@phdthesis{Weber2022, author = {Patrick Weber}, title = {Homonegatives Verhalten bei Jugendlichen in der Deutschschweiz. Pr{\"a}valenz und Erkl{\"a}rung anhand eines multifaktoriellen Modells}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:frei129-opus4-9510}, pages = {212}, year = {2022}, abstract = {Die vorliegende Forschungsarbeit verfolgt ein dreifaches Ziel: Sie will erstens einen relevanten Beitrag zur Theoriebildung leisten. Sie will zweitens Fachpersonen, die mit Jugendlichen arbeiten, auf das Thema sensibilisieren. Und sie will schliesslich f{\"u}r die Entwicklung von multiperspektivischen Pr{\"a}ventions- und Interventionsstrategien zur Verminderung homonegativen Verhaltens bei Jugendlichen eine fundierte Grundlage liefern. Zwei Fragen stehen dabei im Zentrum: Einerseits interessierte, wie stark ausgepr{\"a}gt bei heterosexuellen Jugendlichen des 8. und 9. Schuljahres aus der Deutschschweiz homonegatives Verhalten gegen{\"u}ber schwulen M{\"a}nnern ist; anderseits wurde anhand eines komplexen multifaktoriellen Modells {\"u}berpr{\"u}ft, welche Faktoren einen Effekt auf homonegatives Verhalten haben. Bei der Entwicklung des multifaktoriellen theoretischen Modells wurden sowohl sozialpsychologische also auch soziologische Theorien zu sozialer Diskriminierung ber{\"u}cksichtigt. Aus den komplexen Prozessen sozialer Zusammenh{\"a}nge wurden f{\"u}r die quantitative Untersuchung mehrere Faktoren abgeleitet. Das entwickelte theoretische Modell besteht aus den drei Kriteriumsvariablen «direktes homonegatives Verhalten», «indirektes homonegatives Verhalten» und «negatives Verhalten gegen{\"u}ber Gendernonkonformit{\"a}t», aus zw{\"o}lf Faktoren der Individualebene, sechs Faktoren der Kontextebene und sechs Kontrollvariablen. F{\"u}r die Operationalisierung homonegativen Verhaltens wurde ein breites Spektrum an direkten und indirekten Verhaltensweisen ber{\"u}cksichtigt. In die Analysen einbezogen wurden 2210 Jugendliche aus 151 Schulklassen in 30 Schulen aus 11 Kantonen. F{\"u}r die Befragung wurde ein standardisierter Fragebogen auf Papier entwickelt. Neben uni- und bivariaten Analysen wurden die insgesamt 69 Zusammenhangshypothesen mit einem Verfahren der Strukturgleichungsanalyse unter Ber{\"u}cksichtigung der Kontrollvariablen {\"u}berpr{\"u}ft. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass sich jede*r vierte teilnehmende Jugendliche in den 12 Monaten vor der Befragung gegen{\"u}ber mindestens einer Person negativ verhalten hat, weil diese Person schwul ist oder weil angenommen wurde, dass sie schwul sei. Fast die H{\"a}lfte der Teilnehmer*innen zeigte negatives Verhalten gegen{\"u}ber Gendernonkonformit{\"a}t bei Jungen. Indirektes homonegatives Verhalten ist bei den befragten Jugendlichen noch st{\"a}rker ausgepr{\"a}gt. {\"U}ber drei Viertel der Befragten legten mindestens einmal in den 12 Monaten vor der Befragung eine indirekte homonegative Verhaltensweise an den Tag, die als homonegative Mikroaggression eingestuft werden kann. Das aus der Pfadanalyse entstandene Erkl{\"a}rungsmodell f{\"u}r homonegatives Verhalten bei Jugendlichen besteht aus den folgenden sieben Faktoren der individuellen Ebene: «negative kognitive Einstellungen gegen{\"u}ber schwulen M{\"a}nnern», «aggressives Verhalten gegen{\"u}ber Peers», «Religiosit{\"a}t», «soziale Dominanzorientierung», «Wichtigkeit der eigenen sexuellen Orientierung», «Einstellung zu traditioneller M{\"a}nnlichkeit» und «Empathie», und aus den folgenden vier Faktoren der kontextuellen Ebene: «Erwartungen der Eltern», «Erwartungen der besten Freund*innen», «homonegatives Schulklima» und «Normen des Respekts im Klassenzimmer». Hinzu kommen signifikante Effekte der Kontrollvariablen «Geschlecht (m{\"a}nnlich)» und «Migrationshintergrund (S{\"u}dosteuropa, Vorder- und Zentralasien oder Afrika)». Die Ergebnisse der vorliegenden Forschungsarbeit machen deutlich, dass mit Blick auf das homonegative Verhalten bei Jugendlichen dringender Handlungsbedarf besteht. Das komplexe multifaktorielle Erkl{\"a}rungsmodell leistet einen wichtigen Beitrag zur Erkl{\"a}rung solchen Verhaltens. Orientiert an der Interventionsforschung, bildet das Modell mit den festgestellten elf Risikofaktoren eine fundierte Problemtheorie, die f{\"u}r die Entwicklung von wirksamen Pr{\"a}ventions- und Interventionsstrategien und von konkreten Massnahmen zur Verminderung von direkten und indirekten homonegativen Verhaltensweisen unter Jugendlichen grundlegend ist.}, language = {de} }