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Bisherige Untersuchungen zu kognitiv aktivierendem Unterricht belegen überwiegend positive Effekte auf die Leistungsentwicklung der Schülerinnen und Schüler. Jedoch wird die Wirkung eines solchen Lernangebots bei leistungsschwächeren Lernenden selten untersucht. Der Fokus des vorliegenden Beitrags liegt daher auf der Nutzung und Wirkung kognitiv aktivierenden Unterrichts bei Schülerinnen und Schülern an Haupt- und Realschulen. Es wurde untersucht, (1) ob es einen Zusammenhang zwischen der beobachteten kognitiven Aktivierung und dem Ausmaß selbstberichteter kognitiver Aktivität der Schülerinnen und Schüler gibt und (2) ob sich die in den beobachteten Unterrichtsstunden erzielten Lernzuwächse der Schülerinnen und Schüler mit dem Ausmaß kognitiver Aktivierung im Unterricht und der selbstberichteten kognitiven Aktivität erklären lassen. Dazu wurden 60 videographierte Mathematikstunden hinsichtlich ihres Ausmaßes an kognitiver Aktivierung hochinferent bewertet, die entsprechenden Schülerinnen und Schüler (N = 608) aus der achten Jahrgangsstufe an Haupt- und Realschulen zu ihrer kognitiven Aktivität im Unterricht befragt sowie ihre Leistung im Prä-Post-Design erfasst. Die Vorhersage der kognitiven Aktivität bzw. des Leistungszuwachses wurde mithilfe eines Mehrebenen-Designs untersucht. Erwartungswidrig zeigte sich Evidenz für die Nichtexistenz eines Zusammenhangs zwischen kognitiver Aktivierung und kognitiver Aktivität, jedoch bestätigen die Ergebnisse die Annahme, dass der Leistungszuwachs der Schülerinnen und Schüler unter anderem durch das Ausmaß kognitiver Aktivierung in den Lernbegleitungsphasen moderiert wird. Implikationen für die weitere Forschung werden diskutiert.
Die Schließung von Kindertageseinrichtungen (Kita) als Maßnahme zur Eindämmung des Corona-Virus stellte frühpädagogische Fachkräfte kurzfristig vor veränderte Tätigkeitsbedingungen und Möglichkeiten, den weiterhin bestehenden Bildungsauftrag umzusetzen. Die Zusammenarbeit mit Eltern, mit und ohne digitale Medien, spielt in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle. Der Beitrag untersucht a) wie häufig und in welcher Form Fachkräfte die Elternzusammenarbeit in der Corona-Schließzeit umsetzten, b) welche Einstellungen frühpädagogische Fachkräfte zu digital-gestützter und allgemeiner Elternzusammenarbeit in der Corona-Schließzeit hatten und c) welche Rolle die Qualifikation der Fachkräfte, ihre Einstellungen und ihre wahrgenommene Unterstützung im Hinblick für die digitale und nicht digitale Elternzusammenarbeit in der Corona-Schließzeit spielten. Datenbasis bildet eine bundesweite Onlinebefragung von 3513 Fachkräften in Kitas während der Corona-Schließzeit. Die Ergebnisse zeigen, dass die wahrgenommene eigene Rolle im Hinblick auf die Elternzusammenarbeit einen positiven Einfluss darauf hat, ob mit den Eltern Kontakt aufgenommen wurde. Ob dieser Kontakt über digitale Medien passiert, hängt unter anderem von den Einstellungen der Fachkräfte zu digitalen Medien, der erwarteten Reaktion der Eltern auf diese Form der Elternzusammenarbeit und von der technischen Unterstützung im Implementationsprozess digitaler Medien in der Elternzusammenarbeit ab. Die Ergebnisse werden in Bezug auf strukturelle Bedingungen von Einrichtungen und professionelle Kompetenzen frühpädagogischer Fachkräfte für eine breite Implementierung digitaler Medien in der frühpädagogischen Praxis diskutiert.
Zusammenfassung
Das Konzept der digitalen Gesundheitskompetenz ist das Ergebnis der zunehmenden gesellschaftlichen Durchdringung von digitalen Medien und deren Nutzung im Alltag. Infolge der hohen Zugänglichkeit und Allgegenwärtigkeit von Gesundheitsinformationen steigt die Notwendigkeit nicht nur des Suchens und Findens, sondern insbesondere der Einschätzung ihrer Verlässlichkeit und der darauf bezogenen Selektion und Anwendung für eigene Gesundheitsbelange. Gerade im Kontext der Digitalisierung ist zudem zu berücksichtigen, dass die Nutzenden nicht nur passiv rezipieren, sondern aktiv am Kommunikationsgeschehen durch Interaktion mit bestehenden Inhalten oder durch eigene Informationsbeiträge teilhaben.
Der vorliegende Beitrag gibt eine Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zur digitalen Gesundheitskompetenz, wobei der Fokus vor allem auf dem Kindes- und Jugendalter liegt. Neben seiner terminologisch-konzeptionellen Verortung und der notwendigen Verschränkung mit dem Ansatz der Medienkompetenzen wird das Verhältnis von digitaler Gesundheitskompetenz und sozialer sowie gesundheitlicher Ungleichheit betrachtet. Als ungleichheitsgenerierend wird dabei weniger der unterschiedliche Zugang zu digitalen Medien angesehen, sondern vor allem die Unterschiede in den zum Umgang notwendigen Kompetenzen. Nach einer Übersicht über die wenigen bisher verfügbaren Instrumente zur Erfassung der digitalen Gesundheitskompetenz werden am Beispiel des Settings Schule erste Überlegungen zu ihrer individuellen und strukturellen Stärkung angestellt.
