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Hintergrund: Das Promotionsvorhaben „Pflegende Angehörige auf Distanz – Versorgungsstrukturen: Lücken, Bedarfe und Entwicklungsmöglichkeiten“ verortet sich im Forschungsgebiet Häusliche/Ambulante Pflege und richtet dabei den Blick auf eine deutlich wachsende und doch in Deutschland bislang in der Versorgungsforschung kaum wahrgenommene Zielgruppe: Pflegende Angehörige, die bei räumlicher Entfernung für ihre hilfe- und pflegebedürftigen Angehörigen Sorge tragen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie im Sinne einer „Collaborative Care“ die Versorgungssituation von auf Distanz pflegenden Familien optimiert werden kann.
Methodik: Ein qualitativ-explorativer Forschungsansatz in Form von leitfadengestützten Interviews ermöglicht es zunächst, ausgehend von der spezifischen Nutzer- und Patientenperspektive „pflegender Angehöriger auf Distanz“, zu untersuchen, welche besonderen Herausforderungen und Bedarfe vorliegen und welche Versorgungslücken offensichtlich werden (n = 17). In einer Methodenkombination erfolgt die Auswertung zunächst inhaltsanalytisch-strukturierend (Mayring), in einem zweiten Schritt auch rekonstruktiv (Bohnsack). Trianguliert werden diese Ergebnisse mit der Perspektive von Expert*innen im Versorgungssystem (n = 22).
Ergebnisse: Räumliche Entfernung zeigt Auswirkungen auf die Entscheidung zur Pflege, entfaltet Konsequenzen über den gesamten Pflegeprozess und bringt spezifische Belastungen mit sich. Erkennbar wird eine diverse Zielgruppe mit einem breiten Aufgabenspektrum und vielfältigen Herausforderungen, vor allem im emotionalen Bereich. Die rekonstruktive Auswertung generiert fünf typische Orientierungen (pragmatisch, netzwerkend, resignativ, integrierend, fürsprechend), aus denen sich jeweils unterschiedliche Bedarfe und Interventionsoptionen ableiten lassen. Die Expert*innen-interviews verweisen auf Lücken und Chancen des Versorgungssystems. Hürden werden vor allem in der Koordination sowie in geregelten Kommunikationsstrukturen gesehen. Handlungsleitende Empfehlungen weisen auf neue Beratungs- und Begleitungsaufgaben hin, lassen neue Engagementprofile (auch im Kontext von Techniknutzung) erkennen und betonen die Notwendigkeit, entfernt lebende Angehörige wertschätzend wahrzunehmen, anzusprechen und zu beteiligen.
Schlussfolgerung: Im Kontext des demografischen Wandels steigt die Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen. Ihre Versorgung wird ohne die Stabilisierung der zentralen Stütze „pflegender Angehöriger“ nicht zu gewährleisten sein, wobei sich mit zunehmender räumlicher Entfernung neue, bislang unbeantwortete, Herausforderungen ergeben.
In der Dissertationsschrift wird der Frage nachgegangen, welcher Zusammenhang zwischen der Leistung im Thema Lineare Funktionen und der weiteren individuellen Faktoren – Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, Präferenzen und metarepräsentationalem Wissen – besteht. Hierbei werden auf die zwei Repräsentationsarten Wertetabelle und Funktionsgraph sowohl beim Leistungsmaß als auch bei der Messung von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und Präferenzen fokussiert. Die verschiedenen Spezifitätsebenen von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen werden gemäß der inhaltlichen Ebenen (domänenspezifisch, themenspezifisch und repräsentationsspezifisch) definiert. Die Erhebung wurde in der Realschule Klasse 8 mit 350 Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Die vorgelegte Studie gibt empirische Hinweise auf die hergeleiteten Spezifitätsebenen.
