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Hintergrund: Um der Leistungsheterogenität in ihren Klassen gerecht zu werden, müssen Lehrkräfte (binnen-)differenzieren. Dies findet im Biologieunterricht bisher jedoch kaum statt.
Ziele: Vor diesem Hintergrund verfolgt diese Studie folgende Ziele: (a) Welche Ansätze innerer Differenzierung eignen sich aus fachdidaktischer Sicht für die Vermittlung biologischer Inhalte? Welche dieser Ansätze nehmen Lehrkräfte aufgrund ihres Erfahrungswissens an? (b) Hat eine differenzierende Darstellungsform annähernd identischer Lehrinhalte über Experten-Concept-Maps oder Text Auswirkungen auf das Wissen und Können bei Lernenden mit unterschiedlichen Leistungsniveaus? (c) Treten bei den eingesetzten Differenzierungsmaßnahmen geschlechtsspezifische Unterschiede auf? (d) Welchen Einfluss hat die Lernzeit auf das Ergebnis der Schüler? (e) Wie gestaltet sich der Lernprozess der Schüler mit den differenzierten Darstellungsformen und der Lernaufgaben und wo treten dabei Schwierigkeiten auf?
Methodik: (a) In einem ersten Schritt wurden praktische Ansätze zu Binnendifferenzierung während einer Lehrerfortbildung in einem symbiotischen Setting mit zwölf Lehrkräften diskutiert und ausprobiert. Die Fortbildung erstreckte sich über einen Zeitraum von 1,5 Jahren mit insgesamt zehn Sitzungen. Die Teilnehmer setzten sich aus Lehrerinnen zwischen 26 und 57 Jahren mit unterschiedlicher Berufserfahrung zusammen. Die Daten aus der Fortbildung wurden mittels der Methode der teilnehmenden Beobachtung erhoben. (b) Die Wirkung des kooperativ entwickelten Ansatzes wurde in Dyaden-Interviews mit 112 Realschülern aus dem südlichen Schwarzwald in Baden-Württemberg überprüft (62 ♀ / ♂ 50, Alter 12 bis 14). Hierfür wurden Daten mit einem Fragebogen erhoben und mittels einer zweifaktoriellen Varianzanalyse ohne Messwiederholung untersucht (two-way ANOVA). (c) Darüber hinaus wurden die Daten durch lineare Regressionen und t-Tests auf geschlechtsspezifische Unterschiede hin analysiert und durch qualitative Daten aus der Videoanalyse der Dyaden-Interviews ergänzt. Auf die gleiche Weise wurden die Ziele (d) und (e) überprüft.
Ergebnisse: (a) Die teilnehmende Beobachtung erbrachte fünf Punkte für das Gelingen eines Ansatzes zur Binnendifferenzierung im Biologieunterricht: Erstens sollte der Differenzierungsansatz von Lehrkräften den jeweiligen Schülern zugewiesen und nicht von diesen selbst ausgewählt werden. Ferner sollte er explizit leistungsschwächere Schüler unterstützen. Zweitens sollte das Verfahren die Wissenslücken zwischen den Schülern nicht erweitern sondern die Lernenden möglichst auf einem Level halten, damit diese zur Leistungsermittlung die gleichen Tests schreiben können. Drittens sollte das Verfahren schlicht und einfach in der Durchführung sein, mit leicht zu verstehenden Aufgabenstellungen und vorzugsweise mit einer integrierten Musterlösung oder Beispiel-Antwort, damit die Schüler sich selbst korrigieren können. Viertens sollte die Methode nicht zu viel zusätzliche Zeit und Materialien in der Vor- und Nachbereitung beanspruchen und fünftens von so wenig geschriebenem Text wie möglich Gebrauch machen. (b) Bei der Überprüfung dieses Ansatzes hat sich gezeigt, dass sich Experten-Concept-Maps für die Inhaltsvermittlung bei allen Schülern eignen. (c) Bei der Überprüfung der Intervention traten keine messbaren Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf, jedoch ergaben sich unerwartete Ergebnisse bei der Analyse der Daten. Diese traten auf, als die von den Schülern in dieser Studie erbrachten Leistungen in Relation zu ihren eingereichten Schulnoten gesetzt wurden. (e) Hierbei zeigte sich qualitativ wie quantitativ, dass Mädchen nicht so gut abgeschnitten haben wie es aufgrund ihrer Schulnoten zu erwarten gewesen wäre. Dies machte sich besonders bei Aufgaben der Anwendung und des Transfers von Wissen bemerkbar. (d) In Bezug auf Schülerleistung und Zeit kam heraus, dass die Lernzeit bei leistungsschwächeren Schülern im Vergleich zu leistungsstärkeren Schülern einen signifikanten Unterschied macht.
Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass Experten-Concept-Maps für die Inhaltsvermittlung bei allen Schülern eingesetzt werden sollten und die Lernzeit eine effektive und wirksame Differenzierungsmöglichkeit darstellt. Zudem liefern die Ergebnisse Ansätze für weitere Entwicklungen von Differenzierungsansätzen im Biologieunterricht und geben Hinweise auf die Notwendigkeit eines mehr gendersensiblen Unterrichts.
Den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung bildet das Konstrukt der Mitarbeiterbindung. Ausgehend von der rasant verlaufenden gesellschaftlichen Entwicklung unserer Zeit, die sich u.a. im demografischen Wandel und einem dadurch bedingten Fachkräftemangel, einem erhöhten Kostendruck sowie einer tendenziell steigenden Unzufriedenheit von Mitarbeitenden in Organisationen zeigt, stellt sich der Autor dieser Forschungsarbeit die Frage, ob es in Zeiten des Fachkräftemangels nicht sinnvoll wäre, Angestellte an diejenige Organisation zu binden, in der sie bereits tätig sind, um möglichst keine Mangelsituation an Personal entstehen zu lassen. Vor diesem Hintergrund verfolgt die Untersuchung das Ziel, das Konstrukt der Mitarbeiterbindung und die von Mitarbeitern wahrgenommenen lernförderlichen Aspekte der Arbeit in Organisationen als mögliche Stellschraube von Bindung näher zu betrachten. Es wird postuliert, dass Mitarbeiter, welche z.B. im Rahmen ihrer täglichen Arbeit über einen lernförderlichen Arbeitsplatz verfügen, umfassender an ihren Arbeitgeber gebunden sind als solche, die über diese Möglichkeiten nicht verfügen. Diese Ausgangsannahme soll anhand einer quantitativen Untersuchung mithilfe eines Fragebogens geprüft werden.
Die vorliegende Arbeit beginnt mit einem Theorieteil, in dem die Konstrukte Lernförderliche Aspekte der Arbeit und Organisationale Bindung (auch: Organisationales Commitment, OC) beschrieben und operationalisiert werden. Im Rahmen der Hauptuntersuchung (n=507) werden neun Hypothesen zu lernförderlichen Aspekten der Arbeit und OC sowie weitere Annahmen geprüft.
Die zentrale Erkenntnis der vorliegenden Studie besteht darin, dass umfangreiche Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ausprägungen oder auch Dimensionen des OC mit lernförderlichen Aspekten der Arbeit beschrieben werden konnten. Reduziert man die wesentlichen Erkenntnisse der Untersuchung auf ein Minimum, dann könnte das Ergebnis auf die folgende Kurzformel gebracht werden: „Lernförderliche Aspekte der Arbeit haben das Potential, Mitarbeiter zu binden“. Im Zuge der vorgenommenen differenzierten Betrachtung der beiden Konstrukte muss diese Formel allerdings relativiert bzw. konkretisiert werden: Es zeigt sich, dass die drei im weiteren Verlauf der Forschung als „Hotspot“ bezeichneten Korrelate Entwicklungsmöglichkeiten, Mitspracherecht und Selbstständigkeit / soziales Klima einen guten Nährboden für das OC der Mitarbeitenden zu bilden scheinen. Die Zusammenhänge sind vor allem hinsichtlich der Dimension des affektiven OC sehr ausgeprägt vorhanden. Es zeigt sich, dass Mitarbeiter in Organisationen, welche ihre Angestellten wertschätzen, sie durch Bildungsangebote fördern und beteiligen, ihnen Perspektiven aufzeigen und um ein entwicklungsfreudiges Klima bemüht sind, tendenziell stärker an ihren Arbeitgeber gebunden sind als solche Mitarbeiter, welche angeben, nicht über solche lernförderlichen Rahmenbedingungen zu verfügen.