Hintergrund
Die Anzahl multipel chronisch erkrankter Älterer steigt, und Multimorbidität geht mit hoher Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen einher. Um Selbstständigkeit und Verbleib in der Häuslichkeit zu erhalten, wird zunehmend ein integriertes Versorgungsmanagement eingesetzt. Zur Wirksamkeit in der Zielgruppe der multipel chronisch erkrankten Älteren liegen aber kaum belastbare Daten vor.
Ziel der Arbeit
Bewertung der Wirksamkeit von integriertem Versorgungsmanagement bei Erwachsenen und Abschätzung der Übertragbarkeit auf ältere, multimorbide Personen in Deutschland.
Methoden
Systematische Literaturrecherche in der Cochrane Library mit Einschluss von Cochrane-Reviews (CR) zu (a) den 13 häufigsten Gesundheitsproblemen im Alter, mit (b) Komponenten des integrierten Versorgungsmanagements bei (c) Erwachsenen jeden Alters. Experten schätzten die Übertragbarkeit der eingeschlossenen CR auf multipel chronisch erkrankte Ältere in Deutschland ein.
Ergebnisse
Aus 1412 Treffern wurden 126 CR eingeschlossen. Zur Endpunktkategorie Selbstständigkeit und funktionale Gesundheit zeigten 25 CR klinisch relevante Ergebnisse mit moderater Evidenzqualität. Folgende Interventionskomponenten wurden – unter Berücksichtigung identifizierter Barrieren – als übertragbar eingeschätzt und könnten für ein effektives, indikationsspezifisch integriertes Versorgungsmanagement multipel chronisch erkrankter Älterer herangezogen werden: (1) körperliche Aktivierung, (2) multidisziplinäre Interventionen, (3) das Selbstmanagement verstärkende Interventionen, (4) kognitive Therapieverfahren, (5) telemedizinische Interventionen und (6) Disease-Management-Programme.
Schlussfolgerungen
Die identifizierten Komponenten sollten in versorgungs- und patientennahen randomisierten kontrollierten Studien auf Wirksamkeit bei gebrechlichen Älteren geprüft werden.
Bei der Auswahl von Aufgaben für einen adaptiven Unterricht schätzen Lehrkräfte deren fachliche Anforderungen ein. Im Rahmen eines Modells der Informationsverarbeitung wird angenommen, dass bei solchen diagnostischen Urteilen über Aufgaben auf Basis fachdidaktischen Wissens schwierigkeitsgenerierende Merkmale identifiziert und diese hinsichtlich ihres Einflusses auf die Aufgabenschwierigkeit gewichtet werden. Dabei erfolgt die Verarbeitung von Oberflächen- und Tiefenmerkmalen unterschiedlich schnell und ist daher abhängig von der verfügbaren Zeit. Anliegen der Studie ist es, diese Annahmen über die kognitiven Prozesse bei der Urteilsbildung zu prüfen, indem Aufgabenmerkmale systematisch variiert und fachdidaktisches Wissen als Personenmerkmal sowie Zeitdruck als Situationsmerkmal experimentell variiert werden. Zur Prüfung der Modellannahmen werden bei Lehramtsstudierenden (N = 175) zwei Bedingungen verglichen: Einer Experimentalgruppe wird spezifisches fachdidaktisches Wissen über schwierigkeitsgenerierende Aufgabenmerkmale vermittelt. Ihre aufgabendiagnostischen Urteile werden durch paarweise Schwierigkeitsvergleiche erfasst und mit einer Kontrollgruppe verglichen – jeweils mit hoher und mit geringer Zeitrestriktion. Es zeigt sich, dass fachdidaktisches Wissen dazu führt, dass schwierigkeitsgenerierende Aufgabenmerkmale signifikant besser identifiziert und gewichtet werden, Zeitdruck hingegen hat signifikant negative Auswirkungen auf die Urteilsgüte. Die beschriebene Merkmalsvariation schlägt sich demnach hypothesenkonform in der Urteilsakkuratheit nieder, wobei die Prozesse der Identifizierung und der Gewichtung von schwierigkeitsgenerierenden Aufgabenmerkmalen unterschieden werden. Diese Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf die Bedeutung von spezifischem fachdidaktischem Wissen für diagnostische Urteile und geben damit Impulse für die Lehrkräfteaus- und -fortbildung. Die Unterscheidung der kognitiven Prozesse beim Einschätzen von Aufgabenschwierigkeit mit und ohne Zeitdruck legt nahe, dass sich Lehrkräfte hierüber während der Unterrichtsplanung (ohne Zeitdruck) und im Unterrichtsgeschehen (mit Zeitdruck) bewusst sein sollten, um reflektiert damit umgehen zu können.