Die Themen der Diagnose und Förderung nehmen bei der Planung, Durchführung und Reflexion von Unterricht eine hohe Bedeutung ein. Bereits für das Lehramtsstudium schreiben KMK-Standards zum Beispiel die Beschäftigung mit Grundlagen der Lernprozessdiagnostik vor. Jedoch erscheinen Lehrveranstaltungen, die Studierende auf spätere Diagnose- und Förderaufgaben vorbereiten, bislang unzureichend in die Lehramtsausbildung implementiert. Wissenschaftlich evaluierte Ansätze zur Förderung diagnostischer Kompetenzen gelten als Forschungsdesiderat, evidenzbasierte Lehre zu diesem Aspekt pädagogischer Professionalität als ausbaufähig. Für die universitäre Ausbildung werden Instruktionsstrategien empfohlen, die neben theoretischem Wissen über Diagnostik auch das Können der Studierenden fördern.
Ziel der in dieser Arbeit vorgestellten, evaluierten Intervention ist der Erwerb diagnostischer Kompetenzen anhand von Lernaufgaben, die im Unterricht sowohl zur Diagnose fachlicher Lernprozesse als auch zur individuellen Förderung eingesetzt werden können. Die biologiedidaktische Intervention berücksichtigt zur Vorbereitung auf spätere Diagnose- und Förderaktivitäten im Fach Biologie drei Wissensbereiche: Der Umgang mit Lernaufgaben erfordert einerseits fachdidaktisches Wissen und Können (1), wenn es um die Auswahl, Bewertung und Konzeption geeigneter Diagnose- und Förderaufgaben geht. Um Lernaufgaben als Erhebungsinstrumente in einen systematischen, diagnostischen Prozess einbetten zu können, ist andererseits grundlegendes, diagnostisches Wissen (2) erforderlich. Die Analyse von Schülerlösungen greift zuletzt auf Fachwissen (3) zurück, welches zugleich Grundlage für die Planung von Fördermaßnahmen ist. Die theorie- und evidenzbasierte Entwicklung der Intervention folgt den Arbeitsschritten der kompetenzorientierten Studiengangsentwicklung (Schaper, 2012) und bezieht die Erkenntnisse zweier Vorstudien mit ein.
Die erste Vorstudie erhebt im Rahmen einer Bedarfsanalyse das Vorwissen zu pädagogischer Diagnostik. Im Vordergrund standen erlebte Lerngelegenheiten zu den oben genannten Wissensbereichen. Auf Grundlage der Forschungsfrage „Welche Einstellungen und Haltungen werden von Lehramtsstudierenden auf Grund ihrer Erfahrungen gegenüber der diagnostischen Kompetenz vertreten?“ wurden Lehramtsstudierende (n=12) des Fachs Biologie kurz vor ihrem Examen befragt. Durch fokussierte Gruppeninterviews und inhaltsanalytische Aufbereitung des Materials konnte die Vermutung, dass auch bisherige Lehramtsstudierende am Ausbildungsstandort Freiburg von mangelnden Lernangeboten betroffen sind, bestätigt werden. Das erhaltene Material wurde in Kategorien zusammengefasst und zu zwei Haltungen, die für die Passung von Lerninhalten und –aktivitäten relevant sind, verdichtet. Demnach kann eine aufgeschlossene Haltung zur positiven Aufnahme der Intervention beitragen, wenn die diagnostische Kompetenz als notwendige Qualifikation im Schulalltag thematisiert sowie Wünsche der Studierenden bezüglich praktischer Umsetzung von erlernten Methoden berücksichtigt werden. Eine problemorientierte Haltung der Befragten betont dagegen mangelnde Vorerfahrungen bezüglich Erhebungsmethoden sowie diagnostischem Grundlagenwissen und fordert zur Kompensation dieser Lücken auf. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf deren Beitrag zu den drei Kohärenzkomponenten Verstehbarkeit, Bedeutsamkeit und Bewältigbarkeit späterer Diagnose- und Förderaktivitäten diskutiert.
