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Kann eine mehrsprachige Ausbildung von angehenden Fremdsprachenlehrkräften die sprachlichen Kompetenzen fördern? Werden Sprachvergleiche als lernförderlich wahrgenommen? Wie wirken sich eigene Lernerfahrungen auf die Einstellungen und Handlungsdispositionen aus? Eva Nelz untersucht dies im Rahmen einer experimentellen Studie zur Wirksamkeit einer mehrsprachigen Lerngelegenheit, die im Rahmen des Promotionskollegs CURIOUS der School of Education FACE entstanden ist.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, das sprachbildende Potenzial des Singens mit ein- und mehrsprachigen Kindern im letzten Kitajahr zu erforschen, um einen Beitrag zur Verbesserung der sprachbildenden Arbeit im Elementarbereich zu leisten.
Die Arbeit widmet sich den Forschungsfragen (1) Wie gehen Kinder im Vorschulalter mit Deutsch als Erstsprache und Deutsch als Zweitsprache mit dem ihnen in Liedern gezielt angebotenen sprachlichen Input um? und (2) Welche didaktischen Angebote scheinen den Kindern zu helfen, den Input zu verarbeiten?, wobei der zugrundeliegende Forschungsansatz die fachdidaktische Entwicklungsforschung nach Prediger et al. (2012) ist.
Über ein Kitajahr hinweg wurde mit je fünf Vorschulkindern aus den beiden Gruppen einer Kita in der Wuppertaler Nordstadt (sieben Mädchen und drei Jungen), von denen die Hälfte Deutsch als Zweitsprache erwarb, gearbeitet. Die an etwa zwei vierzigminütigen Terminen pro Woche stattfindende musikalisch-sprachdidaktische Intervention wurde videographiert und in Anlehnung an die inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2014) mithilfe von MAXQDA ausgewertet.
Zusätzlich wurde mit allen Kindern eine Vor-, Zwischen- und Nacherhebung durchgeführt, die jeweils u.a. Teile der Sprachstandserhebung LiSe-DaZ (Schulz & Tracy 2011) sowie nachzusprechende Sätze (Tracy 2008:94, Beispiel 38) umfassten. Die so gewonnenen Sprachdaten wurden im Sinne einer Triangulation der Daten und Methoden (vgl. Flick 2010:44-46 und Aguado 2014) mit dem durch Videographie erfassten sprachlichen Verhalten der Kinder im Verlauf der Intervention in Beziehung gesetzt.
Im Hinblick auf Forschungsfrage (1) erweist sich das Nachsprechen von Liedtexten als eine nicht-triviale Rekonstruktionsleistung, die eng mit dem Sprachstand des jeweiligen Kindes verwoben ist, was z.B. an Übergeneralisierungen abzulesen ist. Dabei setzt im Zweifelsfall der Sprachstand die Melodie punktuell außer Kraft.
Als Ansatzpunkte im Sinne von Forschungsfrage (2) erweisen sich z.B. sprachintensive an die Lieder angelehnte Spiele. In deren Rahmen lässt sich beobachten, dass ein Kind eine zielsprachlich angemessene Präpositionalphrase offenbar als unanalysiertes Ganzes (chunk) quasi aus dem Liedtext „ausschneidet“ und in sein lernersprachliches System einfügt. Dies kann ein erster Schritt hin zur Aneignung der in dem chunk enthaltenen Struktur sein (vgl. Tomasello 2000 sowie Bannard & Lieven 2009).
Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit soll die Packungsbeilage für Arzneimittel innerhalb eines kompetenzorientierten Deutschunterrichts von Schülern der zehnten Klassenstufe einer Haupt- respektive Werkrealschule hinsichtlich ihrer Textverständlichkeit untersucht und bewertet werden. Bevor jedoch vorab ein entsprechender Unterrichtsentwurf auf der Basis jener Thematik konzipiert wird, sind in einem ersten Schritt die beiden Termini Textverstehen und Textverständlichkeit definitorisch voneinander abzugrenzen. Hierbei müssen die am Textverstehensprozess unmittelbar beteiligten Komponenten Kohäsion und Kohärenz, Referenz sowie Inferenz genauer beleuchtet werden, um zunächst einen Einblick in die komplexen Strukturen und meist unbewussten kognitiven Abläufe während der Rezeption eines Textes zu erhalten. Das Kapitel schließt mit einer Erläuterung unterschiedlicher Wissenssysteme, die stets in einem Relationsgeflecht zueinander stehen. Demnach treten sie keineswegs isoliert voneinander auf, sondern werden meist zeitgleich vom Textrezipienten selbst aktiviert (vgl. BIERE 1989, 86f.). Hieran knüpfen nun Textoptimierungsversuche innerhalb der linguistischen Forschung an, welche sich unterschiedlicher Parameter bedienen und die Verständlichkeit eines Textes durch allgemeine Kriterien erhöhen sollen. An dieser Stelle werden textorientierte von kognitions- und aufgabenorientierten Ansätzen unterschieden, obgleich erst die Kombination der bisher integrierten Modelle einen entscheidenden Beitrag zur Verständlichkeitsoptimierung leisten kann. Denn jene Modelle weisen zuweilen grundlegende Defizite hinsichtlich ihrer praktischen Umsetzbarkeit oder ihrer Präzisierung des entsprechenden Untersuchungsgegenstandes auf, wie es im Folgenden näher auszuführen gilt (vgl. GROEBEN 1986; SICHELSCHMIDT 1988, 9; CHRISTMANN 1989, 17, 131; u.a.).
Das hieran anschließende Kapitel nimmt nun konkret Bezug auf die Packungsbeilage für Arzneimittel als Anweisungs- respektive Anleitungstext. An dieser Stelle ist es unabdingbar, zunächst einmal den medizinisch-pharmakologischen Fachtext von der patientenorientierten Information zu unterscheiden, um schließlich den Beipackzettel texttypologisch einordnen zu können. Gleichsam wird sowohl eine explizite Textsortenbestimmung der Packungsbeilage vorgenommen als auch textpragmatische Aspekte näher beleuchtet. Letztere umfassen dabei den situativen Kommunikationskontext zwischen Textproduzenten und –rezipienten sowie das damit verbundene soziokulturelle Umfeld des Arzneimittelverbrauchers. Einen entscheidenden Einfluss nehmen an dieser Stelle auch juristische Rahmenkriterien, denen die Konzeption von Beipackzetteln unterliegt. Diese gesetzlichen Vorgaben eröffnen eines der essentiellen Problemfelder hinsichtlich der Textgestaltung von Gebrauchsinformationen, sodass im Falle eines Verstoßes der entsprechende Text nicht an den Verbraucher weitergereicht werden darf.
Welche Konsequenzen sich nun aus der Konzeption der Packungsbeilage in Bezug auf das Therapieverhalten des Patienten ergeben können, soll im folgenden Abschnitt dieser Arbeit geklärt werden. Da die Problematik der sogenannten Non-Compliance aus einer Diskrepanz zwischen Medikamentenverbraucher und Informationsquelle resultiert, zu denen primär auch medizinische Fachkräfte, wie Ärzte oder Apotheker zählen, bildet jener Themenschwerpunkt einen eigenen Unterpunkt. Dass Patienten ihren Genesungsprozess zuweilen durch mangelnde Therapietreue behindern, muss dabei anhand verschiedener Einflussfaktoren näher ergründet werden. An dieser Stelle ziehe ich das von OKSAAR (1988) entwickelte Stimulierungsmodell heran, mit welchem der Autor den Kommunikationsprozess zwischen Arzt und Patienten auf der Makroebene zu analysieren versucht. Dabei soll jedoch stets von der Packungsbeilage als Informationsquelle ausgegangen werden, die nach OKSAAR (vgl. 1988, 178) divergierende Stimulierungen beim Rezipienten hervorrufen kann.
