprofessionelle Rehabilitationsprogramm für Menschen mit chronischen Schmerzen (BAI) sowie die Evaluation komplexer Programme besprochen werden.
Ziele
Ziel der Dissertation ist es, einen Beitrag an die Evidenzbasierung der Klinischen Sozialen Arbeit und damit an die Verankerung der Profession im Gesundheitswesen zu leisten. Dadurch sollen Menschen, die von chronischen Schmerzen betroffen sind, zukünftig noch besser behandelt, ihre Teilhabemöglichkeiten (z.B. am Lebensbereich Arbeit) erweitert und ihre Fähigkeit zur gelingenderen Lebensführung bei chronischem Schmerz verbessert werden. Dazu wird in dieser Dissertation erstens die Frage nach Möglichkeiten der interventions- und gegenstandsangemessenen Erfassung von Arbeitsfähigkeit geklärt und zweitens die Bedeutung sozialer Kontextfaktoren für die Arbeitsfähigkeit bei chronischen Schmerzen untersucht.
Studie I beantwortet die Frage, welche existierenden deutschsprachigen Assessments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit bei Klientinnen und Klienten mit chronischen Erkrankungen zu validen Resultaten führen und praktikabel sind. Studie II untersucht die Frage, bei welchen Items eines bestimmten Instruments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit (dem iPCQ) Patient*innen in der deutschsprachigen Schweiz Probleme haben die Fragen, Erläuterungen und Anweisungen im intendierten Sinne zu verstehen, die für die Beantwortung der Items nötigen Informationen im Gedächtnis abzurufen, sich für eine Antwort zu entscheiden und zu antworten. Zudem untersucht sie, welcher Art die Probleme sind und was zu deren Behebung beitragen könnte. Studie III beantwortet die Frage, welche Kontextfaktoren sich aus der Perspektive von Menschen mit chronischen, muskuloskelettalen Schmerzen, die an einem interprofessionellen Rehabilitationsprogramm teilnehmen, auf eine Veränderung ihrer Arbeitsfähigkeit auswirken und wie es dazu kommt.
Studie IV untersucht schlussendlich, welche inklusions- und teilhabebezogenen sozialen Faktoren bei Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden mit Produktivitätsverlust assoziiert sind.
Methoden
Diese Dissertation besteht aus vier methodisch eigenständigen Studien. Studie I ist eine systematische Literaturrecherche, bei der acht Datenbanken (Medline, CINAHL, PsycInfo, Cochrane HTA, DARE, CCMed, Sowiport und BASE) durchsucht wurden. Dabei wurden folgende Suchbegriffe verwendet: Assessment, Chronische Erkrankung, Arbeitsfähigkeit, Validität und Praktikabilität. Die dadurch gefundene Literatur wurde anhand inhaltlicher und qualitativer Kriterien überprüft und in die Studie ein- oder von ihr ausgeschlossen. Studie II ist eine qualitative Validierungsstudie. Im Rahmen dieser Studie haben wir kognitive Interviews mit Menschen mit chronischen Krankheiten und mit Fachpersonen durchgeführt und basierend auf der Framework-Methode analysiert. Studie III ist eine Realist Impact Evaluation, für welche problemzentrierte Interviews mit acht ehemaligen BAIAbsolvent* innen durchgeführt und mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet wurden. Studie IV ist eine hierarchische Regressionsanalyse. Abhängige Variable war der Produktivitätsverlust gemessen mit dem iPCQ, unabhängige Variablen waren die Schmerzstärke sowie demographische und soziale Kontextfaktoren, die im Schmerzregister der Klinik erhoben werden.
Resultate
Studie I zeigte, dass grundsätzlich validierte und praktikable Instrumente zur Erhebung von Arbeitsfähigkeit in der Klinischen Sozialen Arbeit und der interprofessionellen Praxis und Forschung zur Verfügung stehen, dass aber im spezifischen Kontext sorgfältig geprüft werden muss, welches Instrument sich für die jeweiligen Ziele, Ansprüche, Klient*innengruppen und die zur Verfügung stehenden Ressourcen eignet und dass für einige der Instrumente weiterer Bedarf besteht, die verschiedenen Quellen der Validität für die Nutzung in einem bestimmten Kontext zu überprüfen.