Die zweite Vorstudie konkretisiert Lehrveranstaltungsinhalte (Themen und Methoden) der Intervention. In einer systematischen Übersicht wurden Erkenntnisse zur Reviewfrage „Welche thematischen Lehrveranstaltungsinhalte und methodischen Zugänge fördern diagnostische Kompetenz als die Fähigkeit, fachliches Lernen mithilfe von Lernaufgaben zu analysieren, bei Lehramtsstudierenden der naturwissenschaftlichen Fächer?“ identifiziert. Die Evidenz aus 36 Studien wurde in drei Kategorien zusammengefasst. Die erste Kategorie beschreibt Ausbildungsmerkmale, die beim Aufbau einer aufgabenbezogenen diagnostischen Kompetenz unterstützen können, zum Beispiel durch Konkretisierung des diagnostischen Grundlagenwissens. Die zweite Kategorie betont als methodischen Zugang Lehr-Lern-Konzepte, die über den Einsatz authentischer Fallbeispiele aktives Lernen befördern können. Eine dritte Kategorie fasst Evidenz zu Aufgaben als Lern- und Diagnosehilfen zusammen. Die Evidenzlage wird vor dem Hintergrund der Güte eingeschlossener Studien diskutiert.
Auf Grundlage der Vorstudien wurden im Rahmen einer didaktischen Konstruktion Kompetenzprofil, übergeordnete Lehrziele, adäquate Lehr- und Lernmaterialien sowie passende Lernaktivitäten entwickelt. Die Intervention (insg. 540min) wurde nach erfolgter Pilotierung als reguläre Lehrveranstaltung an der Universität Freiburg zu zwei Zeitpunkten ausgebracht und an jeweils drei Tagen (à 180min) durchgeführt. Teilnehmende beschäftigten sich mit Zielen und Notwendigkeit pädagogischer Diagnostik im Schulalltag, erwarben ein grundlegendes Diagnosewissen und durchliefen einen kompletten diagnostischen Prozess. Schwerpunkte waren die Entwicklung von Aufgaben als semiformelle Diagnoseinstrumente passend zu einem fachlichen Diagnoseziel, das Erheben und Auswerten von Daten anhand von Videovignetten, welche Schülerinnen und Schüler bei der Aufgabenbearbeitung zeigen sowie die Ableitung von Fördermaßnahmen. Die zweite Durchführung wurde nach den Erkenntnissen des Evidenzberichts mit Blick auf Reflexion als methodisches Grundelement überarbeitet.
Die Wirksamkeit der Intervention wurde im Rahmen der dritten Forschungsfrage untersucht: „Inwiefern fördert die biologiedidaktische Intervention die diagnostischen Kompetenzen als die Fähigkeit, fachliches Lernen mithilfe von Lernaufgaben zu analysieren?“. Die Auswertung der quasi-experimentellen Interventionsstudie erfolgte in einem Mixed-Methods-Design. Die summative Evaluation berücksichtigte aufgabenbezogenes Diagnosewissen (selbsterstellter Wissenstest) sowie selbsteingeschätzte Fähigkeiten zum Unterrichten und Diagnostizieren (KLiP). Die Auswertung der Daten erfolgte im Prä-/Posttest-Vergleich mithilfe zweifaktorieller Varianzanalysen. In Hinblick auf das diagnoserelevante Selbstkonzept der Teilnehmenden wurden Einstellungen und Vorerfahrungen zur Pädagogischen Diagnostik mithilfe eines selbsterstellten Fragebogens erhoben. Im Posttest wurde die Intervention bezüglich Akzeptanz (heiQ) und Verständlichkeit (COHEP) durch die Teilnehmenden bewertet und mithilfe verteilungsfreier Tests analysiert. Relevantes Fachwissen wurde separat erhoben (MC-Wissenstest). Die qualitative Evaluation wurde durch Gruppeninterviews parallel zur Durchführung der Intervention umgesetzt und fand zu drei Zeitpunkten vor, nach und während der Intervention statt. Das Material wurde im Forschungsrahmen der Grounded Theory ausgewertet.