Für die Profession der Erwachsenenbildung liefert die vorliegende Untersuchung einerseits wichtige Erkenntnisse für das erwachsenenbildnerische Berufsfeld der Personalwirtschaft und das dort angesiedelte Handeln. Andererseits wird aufgezeigt, welche Effekte das Bereitstellen lernförderlicher Rahmenbedingungen in Unternehmen nach sich ziehen kann. Die vorliegende Forschungsarbeit leistet somit einen Beitrag für Wissenschaft und Forschung, aber auch für die Praxis. Sie reiht sich in die lange Tradition der Erkenntnisfindung zur Thematik „Commitment“ ein.
Auf Basis bestehender Modelle zur Beurteilung von Unterrichts- und Fortbildungsqualität wird ein mehrstufiges Angebots-Nutzungs-Modell („MANUM“) für die Konzeption und Evaluation von Multiplikatorenfortbildungen für Lehrkräfte entwickelt.
Dieses Modell wird im Rahmen einer exemplarischen Studie über eine Multiplikatorenfortbildung und ihre Folgeveranstaltungen zum Thema Videoarbeit an Schulen erprobt. Die Operationalisierung und Überprüfung der Beurteilungskritieren des Modells erfolgt anhand mehrerer Pilotierungen an Schulen, einer Expertendiskussion, sowie Befragungen der Multiplikatoren und der Fortbildungsteilnehmer. Dabei werden umfassende fortbildungsbegleitende Unterrichtsmaterialien und eine Serverplattform für die landesweite Maßnahme praxisbasiert entwickelt. Die Fortbildungsplanung war ein Kooperationsprojekt zwischen der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen Esslingen in Baden-Württemberg.
Die Dissertation erörtert nach Darlegung von Forschungsstand und Forschungsfragen zunächst die begrifflichen Grundlagen in einem ersten großen Kapitel. Dabei geht es neben Großen Koalitionen in der parlamentarischen Demokratie um den Begriff "Große Koalition" selbst, um dieses Regierungsmodell in einem Überblick über die koalitionstheoretischen Ansätze, um dann die Frage nach dem politischen Einfluss des Parlamentes in den Jahren 1966 - 1969 zu stellen; ebenso um die Rechtfertigung von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger
für dieses Regierungsbündnis und dessen Rolle darin, vor allem um seine Richtlinienkompetenz wie deren staats- und verfassungsrechtliche Beurteilung. Breiten Raum erhalten in diesem Kontext natürlich auch Einfluss wie Funktion des Kanzleramtes im Allgemeinen wie auch Besonderen.
Nach einem Schwenk auf die Großen Koalitionen der Weimarer Republik als die historische Dimension solcher Regierungsbündnisse erörtert die Arbeit die Vita des Rainer Candidus Barzel von seiner Kindheit über die Stationen seiner Karriere bis unmittelbar vor der Wahl Kurt Georg Kiesingers zum Bundeskanzler.
Breiten Raum erhält die Darlegung von Barzels Rolle in dieser Großen Koalition auf den verschiedensten Politikfeldern.
Zuvor versucht sie Antworten auf Barzels Stellung im Bonner Machtgefüge, ebenso die Bedeutung des Fraktionsvorsitzes für ihn.
Ebenfalls ausführlich erörtert werden die informellen Gesprächskreise dieses Regierungsbündnisses sowie ausführlich das besondere Verhältnis zwischen Rainer Barzel und Helmut Schmidt.
In den Schlussfolgerungen gibt die Arbeit Antworten auf die im akademischen Diskurs verschieden beantwortete Frage, ob eine Große Koalition nur ein Übergangsphänomen sein kann; ferner, ob Stabilität trotz Großer Koalition denkbar ist.
Des Weiteren gibt sie Antworten auf die Frage nach dem Rang der Fraktionen in dieser Regierungskonstellation, personalisiert zugespitzt also, ob Rainer Barzel und Helmut Schmidt in Wirklichkeit die heimlichen Regenten waren.