Der Forschungsstand zu diagnostischen Kompetenzen von Lehrkräften – als wesentliche Voraussetzung für Feedback oder adaptives Unterrichten – wird zurzeit als unbefriedigend angesehen, da kaum überzeugende Theorien über die kognitiven Prozesse bei der Genese diagnostischer Urteile bestehen. An dieser Stelle setzt das Rahmenmodell DiaCoM (Explaining Teachers’ Diagnostic Judgements by Cognitive Modeling) an. Das DiaCoM-Rahmenmodell bietet eine theoretische Basis für Forschungsansätze, die diagnostische Urteile von Lehrkräften als Informationsverarbeitungsprozesse erklären wollen. Es konzeptualisiert diagnostisches Urteilen in Bildungskontexten als kognitive Prozesse einer Lehrkraft über Schülerinnen und Schüler (z. B. deren Fähigkeit) oder über Anforderungen (z. B. Aufgabenschwierigkeiten) auf der Grundlage der Informationen, die explizit oder implizit in einer diagnostischen Situation bestehen. Es bezieht sich auf Theorien der kognitiven Informationsverarbeitung und erfordert eine Spezifikation von vier Komponenten: die Personencharakteristika, die Situationscharakteristika, das diagnostische Denken als Informationsverarbeitung und schließlich das Diagnoseverhalten. Der Beitrag stellt dar, wie das DiaCoM-Rahmenmodell als forschungsheuristisches Modell eingesetzt werden kann, um Erklärungswissen zur Genese diagnostischer Urteile zu generieren: Durch Spezifikation der informationsverarbeitenden Prozesse können theoretische Voraussagen darüber getroffen werden, welche Personen- und Situationscharakteristika zu welchem diagnostischen Verhalten führen. Diese Annahmen sind dann einer experimentellen Prüfung durch systematische Variation der Situation oder der Personen (z. B. durch Instruktion) zugänglich.
Fachlich wenig anschlussfähige Schülervorstellungen können den Aufbau fachlich gültiger ökologischer Konzepte im Biologieunterricht beeinträchtigen, wenn Lehrkräfte diese im Unterrichtsverlauf nicht diagnostizieren und angemessen darauf reagieren. Unterrichtsbegleitende Diagnosen von Äußerungen der Schülerinnen und Schüler müssen häufig spontan („on-the-fly“) erfolgen. Es wäre wünschenswert, bereits angehende Lehrkräfte auf diese herausfordernde Aufgabe vorbereiten zu können. In einem experimentellen Prä-Posttest-Design (N = 36) wurden in dieser Studie Einflüsse auf den Erwerb von Fertigkeiten zur Diagnose von Schülervorstellungen untersucht. Hierfür wurden verschiedene Merkmale fallbasierter Lernsettings systematisch variiert (Video vs. Text/unterschiedliche Arten von Schülervorstellungen). Ein Training an Fallmedien erwies sich für bestimmte Diagnoseinhalte als effektiv im Vergleich zu einer Vermittlung diagnostischen Wissens ohne fallbasiertes Training. Unerheblich schien zu sein, ob als Fallmedium Video- oder Textvignetten verwendet wurden. Darüber hinaus zeigte sich, dass die Fertigkeiten zur Diagnose im Wesentlichen inhaltsspezifisch erworben werden. Die Ergebnisse werden hinsichtlich der Entwicklung von Fördermaßnahmen in der Lehrerbildung diskutiert.
Medienkompetenz ist vielfach normativ definiert und quantitativ geprüft. Eine andere Perspektive einnehmend, greift der vorliegende Beitrag die Debatten um Medienkompetenz von „Digital Natives“ auf, indem er die ethnologische Metapher kulturanalytisch fokussiert. Mit Bezügen zur neueren Kindheitsforschung geht es explorativ um die kulturspezifische Entdeckung von Medienkompetenz als noch unbekannte Praxis. Ethnographisch wird aufgezeigt, wie sich diese Medienkompetenz von Kindern in der Schule konstituiert, beschreiben und verstehen lässt. Dabei tritt die situative Verwicklung dieser Kompetenz mit Grundschule analytisch hervor.
Wissen und Einstellungen sind Kompetenzfacetten pädagogischer Fachkräfte, deren Einfluss auf die Qualität des Interaktionsverhaltens im Kita-Alltag diskutiert wird. Im Zuge der Forderung nach evidenzbasierter Praxis kommt der Wissensorientierung, als Teilfacette pädagogischer Einstellungen, eine besondere Rolle zu, da Fachkräfte zwar über Wissen verfügen können, sie sich für die praktische Anwendung aber auch über deren Sinnhaftigkeit sicher sein müssen. Darunter werden zwei Orientierungsformen gefasst, die Auskunft darüber geben, welche Relevanz Fachkräfte den eigenen Erfahrungen und Intuitionen (Subjektive Orientierung) bzw. wissenschaftlichen Theorien/Konzepten/empirischen Befunden (Objektive Orientierung) für Entscheidungs- und Handlungsprozesse zusprechen. Ziel des Beitrags ist es zu prüfen, ob a) (theoretisches) Wissen und Wissensorientierung von pädagogischen Fachkräften (N = 120) die Qualität des Interaktionsverhaltens vorhersagen und b), ob die Einstellungsfacetten einen moderierenden Effekt im Einfluss von Wissen auf die Interaktionsqualität haben. Die Analysen ergaben, dass das erfasste Wissen einen Prädiktor für die Qualität des sozial- und lernunterstützenden Interaktionsverhaltens darstellt. Eine handlungsleitende Funktion der Wissensorientierung konnte eingeschränkt bestätigt werden und die Subjektive Orientierung stellte sich als Moderator für den Einfluss von Wissen auf sozial- und lernunterstützendes Interaktionsverhalten heraus. Die Ergebnisse werden mit Blick auf weiterführende Forschung und Qualitätsentwicklung diskutiert.