Ein Kompetenzzuwachs der Teilnehmenden (n=103) kann nach Auswertung des Wissenstests zum aufgabenbezogenen Diagnosewissen sowie den selbsteingeschätzten Fähigkeiten zum Unterrichten und Diagnostizieren als nachgewiesen gelten. Die Ergebnisse der qualitativen Evaluation sprechen für eine nachhaltige Einstellungsänderung, die zur Absicht führt, die Themen der Diagnose und Förderung als Entwicklungsaufgabe weiter vertiefen und erlernte Methoden praktisch ausprobieren zu wollen. Die Umsetzung der reflexionsbasierten Kursmethodik ging im Einklang mit der Literatur nicht mit Einbußen im aufgebauten Wissen einher. Es konnte jedoch kein zusätzlicher Effekt auf den Kompetenzzuwachs gemessen werden. Umfangreiche Reflexionsprozesse scheinen negative Auswirkungen auf die berichtete Akzeptanz und wahrgenommene Verständlichkeit zu haben. Weiterführende Analysen weisen auf einen hohen Einfluss von Fachwissen auf die erfassten Diagnoseleistungen hin. Auch das Vorwissen zur Pädagogischen Diagnostik stand in positivem Zusammenhang mit dem Wissenserwerb.
Der Kompetenzzuwachs wird abschließend vor dem Hintergrund des Einflusses zweier Personenmerkmale (Vorwissen zu pädagogischer Diagnostik, Fachwissen der Teilnehmenden) sowie der Wahrnehmung von Kohärenz diskutiert.
Für die Integration in das deutsche Regelschulsystem stellt sich einigen SeiteneinsteigerInnen eine doppelte Erwerbsaufgabe. Neben dem L2-Deutsch Spracherwerb ist auch der Zweitschrifterwerb Deutsch im Schriftsystem der lateinischen Alphabetschrift zu bewältigen.
Für arabisch erstalphabetisierte SeiteneinsteigerInnen geht dieser Zweitschrifterwerb mit einem Richtungswechsel bei der Schreib- und Leserichtung einher. Um über diesen Schrifterwerbsprozess Erkenntnisse zu gewinnen, wurde eine Handschriftenuntersuchung zur L2-Deutsch Schriftrealisation mittels eines digitalen Smartpens durchgeführt. Der Status dieser Schriftrealisation von arabisch erstalphabetisierten SeiteneinsteigerInnen sowie ein Schriftperformanzvergleich mit RegelschülerInnen wurden mit dem Fokus auf erfolgte Bewegungsprogramme bei der Buchstabenrealisation sowie Schreibgeschwindigkeit untersucht. Die Untersuchung befasste sich zudem mit möglichen Transfers von der Erstschrift Arabisch auf die Zeitschrift Deutsch.
Als Ergebnisse der Schriftuntersuchung zeigten sich neben für normabweichende Realisationen sensible Buchstaben und Buchstabengruppen, typische Schreibmuster von SeiteneinsteigerInnen, deutliche Performanzunterschiede zwischen den Gruppen sowie unterschiedliche Transfers von der Erstschrift auf die Zweitschrift.
In der vorliegenden Dissertation wird thematisiert, inwieweit der Prozentstreifen Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen kann, im Bereich der Prozentrechnung sowohl ein besseres konzeptuelles Wissen zu erlangen als auch bessere Lösungshäufigkeiten zu erzielen.
In drei Teilstudien wurde aus unterschiedlichen Perspektiven heraus untersucht, inwieweit der Prozentstreifen ein hilfreiches Instrument für die Unterstützung im Bereich der Prozentrechnung ist:
In der ersten Teilstudie wurde eine Betrachtung verschiedener Aufgabentypen aus dem Bereich der Prozentrechnung und deren jeweilige Schwierigkeit in der Bearbeitung für Schülerinnen und Schüler vorgenommen.