Mit Studie II konnten die in der Forschungspraxis festgestellten Probleme bei der Nutzung des iPCQ in Bezug auf das Verständnis von Fragen und Anweisungen, den Abruf von Informationen aus dem
Gedächtnis, den Entscheidungsprozess und das Konstrukt bestätigt, neu aufgedeckt und erklärt werden. Sie können helfen, den iPCQ weiterzuentwickeln für die Nutzung bei Menschen mit chronischen
Erkrankungen und weitere Schritte zur Unterstützung der Validität der deutschen Version des iPCQ einzuleiten.
Die Resultate von Studie III können helfen, das komplexe Wechselwirkungsgeschehen zwischen sozialen Kontextfaktoren, Mechanismen und der Fähigkeit, nach einer Rehabilitation trotz Schmerzen am Lebensbereich Arbeit zu partizipieren, besser zu verstehen und Schmerzrehabilitationsprogramme darauf aufbauend weiterzuentwickeln. Die Studie hat gezeigt, dass soziale Kontextfaktoren und damit in Verbindung stehende Mechanismen die erreichbaren Outcomes eines komplexen, interprofessionellen Rehabilitationsprogramms nicht nur während der Intervention, sondern bereits vor Antritt und insbesondere auch in der Phase unmittelbar nach Ende der Intervention stark beeinflussen können.
Studie IV hat gezeigt, dass teilhabebezogene soziale Kontextfaktoren auch in unserem konkreten Sample von Menschen, die von chronischen Schmerzen betroffen sind in einem Zusammenhang stehen mit der Arbeitsfähigkeit.
Diskussion
Die Resultate der Studien I und II ergänzen die Resultate anderer Validierungsstudien zum iPCQ, indem sie insbesondere die Validitätsquellen «Antwortprozesse» und «Konsequenzen der Testung» für die Nutzung des iPCQ bei Menschen mit chronischen Krankheiten in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum abdecken. Sie legen die Grundlage dafür, dass die Validität des Fragebogens weiter verbessert werden kann. Die aus den Ergebnissen abgeleiteten Vorschläge an die Entwickler*innen sind jedoch nicht als finale Empfehlungen, sondern als erster Schritt hin zu einer validierten deutschsprachigen Version des iPCQ für den Einsatz bei Menschen mit chronischen Krankheiten zu verstehen. Als nächstes kann nun eine sprachkompetente und -sensible Übersetzung des niederländischen Originalfragebogens ins Deutsche erfolgen. Ein weiterer Schritt kann dann in Anlehnung an Beatons Empfehlungen für transkulturelle Übersetzungen von Erhebungsinstrumenten (cross-cultural translations) die kritische Diskussion der Übersetzung in einer Expert*innengruppe sein, um die unterschiedlichen Versionen zu konsolidieren. Studie III hat generell bestätigt, dass chronischer Schmerz die für die Lebensführung zur Verfügung stehenden Gesamtressourcen eines Menschen derart einschränken kann, dass die Gefahr besteht, dass einige Lebensbereiche nicht mehr aktiv gestaltet oder gepflegt werden können. Der Wegfall dieser (oftmals regenerativen) Lebensbereiche kann zu einer Disbalance der gesamten Lebensführung führen, welche auch die Teilhabefähigkeit an (re)produktiven Lebensbereichen wie dem Lebensbereich Arbeit und Beschäftigung bedroht. Mit den Resultaten der Studien III und IV wurde bestätigt, dass der chronische Schmerz auch als soziales Phänomen zu begreifen, zu beschreiben und schlussendlich zu behandeln ist. Es hat sich gezeigt, dass chronischer Schmerz ein eigentlicher «Teilhabezerstörer» ist. Am chronischen Schmerz wird die Bedeutung der sozialen Dimension des biopsychosozialen Verständnisses von Gesundheit und Krankheit für das Individuum und die Gesellschaft deutlich.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entwicklung und Validierung eines Instruments zur mehrdimensionalen Erfassung von Selbstwirksamkeitserwartungen berufstätiger Lehrkräfte. Als Anforderungsbereiche werden fokussiert: 1) Schule und Unterricht allgemein; 2) Inklusiver Unterricht; 3) Integration von geflüchteten Kindern in die Klasse. Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass die eigenen Erwartungen an das Selbst eine erhebliche Rolle für die tatsächlichen Handlungen und Leistungen spielen können, ist die messgenaue, valide und differenzierte Erfassung der Selbstwirksamkeitserwartung von sehr hoher Bedeutung. Jedoch gab es für den deutschen Sprachraum bislang keine multidimensionalen Instrumente, die eine hinreichend differenzierte Messung unterschiedlicher Facetten der Lehrer-Selbstwirksamkeitserwartung in unterschiedlichen Anforderungsbereichen zulassen. Ein solch differenziertes Messinstrument birgt einen sehr hohen Nutzungswert. Zum Beispiel nützt es der empirischen Forschung (z. B. können Zusammenhänge mit anderen Konstrukten je nach Selbstwirksamkeitsfacette variieren) und hat Implikationen für die Praxis (z. B. ermöglicht eine differenziertere Diagnostik individuell zugeschnittene Fördermaßnahmen).
Eine Prä-Pilotierung (N = 216) an Lehramtsstudierenden und eine Pilotierung an berufstätigen Lehrkräften (N = 213) wurde zur ersten Fragebogenreduzierung und -validierung durchgeführt. Im Längsschnitt wurden zusätzlich Daten von berufstätigen Lehrkräften (N1.Messzeitpunkt = 621; N2.Messzeitpunkt = 275; NGesamt = 242) erhoben und ausgewertet. Es zeigen sich reliable multidimensionale Faktorenstrukturen, die sich klar interpretieren lassen. Auch zeigen sich durch den Einsatz zusätzlicher Skalen eindeutige Hinweise auf Konstruktvalidität. Das Instrument kann dementsprechend für forschungs- und praxisbezogene Zwecke eingesetzt werden. Aufgrund dessen wurden weitere Auswertungen vorgenommen, welche Zusammenhangs- und Unterschiedshypothesen umfassen. So zeigte sich beispielsweise, dass insbesondere Lehrkräfte der Förderschulen eine höhere Selbstwirksamkeit im Unterrichten von beeinträchtigten und geflüchteten Schülerinnen und Schülern im Vergleich zu Lehrkräften verschiedener anderer Schultypen verspüren. Zusätzlich wurden (kausale) Zusammenhänge, die Faktorenstruktur und die Messinvarianz der Selbstwirksamkeitserwartung anhand der erfassten Daten genauer untersucht und verschiedene (hierarchische) Modelle miteinander verglichen.
Globalization, digitalization, global pandemics, climate change, and infodemic pose increasing challenges to individuals, communities, and societies, which require good health literacy to maintain and promote health. Empirical evidence on HL (health literacy) has rapidly increased worldwide and exposed the inadequate levels of HL in most countries. Especially people with low socioeconomic background, low educational attainment, and migrants are considered vulnerable to low HL, based on quantitative studies and conclusions. A group that is multiply affected and variously described as vulnerable is people of Afghan descent. However, empirical evidence on their actual HL and their HL practices in everyday life is scarce. To empower people to respond adequately to current and future health-related changes, a good knowledge of HL in the relevant population group is indispensable. Since recent qualitative studies indicate that health literacy can only be adequately described as a real practice in its specific context and unique situation, I explore in this dissertation how HL can be captured and described as a contextual, situational social practice, using the example of people of Afghan descent with different research methods. This work incorporates three major research projects, each employing different methods to explore HL among Afghans and provide relevant insights into the concept of HL.