Den Hauptteil dieser Arbeit bildet jedoch ein ausführlich konzipierter Unterrichtsentwurf im Fach Deutsch für die Sekundarstufe I der Haupt- respektive Werkrealschule. Hierbei soll das Unterrichtsthema Bewertung der textlichen Merkmale in Packungsbeilagen für Arzneimittel anhand einer exemplarischen Untersuchung des Beipackzettels der „Antibabypille“ innerhalb der Unterrichtsreihe Textverstehen und Textverständlichkeit von Sach- und Gebrauchstexten mit Schülern einer zehnten Klassenstufe behandelt werden. An dieser Stelle nehme ich eine inhaltliche Selektion der Fachtextsorte Packungsbeilage vor und richte den Fokus auf das Kontrazeptivum MonoStep® als eines der medizinisch empfohlenen Kombinationspräparate zur Empfängnisverhütung (vgl. TRUSSEL 2007). Denn die umgangssprachlich betitelte Pille ist das in Deutschland weit verbreitetste Verhütungsmittel unter jungen Frauen und nimmt insbesondere innerhalb der frühen Adoleszenz von etwa 14 bis 16 Jahren eine bedeutende Rolle im lebenspraktischen Alltag der Schüler ein (vgl. PRO FAMILIA 2010, 4).
Nachdem im Anschluss didaktische sowie methodische Überlegungen zu der Umsetzung im schulischen Kontext herauszuarbeiten sind, soll in einem nächsten Schritt der Bezug zu den im aktuellen Bildungsplan 2016 geforderten Kompetenzbereichen des Faches Deutsch hergestellt werden (vgl. BILDUNGSPLAN 2016, Fach: Deutsch). Umrahmt wird das Kapitel schließlich durch ein konkretes Unterrichtskonzept für eine 90-minütige Unterrichtseinheit, wobei stets die Bedeutung der Makro- und Mikrostruktur der Packungsbeilage für den Textrezipienten herauszuarbeiten ist. Demnach werden solche Kriterien von den Schülern analysiert, die zur Textverständlichkeit beitragen oder sie behindern. Jene linguistisch ausgerichtete Unterrichtskonzeption fußt auf den vier Verständlichkeitsmerkmalen nach LANGER, SCHULZ VON THUN und TAUSCH (2011), welche es im Laufe des Unterrichtsprozesses zu überprüfen und bewerten gilt.
Obgleich Arzneimittelinformationen hinsichtlich ihrer sprachlichen und inhaltlichen Gestaltung seit bereits über zwei Jahrzehnten kontrovers in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, erstreckt sich die Aktualität dieser Problematik bis in die gegenwärtige Zeit. Allerdings hat es bisher noch keine konsequente Einigung über eine patientengerechtere Texterstellung gegeben. Daher ist es zum Einen ein besonderes fachwissenschaftliches Anliegen, mit dieser Arbeit einen konstruktiven Beitrag zu jener äußerst komplexen und vielschichtigen Thematik leisten zu können. Andererseits bietet der thematische Schwerpunkt Packungsbeilagen für Arzneimittel aus fachdidaktischer Sicht ein enormes Potenzial für den schulischen Deutschunterricht. So berührt er nicht nur die aktuelle Lebenswelt der Schüler einer zehnten Klassenstufe in besonderer Weise, sondern eröffnet Lernmöglichkeiten auf unterschiedlichen kategorialen Ebenen. Indem schließlich forschungsbasierte, methodisch-didaktische sowie alltagspraktische Aspekte miteinander verbunden werden, soll den Schülern der Jahrgangsstufe zehn ein kompetenzorientierter, inhaltlich anspruchsvoller und zugleich herausfordernder Deutschunterricht offeriert werden.
Die vorliegende Publikation wurde im Rahmen des Projekts Lehrerausbildung in Bolivien und Kolumbien erarbeitet. Das Projekt wurde in den Jahren 2009 – 2012 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst im Rahmen des Programms Fachbezogene Partnerschaften mit Hochschulen in Entwicklungsländern gefördert. Weitere Informationen über das Projekt finden sich unter www.literacidad.net.