Der vorliegende Beitrag untersucht, inwiefern sich verschiedene Deutungen des Kompetenzbegriffs in psychometrische Modelle überführen lassen und welche Konsequenzen daraus für das Assessment in quantitativen Studien erwachsen könnten. Auf Grundlage von Verhältnisbestimmungen von deklarativem Fachwissen und prozessorientierten Kompetenzen werden dazu Between- und Within-Item-IRT-Modelle definiert und zur Re-Analyse eines Datensatzes einer Querschnittsstudie zur Variablenkontrollstrategie (n = 990) angewendet. Bei Betrachtung der Personenschätzer für die Kompetenzausprägungen, die aus den Modellen generiert werden, zeigt sich, dass ca. ein Drittel der Schülerinnen und Schüler, je nach Modell, unterschiedlichen Quartilen der Verteilung zugewiesen werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Modelle zu unterschiedlichen Informationen hinsichtlich der Zunahme an Wissen oder prozessorientierten Kompetenzen über Jahrgänge hinweg wie auch hinsichtlich von Geschlechterunterschieden in der Kompetenzausprägung führen können. Die Ausprägungen prozessorientierter Kompetenzen von Mädchen fallen aufgrund oder vielmehr trotz des (im Mittel) geringeren Fachwissens höher aus, wenn der Psychometrie ein unabhängiges, aber fachwissensrelatives Kompetenzverständnis zugrunde gelegt wird. Der Beitrag diskutiert diese Befunde mit Blick auf Konsequenzen für Grundlagenforschung, Systemmonitoring und Unterrichtsentwicklung.
Im Forschungszentrum ReCCE (Research Center for Climate Change Education and Education for Sustainable Development) werden Voraussetzungen, Prozesse und Ergebnisse von Bildung für nachhaltige Entwicklung und Klimabildung in der formalen und non-formalen Bildung untersucht. In diesem Papier soll das Forschungsverständnis geklärt, wichtige Forschungsgegenstände skizziert und Qualitätskriterien für die empirische Arbeit bestimmt sowie eine Abgrenzung zu anderen pädagogischen Diziplinen vorgenommen werden.
Lesson Study ist ein forschender Zugang zur (Weiter-)Entwicklung von Lehr- und Unterrichtskompetenzen und zugleich ein Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. In den letzten beiden Jahrzehnten hat das internationale Interesse an Lesson Study eine Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen hervorgebraucht, die jedoch oft sehr unterschiedliche Forschungsziele und bildungskontextuelle Rahmenbedingungen haben. Darüber hinaus werden in den Publikationen diverse Varianten von Lesson Study verwendet. Dies stellt sowohl Forschende als auch Praktiker/-innen vor besondere Herausforderungen, wenn sie einen Überblick über die Erkenntnisse gewinnen wollen. Die Erkenntnisse sind oft nur im Kontext der jeweiligen spezifischen Umstände und Voraussetzungen zu verstehen. Dennoch ist es zentral, dass die aktuelle und künftige Forschung sowie die Praxis an die zahlreich vorhandenen Forschungsergebnisse anknüpfen können.
Diese Forschungsarbeit untersucht wissenschaftliche Publikationen und die Frage, inwiefern sowohl Ziele als auch Prozesse des professionellen Lernens mit Lesson Study auf die Weiterentwicklung von Professionalität ausgerichtet sind. Die Arbeit orientiert sich an den methodischen Vorgehen einer systematischen Review und arbeitet inhaltsanalytisch Lernergebnisse und Aspekte des Lernen mit dem Ansatz heraus.
Es kann aufgezeigt werden, dass sich Lehrpersonen mit dem Ansatz vielfältige professionelle Kompetenzen erwerben können. Allerdings hängt der Erfolg des Kompetenzerwerbs von einer Reihe an Voraussetzungen ab. Diese Voraussetzungen können gestaltet werden, sofern sie von den Implementierenden in den Fokus gerückt werden. Es ist wichtig, nicht nur prozessbezogene und qualitätsbezogene Aspekte des Ansatzes zu beachten und zu gestalten, sondern auch die zahlreichen Voraussetzungen für das professionelle Lernen von Seiten des Schulkontextes und möglicherweise darüber hinaus zu berücksichtigen. Mit Lesson Study können Lehrpersonen ihre professionellen Kompetenzen weiterentwickeln und gleichzeitig einen Beitrag zur Reflexion und theoriebezogenen Rekonstruktion (implizit) kollektiver Wissensbestände der Community of Practice beitragen. Auf diese Weise kann die Schule transformiert werden, unter Berücksichtigung relevanter Aspekte.