Research on health and health literacy is diverse, so it is important to begin this work by outlining the different understandings of health and health literacy and common strategies for promoting them. Since health is understood from a health promotion perspective as a positive, comprehensive concept in a socio-ecological context, HL is consequently not understood as an individual autonomous skill but as a contextual, social practice. Accordingly, health and HL are also described in context by the groups under consideration, and their possible influence on HL is shown. The use of the term vulnerable is critically examined, and the focus is shifted away from the characteristics of the individual to the influencing circumstances. Based on raw determinants and health outcomes, HL in Afghanistan is rated as low. Given the diverse data on immigrant populations and the different theories explaining their health status, it is shown that immigrant populations face many pressures and need to acquire new HL. Third, building on the course offering: language course, it is argued that those participating in it (including Afghans) need to improve their HL. Building on account of the health literacy of so-called vulnerable groups, which traced the complexity and heterogeneity, it is concluded that HL needs to be understood and explored as a contextual, situational, social practice to adequately describe HL. Therefore, in the three research projects, special emphasis is placed on the respective overall social context, the situation's specifics, the use of language, the actual actions, and the meaning of social others. Furthermore, it is examined what can be learned from the respective methodological approach to HL with regard to HL as a contextual, situational social praxis, as well as how the vulnerability or resource wealth of the target group and the vulnerability- or capability-producing context are revealed. Last, important lessons for HL promotion were derived from all three projects.
The first four contributions are from a quantitative, cross-sectional study in central Afghanistan that examines HL, determinants, outcomes, but also quality of life, and beliefs in two groups of people influential to health, heads of households (N= 524) and female patients and/or caretakers (N=322). Participants were in a two-stage randomization process identified and orally interviewed by trained interviewers of the same sex. The study provides empirical evidence of poor determinants of health and health outcomes, health behaviors that need improvement, and low health literacy. The analysis showed that HL is largely related to schooling opportunities (for women). Surprisingly, despite adverse circumstances, an astonishing number of Afghans exhibit positive health behaviors. A qualitative examination of the items of the HLS-EU-Q16 shows which activities are particularly difficult and, at the same time, particularly prerequisite-rich, which should also be better researched in the future for developing interventions.
The second three contributions stem from the ELMi research project, which ethnographically researched the HL of immigrant youth (including three Afghan refugees) in everyday life and embedded the findings in a review and theoretical considerations. The limitations of reviews for describing HL in vulnerable groups became obvious in these three theoretical contributions. Furthermore, the frequent, mostly implicit theoretical orientation of HL as an individual rational-choice model and three alternative models for the description of HL were presented, a difference-deficit model was introduced, and a plea for applying sociological theories, especially the capability approach, was given. Overall, the ethnographic studies revealed the need for further studies of vulnerable groups from a salutogenic perspective, the conceptualization of HL as family HL, and the interwovenness of analog and digital worlds and respective HL.
The third three contributions are from the SCURA research project, which ethnographically explored the role of health and health literacy in language and integration courses and developed appropriate methods for promoting HL in them. The contribution of integration courses to the promotion of HL was presented in detail, the corridor of possible interventions was explored and described, and concrete suggestions were made as to how the knowledge gained from language didactics can be transferred to health promotion and how language-sensitive health promotion can be used as an effective and sustainable method.
Finally, the key strengths and limitations of the studies were highlighted, and the question of 'vulnerability' was revisited in light of the results found. Furthermore, the five aspects of HL as a contextual, situational, and social practice were re-examined with the help of the results obtained, and other studies, recommendations for the promotion of HL through context, acquisition, and targeted support were presented, and the capability approach was applied to the results.
