@article{RieuLeudersLoibl2024, author = {Rieu, Andreas and Leuders, Timo and Loibl, Katharina}, title = {Urteilsverzerrungen beim Diagnostizieren von Fehlkonzepten bei Dezimalbr{\"u}chen}, journal = {Journal f{\"u}r Mathematik-Didaktik}, volume = {45}, number = {1}, issn = {0173-5322}, doi = {10.1007/s13138-024-00231-x}, year = {2024}, abstract = {Zusammenfassung Fehlkonzepte von Lernenden zeigen sich als wiederkehrendes Muster bei der L{\"o}sung vergleichbarer Aufgaben. Dabei kann ein systematisch auftretender Fehler nicht immer direkt und eindeutig auf ein Fehlkonzept zur{\"u}ckgef{\"u}hrt werden. Diese akkurate Diagnose ist allerdings notwendig, wenn eine Lehrkraft adaptiven Unterricht durchf{\"u}hren m{\"o}chte. F{\"u}r eine akkurate Diagnose m{\"u}ssen diagnostisch relevante Informationen z. B. aus (fehlerhaften) Aufgabenl{\"o}sungen verarbeitet werden. Bei der Informationsverarbeitung k{\"o}nnen kognitive Verzerrungen (sog. biases ) auftreten; konkret kann die Mehrdeutigkeit der Situation unber{\"u}cksichtigt bleiben und die nachfolgende Informationsverarbeitung (die Auswahl weiterer Aufgaben und die Interpretation ihres Diagnosepotenzials) nur im Sinne eines angenommen Fehlkonzeptes durchgef{\"u}hrt werden. Die vorliegende Studie untersucht diese Urteilsverzerrung bei diagnostischen Urteilen von angehenden Lehrkr{\"a}ften ( N  = 79) auf der Ebene der Informationsverarbeitungsprozesse. Zudem wird der Einfluss der Pr{\"a}ferenz f{\"u}r Deliberation der urteilenden Person auf diese Informationsverarbeitungsprozesse und deren m{\"o}gliche Verzerrung untersucht. Die teilnehmenden Personen bearbeiteten f{\"u}nf Fallvignetten, in denen sie jeweils mit einer fehlerhaften Lernendenl{\"o}sung aus dem Bereich Dezimalbruchvergleiche konfrontiert wurden und aufgefordert waren, eine eindeutige Diagnose des vorliegenden Fehlkonzepts zu erstellen. Dazu sollten erste Diagnosehypothesen erstellt und anschließend weitere Aufgaben ausgew{\"a}hlt werden, welche die zu diagnostizierenden Lernenden l{\"o}sen. Die zur Auswahl stehenden Aufgaben unterschieden sich in ihrer diagnostischen Relevanz. Auf der Grundlage der beschriebenen Modellierung der Urteilsprozesse konnten mit den erhobenen Daten Kategorien der Informationsverarbeitung und der kognitiven Verzerrung ( confirmation bias ) identifiziert und statistisch unterschieden werden. Als Pr{\"a}diktor f{\"u}r eine hohe Urteilsakkuratheit konnte die Verarbeitung relevanter Informationen im Laufe des Diagnoseprozesses, nicht aber die Wahrnehmung der Mehrdeutigkeit der Urteilssituation zu Beginn des Prozesses identifiziert werden. Eine Pr{\"a}ferenz f{\"u}r deliberate, also bewusst informationsintegrierende Entscheidungen als Personenmerkmal wirkte sich positiv auf die Anzahl formulierter Mehrfachhypothesen aus, hatte allerdings keinen Einfluss auf die Informationssuche und die Akkuratheit der Enddiagnose. Die Ergebnisse liefern erste Hinweise auf den Einfluss der Urteilsverzerrung bei Urteilen von angehenden Lehrkr{\"a}ften und geben Impulse f{\"u}r die weitere Forschung zum diagnostischen Denken. Daher werden abschließend m{\"o}gliche Interventionen zur Reduktion von Urteilsverzerrungen bei angehenden Lehrkr{\"a}ften diskutiert.}, subject = {-}, language = {de} }