Kann eine mehrsprachige Ausbildung von angehenden Fremdsprachenlehrkräften die sprachlichen Kompetenzen fördern? Werden Sprachvergleiche als lernförderlich wahrgenommen? Wie wirken sich eigene Lernerfahrungen auf die Einstellungen und Handlungsdispositionen aus? Eva Nelz untersucht dies im Rahmen einer experimentellen Studie zur Wirksamkeit einer mehrsprachigen Lerngelegenheit, die im Rahmen des Promotionskollegs CURIOUS der School of Education FACE entstanden ist.
Um Schülerinnen und Schüler beim Erwerb erforderlicher Kompetenzen für den Umgang mit neuen, digitalen Technologien bzw. Medien adäquat zu unterstützen und diese lernförderlich im Unterricht einzusetzen, benötigen Lehrkräfte nicht nur eigene Medienkompetenzen, sondern insbesondere medienbezogene Lehrkompetenzen. Eine zielgruppen- und kompetenzorientierte Gestaltung hochschulischer Maßnahmen zur Förderung dieser Kompetenzen im Lehramtsstudium setzt jedoch die konkrete Identifizierung von Bedarfen aus studentischer Perspektive voraus. Bislang fehlt es an einem geeigneten Instrument, um die aus wahrgenommenen Kompetenzdefiziten hervorgehenden, individuellen Bedarfe umfassend und reliabel zu erfassen. Ausgehend von einem heuristischen Rahmenmodell medienbezogener Kernkompetenzen von Lehrkräften (Forschungsgruppe Lehrerbildung Digitaler Campus Bayern [FLDCB], 2017) beschreibt der vorliegende Beitrag die Entwicklung und psychometrische Überprüfung eines Fragebogens zur Erfassung selbsteingeschätzter Bedarfe an medienbezogenen Lehrkompetenzen im Lehramtsstudium. Im Rahmen konfirmatorischer Faktorenanalysen wurde die Dimensionalität des Instruments mittels des „detection of misspecification“-Ansatzes (Saris, Satorra & van der Veld, 2009) untersucht und dessen Reliabilität einer erweiterten Prüfung unterzogen. Basierend auf einer Vorstudie (N = 254) wurden zunächst einige Items überarbeitet. Die Überprüfung des revidierten Instruments in der Hauptstudie (N = 232) ergab ein fünffaktorielles Modell und zeigte, dass sich die individuellen Bedarfe bezüglich medienbezogener Lehrkompetenzen mit Hilfe der entsprechenden Dimensionen (Planung, Entwicklung, Realisierung, Evaluation, Sharing) differenzieren lassen. Zudem konnte durch ein Bifaktor-(S-1)-Modell gezeigt werden, dass ein übergeordneter Generalfaktor nicht ausreichend zur Varianzaufklärung beiträgt und statt eines Gesamttestwerts die einzelnen, reliablen Subskalenwerte verwendet werden sollten. Erste Hinweise auf konvergente Validität sprechen zudem für eine valide Interpretierbarkeit der Testwerte. Trotz weiteren Forschungsbedarfs bietet das vorgestellte Instrument eine Möglichkeit, selbsteingeschätzte Bedarfe an medienbezogenen Lehrkompetenzen im Lehramtsstudium reliabel und ökonomisch zu erfassen, wodurch sich verschiedenste Anwendungsszenarien im Hochschul- und Forschungskontext eröffnen.
Der Beitrag beschäftigt sich anhand von Fotografien mit der Ästhetik und Semiotik bildnerischer Arbeiten von Kindern der dritten und vierten Klassenstufe. Diese Arbeiten entstanden in zwei Lehr-Lernszenarien, die eine Designerin nach dem Prozess und den Prinzipien des Design Thinking im Fach Kunst/Werken und im Sachunterricht in einer Grundschule in Baden-Württemberg durchführte. Skizzen, welche die Kinder als Entwürfe für dreidimensionale Modelle anfertigten, sowie die Modelle selbst wurden einer qualitativen Analyse nach Kuckartz (2018) unterzogen und hinsichtlich ihrer Ästhetik und Semiotik beschrieben. Für die Begriffe „Skizze“ und „Modell“ wird im weiteren Verlauf der Begriff „Artefakt“ in Anlehnung an Park (2020, S. 31) verwendet.
Ziel des Beitrags ist es, die inhärente Ästhetik und Semiotik, welche den Artefakten einerseits sowie dem Schaffensprozess andererseits innewohnen, aufzuzeigen. Die Arbeiten werden zum Teil mit Kommentaren der Kinder untermauert, welche im Rahmen von Interviews, Mitschrieben während der teilnehmenden Beobachtung sowie anlässlich ihrer Präsentationen entstanden sind. Dadurch soll die Möglichkeit zur Reflexion gegeben werden, inwieweit Kinder, wenn man sie selbstbestimmt (Largo, 2011) und ohne vorab kommunizierte Zielvorgaben arbeiten lässt (Heyl & Schäfer, 2016; Stettler, 2021), auf eine selbstverständliche und natürliche Art und Weise in der Lage sind, Lösungen für Aufgaben zu finden (Brown, 2009), welche ihnen im Unterrichtsgeschehen gestellt werden. Zusätzlich wird die Fähigkeit der Kinder dokumentiert, aus Fehlern oder Unwägbarkeiten, welche sich im Verlauf des Schaffensprozesses ergeben haben (Brown, 2009), zu lernen, ihr Bauvorhaben dementsprechend durch Umcodierung (Schwarzfischer, 2013) anzupassen und an dessen Ende den Sinn und die Funktion ihrer Artefakte sowohl visuell als auch verbal zu erläutern (Eco, 2002). In diesen ästhetischen und semiotischen Manifestationen wurden große Synergieeffekte der Fächer Sachunterricht und Kunst/Werken deutlich. Deshalb gibt der Beitrag am Ende einen Ausblick auf eine innovative und transformative Designpädagogik (Park, 2020, S. 33), welche in der Lage ist, die Synergieeffekte dieser beiden Fächer zu nutzen und zu vernetzen, um die kreativen und innovativen Potenziale zu fördern, welche Kinder dieser Altersstufe mitbringen.