In many ways, this multi-project, multi-method, multi-perspective approach to HL of so-called vulnerable groups highlighted the need to describe HL as a contextual, situational social practice. Since many new, little-trodden paths were taken in this work, this work can serve as an impetus for many other researchers to critically examine the topic. The work unmistakably revealed how relevant a good understanding and targeted, context-sensitive promotion of HL is.
Globalization, digitalization, global pandemics, climate change, and infodemic pose increasing challenges to individuals, communities, and societies, which require good health literacy to maintain and promote health. Empirical evidence on HL (health literacy) has rapidly increased worldwide and exposed the inadequate levels of HL in most countries. Especially people with low socioeconomic background, low educational attainment, and migrants are considered vulnerable to low HL, based on quantitative studies and conclusions. A group that is multiply affected and variously described as vulnerable is people of Afghan descent. However, empirical evidence on their actual HL and their HL practices in everyday life is scarce. To empower people to respond adequately to current and future health-related changes, a good knowledge of HL in the relevant population group is indispensable. Since recent qualitative studies indicate that health literacy can only be adequately described as a real practice in its specific context and unique situation, I explore in this dissertation how HL can be captured and described as a contextual, situational social practice, using the example of people of Afghan descent with different research methods. This work incorporates three major research projects, each employing different methods to explore HL among Afghans and provide relevant insights into the concept of HL.
Research on health and health literacy is diverse, so it is important to begin this work by outlining the different understandings of health and health literacy and common strategies for promoting them. Since health is understood from a health promotion perspective as a positive, comprehensive concept in a socio-ecological context, HL is consequently not understood as an individual autonomous skill but as a contextual, social practice. Accordingly, health and HL are also described in context by the groups under consideration, and their possible influence on HL is shown. The use of the term vulnerable is critically examined, and the focus is shifted away from the characteristics of the individual to the influencing circumstances. Based on raw determinants and health outcomes, HL in Afghanistan is rated as low. Given the diverse data on immigrant populations and the different theories explaining their health status, it is shown that immigrant populations face many pressures and need to acquire new HL. Third, building on the course offering: language course, it is argued that those participating in it (including Afghans) need to improve their HL. Building on account of the health literacy of so-called vulnerable groups, which traced the complexity and heterogeneity, it is concluded that HL needs to be understood and explored as a contextual, situational, social practice to adequately describe HL. Therefore, in the three research projects, special emphasis is placed on the respective overall social context, the situation's specifics, the use of language, the actual actions, and the meaning of social others. Furthermore, it is examined what can be learned from the respective methodological approach to HL with regard to HL as a contextual, situational social praxis, as well as how the vulnerability or resource wealth of the target group and the vulnerability- or capability-producing context are revealed. Last, important lessons for HL promotion were derived from all three projects.
The first four contributions are from a quantitative, cross-sectional study in central Afghanistan that examines HL, determinants, outcomes, but also quality of life, and beliefs in two groups of people influential to health, heads of households (N= 524) and female patients and/or caretakers (N=322). Participants were in a two-stage randomization process identified and orally interviewed by trained interviewers of the same sex. The study provides empirical evidence of poor determinants of health and health outcomes, health behaviors that need improvement, and low health literacy. The analysis showed that HL is largely related to schooling opportunities (for women). Surprisingly, despite adverse circumstances, an astonishing number of Afghans exhibit positive health behaviors. A qualitative examination of the items of the HLS-EU-Q16 shows which activities are particularly difficult and, at the same time, particularly prerequisite-rich, which should also be better researched in the future for developing interventions.
The second three contributions stem from the ELMi research project, which ethnographically researched the HL of immigrant youth (including three Afghan refugees) in everyday life and embedded the findings in a review and theoretical considerations. The limitations of reviews for describing HL in vulnerable groups became obvious in these three theoretical contributions. Furthermore, the frequent, mostly implicit theoretical orientation of HL as an individual rational-choice model and three alternative models for the description of HL were presented, a difference-deficit model was introduced, and a plea for applying sociological theories, especially the capability approach, was given. Overall, the ethnographic studies revealed the need for further studies of vulnerable groups from a salutogenic perspective, the conceptualization of HL as family HL, and the interwovenness of analog and digital worlds and respective HL.