In der zweiten Teilstudie, in der die Lernendenperspektive im Fokus stand, wurde in aufgabengeleiteten Interviews untersucht, wie Schülerinnen und Schüler die Arbeit mit dem Prozentstreifen beurteilen.
In der dritten Teilstudie schließlich wurde in einer größeren Stichprobe quantitativ die Wirkung einer Intervention zum Prozentstreifen untersucht.
Die Gesamtbetrachtung der Ergebnisse liefert Hinweise darauf, dass ein systematisches Einbinden des Prozentstreifens in den Unterricht sinnvoll ist.
Das vorliegende Dissertationsprojekt knüpft an die Grundthematik „Schulen in der Einwanderungsgesellschaft“. Dabei wird auf die Studien der migrationsbezogenen Bildungsforschung, der Migrationssoziologie und der Erziehungswissenschaft Bezug genommen, welche die zahlreichen Herausforderungen für die Schul- und Bildungspraxis erörtern. In diesem Kontext wird auf einen unbefriedigenden Forschungsstand hingewiesen: Die einschlägige Forschung ist auf die Untersuchung von Formen der Ungleichheitsreproduktion und Diskriminierung fokussiert, dabei werden institutionelle Strukturen sowie die Akteursperspektive der Bildungspolitik und des schulischen Personals akzentuiert. Erfahrungen und Praktiken migrantischer Schülerinnen und Schüler werden vernachlässigt. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wird ein wichtiger Beitrag dahingehend geleistet: Aufmerksam wird darauf gemacht, dass die Schulsituation und Bildungssituation von Minderjährigen mit Migrationsbezügen zwar auf umfangreiche Weise erforscht worden ist, es dennoch einen relevanten Forschungsgegenstand gibt – nämlich die eigene Perspektive von Heranwachsenden mit Migrationshintergrund auf Schule. Auf der Grundlage dieser zentralen Erkenntnis wird der Fokus auf die Adressaten der Schule gerichtet. Um die Subjektperspektiven detailliert herauszuarbeiten, werden Heranwachsende in Gruppendiskussionen dazu veranlasst, ihre Sicht auf Schule als Erfahrungszusammenhang darzulegen. Im Kern geht es darum, konjunktive schulische Erfahrungsräume zu erkunden, die sich speziell Individuen teilen, die neben ihren verschiedenen sozialen Positionen – wie etwa als Adoleszente, als Gesellschaftsmitglieder und als Schulakteure – eine unvorteilhafte soziale Stellung als Migrationsandere zugewiesen bekommen; die in der Einwanderungsgesellschaft potenziell mit folgenschweren diskriminierenden und ausgrenzenden Fremdzuschreibungen als „ethnisch-nation-kulturell anders Geltende“ in Berührung kommen und die auf den verschiedenen Interaktions- und Kommunikationsebenen auf Unterscheidungspraktiken („Ausländischem-Wir und Inländischem-Wir“) stoßen und dabei als „Nichteigene“ markiert werden. In diesem Kontext werden die in den Gruppendiskussionen entstandenen „Ausländer-Sein an Schulen“-Diskurse ausführlich rekonstruiert und soziologisch analysiert.
Durch das unbefriedigende Abschneiden der deutschen Schülerinnen und Schüler bei internationalen Vergleichsstudien wird das vermeintlich sehr gute Schulsystem Deutschlands immer stärker hinterfragt. Als eine mögliche Ursache für die Defizite der Lernenden wurde die mangelnde professionelle Kompetenz der Lehrkräfte genannt. Als logische Konsequenz muss das Lehrerbildungswesen und in diesem Zusammenhang die Lehrerfortbildung als dritte Säule der Lehrerbildung hinterfragt werden.