Visualisierungen finden in den unterschiedlichsten Lehr-Lernkontexten Anwendung, in der Annahme Lernfortschritte unterstützen zu können. Das vorliegende Forschungsprojekt widmete sich der empirischen Untersuchung der Kompetenzstruktur von Visualisierungskompetenz am Beispiel des Faches Mathematik. Es wurden außerdem dimensionsabhängige Kompetenzabstufungen entwickelt und anhand von IRT-Modellierungen untersucht.
Die Basis eines effizienten Unternehmens liefern zufriedene Mitarbeitende. Aufgrund von derzeitigen Megatrends, wie beispielsweise dem demografischen Wandel oder Fachkräftemangel, sollten sich Unternehmen zeitnah an die Bedürfnisse einzelner Generationen anpassen. Die Angehörigen der Generation Z stehen allmählich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung und könnten dabei helfen, diese aktuellen personalen Herausforderungen zu bewältigen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, welche Faktoren einen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit der Generation Z haben. Ziel war es, allgemeine Handlungsempfehlungen für Unternehmen zu formulieren. Den Ausgangspunkt der Studie liefern dabei theoretische Grundlagen zum Thema Arbeitszufriedenheit und Generation Z.
Insgesamt sind 256 Teilnehmende der Generation Z über einen Online-Bogen befragt worden. Im Anschluss wurden die Daten mit Hilfe deskriptiver und inferenzstatistischer Verfahren ausgewertet. Dabei stellte sich heraus, dass sechs von acht der zuvor aufgestellten Hypothesen bestätigt werden konnten. Neben dem empirisch starken Zusammenhang zwischen der allgemeinen Arbeitszufriedenheit der Generation Z und dem Arbeitsinhalt konnten auch Zusammenhänge zwischen der allgemeinen Arbeitszufriedenheit und der Selbständigkeit und dem sozialen Klima, dem Kommunikationsverhalten von Führungskräften, der Work-Life-Balance und den Entwicklungsmöglichkeiten festgestellt werden. Außerdem hat die angestrebte Berufsbranche der Erhebungsteilnehmenden einen Einfluss auf deren Gehaltserwartungen. Darüber hinaus stellten sich der Arbeitsinhalt, die geschlechterunabhängige Karrieremotivation, die Work-Life-Balance, die Nutzung digitaler Medien sowie die zeitlichen Freiräume als die größten Einflussfaktoren auf die allgemeine Arbeitszufriedenheit der Generation Z heraus.
Die Arbeit liefert durch die anschließende Interpretation und Diskussion der Ergebnisse und die Generierung von Handlungsempfehlungen einen entscheidenden Beitrag für die erwachsenenbildnerische Praxis, da die Personal- und Organisationsentwicklung zu ihren klassischen Berufsfeldern zählt. Außerdem zielt Erwachsenen-/Weiterbildung darauf ab, lebenslange Lernprozesse bei Menschen und auch innerhalb von Organisationen zu unterstützen. Auf Grund der Ergebnisse der Arbeit wird essenzielles Wissen bereitgestellt, welches einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Unternehmen leisten kann.
Hintergrund
Bei der vorliegenden kumulativen Dissertation handelt es sich um eine Interventionsforschung. Als solche ist sie eingebunden in ein innovatives, interprofessionelles Schmerzrehabilitationsprogramm, an welchem die Klinische Soziale Arbeit massgeblich beteiligt ist. Dieses Programm, das Berner ambulante interprofessionelle Rehabilitationsprogramm für Menschen mit chronischen Schmerzen (BAI), steht exemplarisch für die Rehabilitation als wichtiges Arbeitsfeld der Klinischen Sozialen Arbeit. Im Manteltext, der die vier unabhängigen Studien in einen thematischen und methodischen Zusammenhang einordnet, wird entsprechend in die Klinische Soziale Arbeit und in das der Arbeit zugrundeliegende Verständnis von Gesundheit, Evidenzbasierung und Arbeitsfähigkeit eingeführt, bevor das Phänomen chronischer Schmerz und das Berner Ambulante Interprofessionelle Rehabilitationsprogramm für Menschen mit chronischen Schmerzen (BAI) sowie die Evaluation komplexer Programme besprochen werden.