Bei der Antwort auf die Frage, ob Rainer Barzel in diesen knapp drei Jahren zum Kanzlerkandidaten reifte, ist die Studie eher skeptisch. Sie vermisst das letzte Quäntchen Fortune, das Rainer Barzel aus verschiedenen Gründen für den Aufstieg ins Kanzleramt fehlen sollte.
Nachhaltige Entwicklung ist ein zentrales Thema im Bereich schulischer Bildung. Seit mehreren Jahren - spätestens jedoch seitdem die Vereinten Nationen die Jahre 2005-2014 als Weltdekade der „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen hatten - besteht auf internationaler Ebene der Auftrag, das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in die schulische Bildung zu integrieren. Ziel einer nachhaltigen Entwicklung nach dem Verständnis der Vereinten Nationen ist es, sowohl inter- als auch intragenerationale Gerechtigkeit anzustreben: Heutige Generationen sollen nicht auf Kosten nachfolgender leben oder wirtschaften und in gleichem Maße sollen die Lebenschancen und -qualitäten aller zeitgleich lebenden Menschen verbessert werden. Die erfolgreiche Umsetzung tragfähiger Entwicklungsprozesse in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Sozio-Kulturelles stellt eine der großen Herausforderungen unserer Zeit dar. Das zentrale Anliegen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) besteht darin, SchülerInnen dazu zu befähigen, nachhaltige Entwicklungsprozesse anzustoßen und sich effektiv an einer zukunftsfähigen Gestaltung der Weltgesellschaft zu beteiligen. Damit SchülerInnen diesen Erfordernissen gerecht werden können, wird im Diskurs um eine BNE vielfach gefordert, die SchülerInnen zum systemischen Denken zu befähigen. Systemkompetenz gilt als wichtige Voraussetzung für den adäquaten Umgang mit komplexen und untereinander vernetzten Sachverhalten, wie sie gerade in der Auseinandersetzung mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auftreten. Doch obwohl in der Literatur häufig die Forderung zur Vermittlung systemischen Denkens zu finden ist, existieren bislang noch vergleichsweise wenige Ansätze, systemisches Denken im schulischen Kontext zu fördern. Auch die Überprüfung von entsprechenden Interventionsmaßnahmen mit Hilfe von adäquaten Testinstrumenten stellt ein aktuelles Defizit dar. Demzufolge wird in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen, wie die Fähigkeit zum systemischen Denken bei Schüler Innen wirksam vermittelt und angemessen erfasst werden kann. Ein Ziel dieser Arbeit ist es, zunächst das Konstrukt des systemischen Denkens in einem theoretisch fundierten Kompetenzmodell detailliert zu beschreiben. Ein zweites Ziel besteht darin, auf Basis dieser konkreten Konstruktdefinition einen Test zu entwickeln, der den psychometrischen Eigenschaften entspricht und der geeignet ist, um systemisches Denken bei SchülerInnen zu messen. Zuletzt soll mit Hilfe des Tests eine neuartige Unterrichtseinheit zur Förderung systemischen Denkens auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Inhaltlich gliedert sich die Arbeit wie folgt: Im ersten Teil werden theoretische Grundlagen und der aktuelle Stand der Forschung ausgeführt. So werden in Kapitel 1 zunächst die Fragen geklärt, was unter BNE zu verstehen ist, wie sich dieses Bildungskonzept entwickelte und aus welchen Gründen es im Rahmen einer BNE als wichtig erachtet wird, SchülerInnen zum systemischen Denken zu befähigen. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Systemkonzept, das dem systemischen Denken zugrunde liegt und welches in den Umweltwissenschaften eine bedeutsame Rolle spielt. Dabei wird der Systembegriff näher beschrieben und ausgeführt, welche Merkmale zur Beschreibung und welche Modelle zur Abbildung von Systemen existieren. In Kapitel 3 erfolgt zuerst eine Bestandsaufnahme aktueller Konzeptualisierungen systemischen Denkens. Weiter gibt das Kapitel sowohl einen Überblick über bestehende empirische Studien zur Förderung systemischen Denkens als auch über den Forschungsstand zur Operationalisierung dieser Fähigkeit. Das Kapitel führt anschließend zur Herausarbeitung des weiteren Forschungsbedarfs. In Kapitel 4 wird eine neue Definition systemischen Denkens vorgeschlagen und theoretisch ausführlich begründet. Gegenstand von Kapitel 5 sind verschiedene Arten von Kompetenzmodellen und deren Relevanz in der Bildungsforschung. Auf Basis der vorangegangenen Kapitel wird in Kapitel 6 ein Kompetenzmodell für systemisches Denken entwickelt. Darüber hinaus wird auf die Zielsetzung des geplanten Studienvorhabens eingegangen. Der zweite Teil der Arbeit bezieht sich auf die durchgeführten empirischen Studien. So wird in Kapitel 7 das Vorgehen zur Konstruktion eines Messinstruments zur Erfassung systemischen Denkens beschrieben. Des Weiteren erfolgt in diesem Kapitel die Überprüfung des entwickelten Kompetenzmodells zu systemischem Denken. In Kapitel 8 wird von der Validierung des Tests für systemisches Denken berichtet. Inhalt von Kapitel 9 ist der Einsatz des entwickelten Tests zur Evaluation einer Unterrichtskonzeption für systemisches Denken. Den Schluss der Arbeit bildet Kapitel 10 mit einer zusammenfassenden Diskussion und weiteren Implikationen für Forschung und Praxis.
In der vorliegenden Dissertation werden die Ungleichheitsparameter der Bildungsabschlüsse und beruflichen Positionen anhand der österreichischen Volkszählungsdaten 2001 inter- und intragenerational sowie inter- und intragruppal analysiert. Im Zentrum stehen die beiden Anwerbegruppen aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei. Um das Ausmaß der Ungleichheit bewerten und die Komplexität abbilden zu können, wird das MDR-Profil dieser Herkunftsgruppen als neues Instrument entwickelt. Es setzt sich aus der intergenerationalen Mobilitätsrate, der Dissimilaritätsquote zwischen den Gleichaltrigen und dem Rechtsungleichheitswert zwischen den eingebürgerten und nicht eingebürgerten Gleichaltrigen innerhalb jeder Herkunftsgruppe zusammen. Auf Basis einer kritischen Betrachtung unterschiedlicher früherer Forschungsergebnisse zur intergenerationalen Mobilität der ex-jugoslawischen und türkischen Herkunftsgruppen wird der Kriterienkatalog migrationsspezifischer Datenanalyse QS MIGDA entwickelt. Er setzt sich aus den fünf Komponenten Herkunftskontext, Rechtsstatus, Generationenabgrenzung/Geburtsland, Altersgruppenabgrenzung und Prüfung der adäquaten Größe der Zielpopulation in der Stichprobe zusammen. Das Ergebnis ordnet sich in den Erklärungsansatz der aus den USA stammenden Segmentierten Assimilation ein. Zur Anwendung des MDR-Profils als Instrument der komparativen Ungleichheitsanalyse von europäischen Einwanderungsländern wurde der Erklärungsansatz der Segmentierten Assimilation um die Dimension der gesellschaftlichen Makrofaktoren (nationales Selbstverständnis, Rechtssystems, Wohlfahrtsstaatstyp, Wirtschaftsstruktur und Bildungssystem) erweitert und mit dem Begriff der Segmentierten Partizipation neu gefasst.
Die Forschungsarbeit erarbeitet eine soziologische Theorie der Lebensführung mithilfe der Systemtheorie Niklas Luhmanns. Sie untersucht die heutige Lebensführung in der modernen Gesellschaft anhand der Wechselbeziehungen von Individuum und Gesellschaft bzw. zwischen biologischen, psychischen und sozialen Systemen und ihren Umwelten. Die Entstehung von Hilfebedürftigkeit wird im Lebensverlauf untersucht. Die Arbeit kommt zu der zentralen Schlussfolgerung, dass Hilfebedürftigkeit ausgelöst werden kann durch Hyperinklusion ohne Möglichkeit zur Selbstexklusion. Als normative Fundierung einer Theorie der Lebensführung in der Sozialen Arbeit wird der Capability-Approach vorgeschlagen, dessen Grundannahmen eine interessante Affinität zu den sinntheoretischen Ausgangspunkten der Systemtheorie Luhmanns aufweisen.