Als Fortbildungsthema steht das Produktive Üben exemplarisch im Fokus. Üben stellt eine wichtige Komponente im Mathematikunterricht dar. Lehrkräfte wählen in ihrem Unterricht Aufgaben nach subjektiven Theorien aus. Eine systematische Auswahl nach lerntheoretischen Prinzipien ist hingegen wünschenswert und kann möglicherweise durch eine theoriegeleitete Aufgabenkonstruktion in der Fortbildung gefördert werden.
Das vorliegende Forschungsvorhaben untersucht die Wirksamkeit einer Lehrerfortbildung zum Produktiven Üben auf drei Ebenen: 1) Lehrerinnen und Lehrer: Kompetenzzuwachs bei der Klassifizierung von Aufgaben hinsichtlich der Facetten produktiv vs. traditionell sowie prozedural vs. konzeptuell, 2) Unterricht: Veränderte Aufgabenauswahl bei der Planung von Übephasen, 3) Schülerinnen und Schüler: Kompetenzzuwachs hinsichtlich der Wissensarten prozedural und konzeptuell.
Methodisch wird auf der Ebene der Lehrpersonen ein Pre-Post-Design im Kontrollgruppendesign gewählt. Auf der Ebene des Unterrichtes erfolgt eine Analyse und Bewertung der für die Übungsphasen ausgewählten Aufgaben. Auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler werden ebenfalls Testungen im Pre-Post-Design im Kontrollgruppendesign durchgeführt.
Als erwartetes Ergebnis sollte bei fortgebildeten Lehrkräften eine signifikante Auswirkung auf den Kompetenzzuwachs der beschriebenen fachdidaktischen Kompetenz der Lehrperson feststellbar sein. Dieser Kompetenzzuwachs sollte sich auch bei der Aufgabenauswahl für den Unterricht widerspiegeln. Auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler sollte im Vergleich zur Kontrollgruppe ein unterschiedlich starker Leistungszuwachs in den Bereichen prozedurales und konzeptuelles Wissen messbar sein.
Lernen durch Zeichnen und Demonstrieren als Unterstützungsmöglichkeiten beim Lernen mit Animationen
(2019)
Animationen sind im heutigen Bildungsalltag allgegenwärtig. Mit ihrer häufigen Verwendung geht oftmals die implizite Erwartung einer lernförderlichen Wirkung einher. In der Praxis zeigen sich jedoch meist nur geringe Effekte, wenn die Lernwirksamkeit von Animationen mit derjenigen von statischen Bildern verglichen wird.
Die vorliegende Arbeit setzt am Unterstützungsbedarf Lernender bei der Verarbeitung von Animationen an und untersucht in einer Reihe empirischer Studien das Potenzial verschiedener lernstrategischer und gestalterischer Unterstützungsmaßnamen. Dabei erweisen sich die verschiedenen Ansätze als unterschiedlich effektiv. Dies wird zurückgeführt auf die unterschiedlich Passung der einzelnen Maßnahmen auf die allgemeinen Verarbeitungsanforderungen beim Lernen mit Animationen und die spezifischen Anforderungen der verwendeten Animation eines Viertaktmotors.