Ziele
Ziel der Dissertation ist es, einen Beitrag an die Evidenzbasierung der Klinischen Sozialen Arbeit und damit an die Verankerung der Profession im Gesundheitswesen zu leisten. Dadurch sollen Menschen, die von chronischen Schmerzen betroffen sind, zukünftig noch besser behandelt, ihre Teilhabemöglichkeiten (z.B. am Lebensbereich Arbeit) erweitert und ihre Fähigkeit zur gelingenderen Lebensführung bei chronischem Schmerz verbessert werden. Dazu wird in dieser Dissertation erstens die Frage nach Möglichkeiten der interventions- und gegenstandsangemessenen Erfassung von Arbeitsfähigkeit geklärt und zweitens die Bedeutung sozialer Kontextfaktoren für die Arbeitsfähigkeit bei chronischen Schmerzen untersucht.
Studie I beantwortet die Frage, welche existierenden deutschsprachigen Assessments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit bei Klientinnen und Klienten mit chronischen Erkrankungen zu validen Resultaten führen und praktikabel sind. Studie II untersucht die Frage, bei welchen Items eines bestimmten Instruments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit (dem iPCQ) Patient*innen in der deutschsprachigen Schweiz Probleme haben die Fragen, Erläuterungen und Anweisungen im intendierten Sinne zu verstehen, die für die Beantwortung der Items nötigen Informationen im Gedächtnis abzurufen, sich für eine Antwort zu entscheiden und zu antworten. Zudem untersucht sie, welcher Art die Probleme sind und was zu deren Behebung beitragen könnte. Studie III beantwortet die Frage, welche Kontextfaktoren sich aus der Perspektive von Menschen mit chronischen, muskuloskelettalen Schmerzen, die an einem interprofessionellen Rehabilitationsprogramm teilnehmen, auf eine Veränderung ihrer Arbeitsfähigkeit auswirken und wie es dazu kommt.
Studie IV untersucht schlussendlich, welche inklusions- und teilhabebezogenen sozialen Faktoren bei Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden mit Produktivitätsverlust assoziiert sind.
Methoden
Diese Dissertation besteht aus vier methodisch eigenständigen Studien. Studie I ist eine systematische Literaturrecherche, bei der acht Datenbanken (Medline, CINAHL, PsycInfo, Cochrane HTA, DARE, CCMed, Sowiport und BASE) durchsucht wurden. Dabei wurden folgende Suchbegriffe verwendet: Assessment, Chronische Erkrankung, Arbeitsfähigkeit, Validität und Praktikabilität. Die dadurch gefundene Literatur wurde anhand inhaltlicher und qualitativer Kriterien überprüft und in die Studie ein- oder von ihr ausgeschlossen. Studie II ist eine qualitative Validierungsstudie. Im Rahmen dieser Studie haben wir kognitive Interviews mit Menschen mit chronischen Krankheiten und mit Fachpersonen durchgeführt und basierend auf der Framework-Methode analysiert. Studie III ist eine Realist Impact Evaluation, für welche problemzentrierte Interviews mit acht ehemaligen BAIAbsolvent* innen durchgeführt und mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet wurden. Studie IV ist eine hierarchische Regressionsanalyse. Abhängige Variable war der Produktivitätsverlust gemessen mit dem iPCQ, unabhängige Variablen waren die Schmerzstärke sowie demographische und soziale Kontextfaktoren, die im Schmerzregister der Klinik erhoben werden.
Resultate
Studie I zeigte, dass grundsätzlich validierte und praktikable Instrumente zur Erhebung von Arbeitsfähigkeit in der Klinischen Sozialen Arbeit und der interprofessionellen Praxis und Forschung zur Verfügung stehen, dass aber im spezifischen Kontext sorgfältig geprüft werden muss, welches Instrument sich für die jeweiligen Ziele, Ansprüche, Klient*innengruppen und die zur Verfügung stehenden Ressourcen eignet und dass für einige der Instrumente weiterer Bedarf besteht, die verschiedenen Quellen der Validität für die Nutzung in einem bestimmten Kontext zu überprüfen.
Mit Studie II konnten die in der Forschungspraxis festgestellten Probleme bei der Nutzung des iPCQ in Bezug auf das Verständnis von Fragen und Anweisungen, den Abruf von Informationen aus dem
Gedächtnis, den Entscheidungsprozess und das Konstrukt bestätigt, neu aufgedeckt und erklärt werden. Sie können helfen, den iPCQ weiterzuentwickeln für die Nutzung bei Menschen mit chronischen
Erkrankungen und weitere Schritte zur Unterstützung der Validität der deutschen Version des iPCQ einzuleiten.
Die Resultate von Studie III können helfen, das komplexe Wechselwirkungsgeschehen zwischen sozialen Kontextfaktoren, Mechanismen und der Fähigkeit, nach einer Rehabilitation trotz Schmerzen am Lebensbereich Arbeit zu partizipieren, besser zu verstehen und Schmerzrehabilitationsprogramme darauf aufbauend weiterzuentwickeln. Die Studie hat gezeigt, dass soziale Kontextfaktoren und damit in Verbindung stehende Mechanismen die erreichbaren Outcomes eines komplexen, interprofessionellen Rehabilitationsprogramms nicht nur während der Intervention, sondern bereits vor Antritt und insbesondere auch in der Phase unmittelbar nach Ende der Intervention stark beeinflussen können.