The third three contributions are from the SCURA research project, which ethnographically explored the role of health and health literacy in language and integration courses and developed appropriate methods for promoting HL in them. The contribution of integration courses to the promotion of HL was presented in detail, the corridor of possible interventions was explored and described, and concrete suggestions were made as to how the knowledge gained from language didactics can be transferred to health promotion and how language-sensitive health promotion can be used as an effective and sustainable method.
Finally, the key strengths and limitations of the studies were highlighted, and the question of 'vulnerability' was revisited in light of the results found. Furthermore, the five aspects of HL as a contextual, situational, and social practice were re-examined with the help of the results obtained, and other studies, recommendations for the promotion of HL through context, acquisition, and targeted support were presented, and the capability approach was applied to the results.
In many ways, this multi-project, multi-method, multi-perspective approach to HL of so-called vulnerable groups highlighted the need to describe HL as a contextual, situational social practice. Since many new, little-trodden paths were taken in this work, this work can serve as an impetus for many other researchers to critically examine the topic. The work unmistakably revealed how relevant a good understanding and targeted, context-sensitive promotion of HL is.
In dieser Arbeit werden die Effekte zweier Interventionen berichtet, die die Förderung von zwei wesentlichen Aspekten des Lernens bei Schülerinnen und Schülern bzw. Lehramtsstudierenden in naturwissenschaftlichen Kontexten untersuchen.
Insbesondere in den Naturwissenschaften werden bei Schülern oft Lernschwierigkeiten festgestellt, deren Ursache häufig Fehlvorstellungen sind. In einer Interventionsstudie im Kontrollgruppendesign wurde untersucht, wie sich eine Unterrichtseinheit, in der empirisch erhobene Schülervorstellungen intensiv berücksichtigt werden, auf die Zufriedenheit mit dem Gelernten und die Beschäftigung mit den eigenen Vorstellungen sowie den Lernerfolg und die Veränderung der Wissensstrukturen von Schülern der achten Klasse Realschule auswirkt. Mit Hilfe von Prä-, Post- und Follow-up-Tests wurden die psychometrischen Daten sowie die Schülervorstellungen erhoben und Concept Maps erstellt.
In der Auswertung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Lernzufriedenheit zwischen Experimental- und Kontrollgruppe. Die Concept Maps wurden für jeweils eine Klasse ausgewertet und wiesen im Follow-up-Test in strukturellen Parametern hochsignifikante Unterschiede zwischen den Gruppen auf.
In der quasi-experimentellen Prä-Post-Follow-up-Studie „SysThema“ wurden die Effekte von Seminaren, die sich in der fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Ausrichtung unterscheiden, auf das systemische Denken von Lehramtsstudierenden untersucht. Hierfür wurde ein Messinstrument zur Erfassung systemischen Denkens bei Lehramtsstudierenden entwickelt, das in der Interventionsstudie SysThema mit dem Ziel eingesetzt wurde, die Effekte fachwissenschaftlich und fachdidaktisch unterschiedlich ausgerichteter Seminare auf die Fähigkeit systemischen Denkens bei Lehramtsstudierenden zu untersuchen. Die Kenndaten des Messinstruments zur Erfassung systemischen Denkens zeigen, dass es gelungen ist, wichtige Teilfähigkeiten systemischen Denkens in ökologischen Kontexten bei Lehramtsstudierenden mit einem objektiven, validen und zeitlich gut zu bearbeitenden (bis 60 Minuten) Messinstrument zu erfassen.
Die Testergebnisse nach der Intervention zeigen, dass systemisches Denken bei Lehramtsstudierenden der Biologie und Geographie sowohl in Lehrveranstaltungen mit fachwissenschaftlichen Inhalt als auch in Lehrveranstaltungen mit überwiegend fachdidaktischem Schwerpunkt gefördert werden kann.