Nachhaltiges Denken und Handeln ist als handlungsleitendes Bildungsprinzip zu verstehen, das auch eine wesentliche Aufgabe und Herausforderung im Hochschulkontext darstellt. Als Bildungsstätten für zukünftige Entscheidungsträger/innen beziehungsweise als Orte der Forschung übernehmen Hochschulen in diesem Sinne eine große Verantwortung; sowohl durch die Vermittlung von Kenntnissen, Kompetenzen und Werten in Lehre und Studium, als auch durch die Generierung von Wissen und Innovation in der Forschung (DUK). Ziel des Vorhabens ist es, den Ist-Stand der Bildung für nachhaltige Entwicklung an bolivianischen Hochschulen zu erheben und zu analysieren. Um dies zu ermöglichen, wurde ein Messinstrument konstruiert, welches das komplexe Bedingungsgefüge der Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung untersucht und es erlaubt, Aussagen darüber zu treffen, inwieweit Bildung für nachhaltige Entwicklung im Hochschulsektor verankert ist und wie sich die Rahmenbedingungen für Theorie und Praxis gestalten. Beispielsweise werden inhaltlich-curriculare Aspekte, ihre Rolle im Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsbewusstsein der Dozentenschaft und Hochschulleitung, die Verwendung und Anwendung BNE-relevanter Unterrichtsmethoden, organisatorisch-institutionelle Aspekte sowie förderliche und hinderliche Rahmenbedingungen für eine BNE im bolivianischen Hochschulkontext untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen einen wissenschaftlichen Beitrag zur empirischen Bildungsforschung leisten, aus dem neue Perspektiven für eine erweiterte Konzeptualisierung, Implementierung und Institutionalisierung von BNE im Hochschulbereich in Bolivien abgeleitet werden können.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, das sprachbildende Potenzial des Singens mit ein- und mehrsprachigen Kindern im letzten Kitajahr zu erforschen, um einen Beitrag zur Verbesserung der sprachbildenden Arbeit im Elementarbereich zu leisten.
Die Arbeit widmet sich den Forschungsfragen (1) Wie gehen Kinder im Vorschulalter mit Deutsch als Erstsprache und Deutsch als Zweitsprache mit dem ihnen in Liedern gezielt angebotenen sprachlichen Input um? und (2) Welche didaktischen Angebote scheinen den Kindern zu helfen, den Input zu verarbeiten?, wobei der zugrundeliegende Forschungsansatz die fachdidaktische Entwicklungsforschung nach Prediger et al. (2012) ist.
Über ein Kitajahr hinweg wurde mit je fünf Vorschulkindern aus den beiden Gruppen einer Kita in der Wuppertaler Nordstadt (sieben Mädchen und drei Jungen), von denen die Hälfte Deutsch als Zweitsprache erwarb, gearbeitet. Die an etwa zwei vierzigminütigen Terminen pro Woche stattfindende musikalisch-sprachdidaktische Intervention wurde videographiert und in Anlehnung an die inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2014) mithilfe von MAXQDA ausgewertet.
Zusätzlich wurde mit allen Kindern eine Vor-, Zwischen- und Nacherhebung durchgeführt, die jeweils u.a. Teile der Sprachstandserhebung LiSe-DaZ (Schulz & Tracy 2011) sowie nachzusprechende Sätze (Tracy 2008:94, Beispiel 38) umfassten. Die so gewonnenen Sprachdaten wurden im Sinne einer Triangulation der Daten und Methoden (vgl. Flick 2010:44-46 und Aguado 2014) mit dem durch Videographie erfassten sprachlichen Verhalten der Kinder im Verlauf der Intervention in Beziehung gesetzt.
Im Hinblick auf Forschungsfrage (1) erweist sich das Nachsprechen von Liedtexten als eine nicht-triviale Rekonstruktionsleistung, die eng mit dem Sprachstand des jeweiligen Kindes verwoben ist, was z.B. an Übergeneralisierungen abzulesen ist. Dabei setzt im Zweifelsfall der Sprachstand die Melodie punktuell außer Kraft.
Als Ansatzpunkte im Sinne von Forschungsfrage (2) erweisen sich z.B. sprachintensive an die Lieder angelehnte Spiele. In deren Rahmen lässt sich beobachten, dass ein Kind eine zielsprachlich angemessene Präpositionalphrase offenbar als unanalysiertes Ganzes (chunk) quasi aus dem Liedtext „ausschneidet“ und in sein lernersprachliches System einfügt. Dies kann ein erster Schritt hin zur Aneignung der in dem chunk enthaltenen Struktur sein (vgl. Tomasello 2000 sowie Bannard & Lieven 2009).