Studie IV hat gezeigt, dass teilhabebezogene soziale Kontextfaktoren auch in unserem konkreten Sample von Menschen, die von chronischen Schmerzen betroffen sind in einem Zusammenhang stehen mit der Arbeitsfähigkeit.
Diskussion
Die Resultate der Studien I und II ergänzen die Resultate anderer Validierungsstudien zum iPCQ, indem sie insbesondere die Validitätsquellen «Antwortprozesse» und «Konsequenzen der Testung» für die Nutzung des iPCQ bei Menschen mit chronischen Krankheiten in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum abdecken. Sie legen die Grundlage dafür, dass die Validität des Fragebogens weiter verbessert werden kann. Die aus den Ergebnissen abgeleiteten Vorschläge an die Entwickler*innen sind jedoch nicht als finale Empfehlungen, sondern als erster Schritt hin zu einer validierten deutschsprachigen Version des iPCQ für den Einsatz bei Menschen mit chronischen Krankheiten zu verstehen. Als nächstes kann nun eine sprachkompetente und -sensible Übersetzung des niederländischen Originalfragebogens ins Deutsche erfolgen. Ein weiterer Schritt kann dann in Anlehnung an Beatons Empfehlungen für transkulturelle Übersetzungen von Erhebungsinstrumenten (cross-cultural translations) die kritische Diskussion der Übersetzung in einer Expert*innengruppe sein, um die unterschiedlichen Versionen zu konsolidieren. Studie III hat generell bestätigt, dass chronischer Schmerz die für die Lebensführung zur Verfügung stehenden Gesamtressourcen eines Menschen derart einschränken kann, dass die Gefahr besteht, dass einige Lebensbereiche nicht mehr aktiv gestaltet oder gepflegt werden können. Der Wegfall dieser (oftmals regenerativen) Lebensbereiche kann zu einer Disbalance der gesamten Lebensführung führen, welche auch die Teilhabefähigkeit an (re)produktiven Lebensbereichen wie dem Lebensbereich Arbeit und Beschäftigung bedroht. Mit den Resultaten der Studien III und IV wurde bestätigt, dass der chronische Schmerz auch als soziales Phänomen zu begreifen, zu beschreiben und schlussendlich zu behandeln ist. Es hat sich gezeigt, dass chronischer Schmerz ein eigentlicher «Teilhabezerstörer» ist. Am chronischen Schmerz wird die Bedeutung der sozialen Dimension des biopsychosozialen Verständnisses von Gesundheit und Krankheit für das Individuum und die Gesellschaft deutlich.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entwicklung und Validierung eines Instruments zur mehrdimensionalen Erfassung von Selbstwirksamkeitserwartungen berufstätiger Lehrkräfte. Als Anforderungsbereiche werden fokussiert: 1) Schule und Unterricht allgemein; 2) Inklusiver Unterricht; 3) Integration von geflüchteten Kindern in die Klasse. Aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass die eigenen Erwartungen an das Selbst eine erhebliche Rolle für die tatsächlichen Handlungen und Leistungen spielen können, ist die messgenaue, valide und differenzierte Erfassung der Selbstwirksamkeitserwartung von sehr hoher Bedeutung. Jedoch gab es für den deutschen Sprachraum bislang keine multidimensionalen Instrumente, die eine hinreichend differenzierte Messung unterschiedlicher Facetten der Lehrer-Selbstwirksamkeitserwartung in unterschiedlichen Anforderungsbereichen zulassen. Ein solch differenziertes Messinstrument birgt einen sehr hohen Nutzungswert. Zum Beispiel nützt es der empirischen Forschung (z. B. können Zusammenhänge mit anderen Konstrukten je nach Selbstwirksamkeitsfacette variieren) und hat Implikationen für die Praxis (z. B. ermöglicht eine differenziertere Diagnostik individuell zugeschnittene Fördermaßnahmen).
Eine Prä-Pilotierung (N = 216) an Lehramtsstudierenden und eine Pilotierung an berufstätigen Lehrkräften (N = 213) wurde zur ersten Fragebogenreduzierung und -validierung durchgeführt. Im Längsschnitt wurden zusätzlich Daten von berufstätigen Lehrkräften (N1.Messzeitpunkt = 621; N2.Messzeitpunkt = 275; NGesamt = 242) erhoben und ausgewertet. Es zeigen sich reliable multidimensionale Faktorenstrukturen, die sich klar interpretieren lassen. Auch zeigen sich durch den Einsatz zusätzlicher Skalen eindeutige Hinweise auf Konstruktvalidität. Das Instrument kann dementsprechend für forschungs- und praxisbezogene Zwecke eingesetzt werden. Aufgrund dessen wurden weitere Auswertungen vorgenommen, welche Zusammenhangs- und Unterschiedshypothesen umfassen. So zeigte sich beispielsweise, dass insbesondere Lehrkräfte der Förderschulen eine höhere Selbstwirksamkeit im Unterrichten von beeinträchtigten und geflüchteten Schülerinnen und Schülern im Vergleich zu Lehrkräften verschiedener anderer Schultypen verspüren. Zusätzlich wurden (kausale) Zusammenhänge, die Faktorenstruktur und die Messinvarianz der Selbstwirksamkeitserwartung anhand der erfassten Daten genauer untersucht und verschiedene (hierarchische) Modelle miteinander verglichen.